Es ist nicht besonders schön mit anzusehen, wenn Hunde oder Welpen ihren eigenen oder den Kot von Katzen, Hühnern oder anderen Tieren beschnüffeln und fressen. Koprophagie ist der Fachausdruck für das Kotfressen bei Hunden.
Die Vierbeiner bringen damit nur nicht selbst in Gefahr, sondern können auch zu einer echten Infektionsquelle für uns Menschen werden. Wir zeigen mögliche Ursachen des Kotfressens, das damit verbundene Risiko und was Sie tun können, um es zu unterbinden.
Ist Kotfressen bei Hunden normal?
Es ist nicht unbedingt normales Verhalten, wenn Hunde Kot fressen. Ihre Urahnen, die Wölfe, machen das nicht. Experten sind der Meinung, dass Welpen Kot fressen, um die eigene Darmflora aufzubauen. Durch flüchtige Fettsäuren haben die Ausscheidungen eine hohe Attraktivität für viele Hunde. Die Ursache kann ganz verschieden sein.
Gründe, warum ein Hund Kot frisst
Es gibt viele Gründe, warum Hunde Kot fressen.
Medizinische Ursachen für Koprophagie
Nährstoffmangel: Ein Hund fressen Kot, um einen Mangel an bestimmten Nährstoffen, Vitaminen oder Mineralien auszugleichen.
Verdauungsprobleme: Krankheiten oder Probleme im Verdauungstrakt können dazu führen, dass der Hund unverdauten Futterbestandteilen im Kot nachgeht.
Parasiten: Darmparasiten können zu einem erhöhten Nährstoffbedarf führen, was den Hund dazu bringen kann, Kot zu fressen.
Diabetes, Cushing-Syndrom oder Schilddrüsenprobleme: Solche Erkrankungen können den Appetit des Hundes verändern und zu ungewöhnlichem Fressverhalten führen.
Erkrankung der Bauchspeicheldrüse: In diesem Fall kann es sein, dass Hunde die Nährstoffe aus dem Futter nicht mehr verwerten können. Durch die Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse verlieren sie an Gewicht und versuchen durch Nahrung Energie zu bekommen. Dabei kann es sein, dass der erkrankte Hund Kot aufnimmt. Hochleistungshunde wie Schlitten- und Windhunde haben ebenfalls dieses Verhalten, um auf schnellstem Weg ihren hohen Energieverlust auszugleichen.
Verhaltensbedingte Ursachen für Koprophagie bei Hunden
Nachahmung: Hunde können dieses Verhalten von anderen Hunden lernen.
Langeweile oder Stress: Ein Hund, der sich langweilt oder gestresst ist, könnte aus Langeweile oder als Bewältigungsstrategie Kot fressen. So sorgt es beispielsweise für Frust, wenn die Hygiene schlecht ist, die Zwinger überfüllt sind und der Kontakt zu Menschen mangelhaft.
Aufmerksamkeitssuche: Manchmal zeigt der Hund dieses Verhalten, um Aufmerksamkeit vom Besitzer zu erhalten, selbst wenn es negative Aufmerksamkeit etwa in Form von Schimpfen ist. Der Hund kann das Verhalten einsetzen, wenn er sich vernachlässigt fühlt.
Sauberkeitstrieb: Besonders Hündinnen, die ihre Welpen säugen, fressen den Kot ihrer Jungen, um das Nest sauber zu halten.
- Futtermangel: Bei einem Hund, der vernachlässigt wird und nur unregelmäßig Futter bekommt, kann es sein, dass er selbstständig nach Nahrung sucht. Es kann sein, dass er versucht, über Kot einen Mangel auszugleichen. Wenn er sich erst daran gewöhnt hat, wird es ihm schwerfallen, wieder davon loszukommen.
- Neugierde: Neugierde ist in erster Linie bei Welpen der Grund. Sie entdecken die Welt und testen vieles. Dazu kann auch das Fressen von Kot, Aas, Abfall und vielen anderen Dingen gehören, die eigentlich nichts mit der Hundefütterung zu tun haben.
- Revierverhalten: Kot und Urin sind Territorialkennzeichen. Bei Hunden kann es bei extremen Revierverhalten vorkommen, dass sie Markierungen von möglichen Rivalen durch das Kotfressen aus dem Territorium entfernen wollen.
Kotfressen bei Hunden: Risiken
Giardien
Bei Giardien handelt es sich um hochinfektiöse, parasitäre Einzeller, die durch den infizierten Durchfall und weichen Kot von anderen Hunden aufgenommen werden. Sie können sich aber auch in Pfützen aufhalten. Giardien können auch für den Menschen gefährlich werden. Hunde bekommen Durchfall, der sich nur mit tierärztlicher Hilfe behandeln lässt. Im Allgemeinen erkranken Hunde an Giardien, wenn ihr Immunsystem nicht intakt ist.
Verwurmung
Durch das Fressen von Kot kann es schnell passieren, dass Hunde Wurmeier oder Wurmlarven aufnehmen.
Durch das Verschlucken der infektiösen Wurmlarven kann es etwa zum Befall mit Spulwürmern wie Toxocara canis kommen, die weltweit vorkommen und auch für Menschen hochproblematisch sind. Spulwürmer verursachen vielfältige Schäden, die sich nach dem Ausmaß des Befalls und dem Larvenstadium des Spulwurms richten.
Es kommt beim Hund zu einer Mangelversorgung mit wichtigen Nährstoffen wie Vitaminen und anderen Vitalstoffen. Das kann zahlreiche Folgen haben und sämtliche Organe befallen. Welpen können sich schon ungeboren im Mutterleib mit Spulwürmern infizieren.
Auch ein Befall mit Bandwürmern ist möglich, wenn ein Hund Kot frisst. Symptome von starkem Bandwurmbefall können vermindertes Leistungsvermögen, Lethargie, Krankheitsanfälligkeit und glanzloses, struppiges Fell sein. Es kann zu Verstopfungen und Darmverschluss kommen. Verlassen die mobilen Bandwurmsegmente den Darm, führt dies meist zu starkem Juckreiz im Analbereich.
Steckt sich der Mensch mit dem kleinen Fuchsbandwurm an, kann es zu einer lebensgefährlichen alveolären Echinokokkose kommen.
Hepatitis
Die Hepatitis contagiosa canis (Hcc) gehört zu den Virusinfektionen. Dabei entzündet sich die Leber chronisch. Der weltweit vorkommende Erreger überträgt sich durch Speichel, Kot oder Urin von Tier zu Tier. Je nach Ausbreiten des Erregers im Körper können lebenswichtige Organe geschädigt werden, sodass der Hund sogar sterben kann. Besonders bei Welpen endet die Krankheit oft tödlich.
Parvovirose
Parvovirose wird über den Kot verbreitet und kann bei Welpen innerhalb von kurzer Zeit tödlich enden. Es handelt sich bei der Parvovirose um eine hochinfektiöse Viruserkrankung. Besonders junge Hunde im Alter von 2 bis 16 Wochen und alte Hunde sind gefährdet.
Toxoplasmen
Toxoplasmen können Hunde direkt nach der Aufnahme von Katzenkot über Schnauze oder Fell auf den Menschen übertragen. Die Toxoplasmose ist eine Krankheit, die Menschen und Hunde gleichermaßen befallen kann. Hunde leiden bereits zu Beginn der Krankheit stark. Eine unbehandelte Toxoplasmose kann chronisch werden mit einer schweren Hirnhautentzündung.
Salmonellen
Salmonellen können aus dem Kot von Hühnern oder Nagetieren aufgenommen werden. Über die Schnauze und das Fell kann der Hund sie weiter auf den Menschen übertragen, was eher selten passiert. Bleibt die Krankheit unbehandelt, kann sie zum Tod des Hundes führen. Bei Hunden mit intaktem Immunsystem muss sie nicht zum Ausbruch kommen.
Vergiftung
Die Gefahr einer Vergiftung besteht besonders, wenn Hunde Pferdeäpfel fressen, die von gerade erst entwurmten Pferden stammen. Bei der Pferdeentwurmung kommen pharmazeutische Mittel zum Einsatz, die für Hunde schädlich sind. Hunde sollten daher auf keinen Fall Pferdeäpfel fressen.
Koprophagie beim Hund: Präventive Maßnahmen
Neben dem Training gibt es ein paar Maßnahmen, mit denen Hunde davon abgehalten werden können, Kot zu fressen.
Mögliche Ursachen medizinisch abklären
Lassen Sie Ihren Hund vom Tierarzt untersuchen, um medizinische Ursachen auszuschließen. Dies kann Bluttests, Kotuntersuchungen und andere diagnostische Maßnahmen umfassen.
- Beim Tierarzt abklären, ob Mangelerscheinungen vorliegen
- Eventuell Blutbild machen lassen
Ernährungsprobleme abklären
Eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung kann dazu beitragen, Nährstoffmängel zu verhindern. Eventuell sind Nahrungsergänzungsmittel notwendig.
- Auf hochwertiges Futter umstellen, beispielsweise BARF
- Futtermenge prüfen, gegebenenfalls Rücksprache mit dem Tierarzt
- Nach tierärztlicher Abklärung Nahrungsergänzungsmittel zufüttern
- Eventuell Blättermagen oder Pansen zum Futter hinzufügen
Hund beobachten
- Beim Gassi gehen und beim Freilauf den Hund vorausschauend beobachten
- Räumen Sie den Kot sofort weg.
Verhaltenstherapeutische Maßnahmen
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Hund ausreichend geistige und körperliche Beschäftigung hat, um Langeweile und Stress zu vermeiden.
- Jeden Versuch der Kotaufnahme direkt unterbinden
- Belohnungsbasiertes Training: Belohnen Sie Ihren Hund für korrektes Verhalten und ignorieren Sie das Kotfressen, um es nicht unbewusst zu verstärken.
- Kommando „Nein“ oder „Aus“: Trainieren Sie Ihren Hund, auf ein Kommando wie „Nein“ oder „Aus“ zu reagieren, wenn er sich dem Kot nähert.
- In hartnäckigen Fällen kann es hilfreich sein, einen Hundeverhaltenstherapeuten zu Rate zu ziehen, der individuell auf das Verhalten Ihres Hundes eingehen kann.
Hausmittel und Präparate
Geschmackskorrigierende Mittel: Es gibt Nahrungsergänzungsmittel und Futterzusätze, die den Geschmack des Kots für den Hund unattraktiv machen sollen.
Ananas oder Kürbis: Manchmal wird empfohlen, dem Futter Ananas oder Kürbis beizumischen, da diese den Kot unattraktiv machen sollen.
Risikomanagement
- Im Garten jeden Kothaufen direkt entfernen, damit der Hund gar keine Möglichkeit hat den Kot aufzunehmen
- Zwinger direkt säubern
Hausmittel
- Vor dem Gassigehen Harzer Roller, Romadur oder anderen besonders stinkenden Käse füttern
- Trockenen Pansen oder frischen grünen Pansen füttern
- Banane ins Futter mischen
- Frischen ungewaschenen Blättermagen füttern
- In jede Futtergabe ein kleines Stück Hefe geben
- Biotin und Vitamin-B Nahrungsergänzung
- Auf BARF (Biologisch Artgerechte Roh Fütterung) umstellen