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Sind Rottweiler gefährlich?
© Phillip van Zyl / Shutterstock

Sind Rottweiler aggressiv?

von Stefanie Gräf

Am veröffentlicht

Es ist ein höchst emotionales Thema: Sind Rottweiler wirklich gefährlich? Unser Ratgeber beleuchtet Mythen und Fakten rund um diese imposante Hunderasse.

Der Rottweiler gehört zu den Hunderassen, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft mit Begriffen wie "gefährlich" oder "aggressiv" in Verbindung gebracht werden. Kaum eine andere Hunderasse polarisiert so sehr wie der Rottweiler. Während die einen in ihm einen treuen, zuverlässigen Familienhund sehen, verbinden andere ihn mit Schlagzeilen über Beißvorfälle und Listenhund-Debatten. 

Doch wie gefährlich ist ein Rottweiler wirklich? Sind sie tatsächlich aggressiver als andere Hunde? Oder steckt hinter dem Image ein Missverständnis, das mehr über den Menschen als über das Tier aussagt? In diesem Ratgeber soll eine ausgewogene und faktenbasierte Betrachtung dieser kraftvollen Hunderasse erfolgen, um der Frage nachzugehen, ob Rottweiler tatsächlich per se als aggressiv oder gefährlich einzustufen sind.

Rottweiler: Mythos der "Kampfmaschine"

Rottweiler haben in der Vergangenheit und Gegenwart aufgrund ihrer Statur, ihres kräftigen Körperbaus und ihrer ursprünglichen Zuchtgeschichte als Treib- und Schutzhunde eine gewisse Stigmatisierung erfahren. Episoden, in denen Rottweiler in Beißvorfälle verwickelt waren, wurden in den Medien oft breitgetreten und trugen zur Verfestigung des Bildes eines gefährlichen Hundes bei.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Aggression kein rassespezifisches Merkmal ist. Jeder Hund, unabhängig von seiner Rasse, kann aggressives Verhalten zeigen, wenn bestimmte Umstände vorliegen. Die Wahrscheinlichkeit und die Ausprägung aggressiven Verhaltens können jedoch durch genetische Veranlagung, Erziehung, Sozialisation, Haltungsbedingungen und individuelle Erfahrungen beeinflusst werden.

Die genetische Veranlagung des Rottweilers

Ursprünglich wurden Rottweiler in der Region um Rottweil in Deutschland gezüchtet und dienten als Treibhunde für Vieh und später als Zughunde. Sie entwickelten dabei Eigenschaften wie:

  • Selbstständigkeit und Entscheidungsfreude: Sie mussten eigenständig Herden kontrollieren und Entscheidungen treffen.
  • Territorialverhalten und Schutzinstinkt: Sie bewachten das Vieh und den Besitz ihrer Besitzer.
  • Kraft und Ausdauer: Sie waren in der Lage, große Tiere zu treiben und lange Strecken zurückzulegen.
  • Beißkraft: Eine große Beißkraft war notwendig, um widerspenstige Tiere zu kontrollieren.

Diese ursprünglichen Eigenschaften können, wenn sie nicht durch konsequente Erziehung und Sozialisation in die richtigen Bahnen gelenkt werden, potenziell zu unerwünschtem Verhalten führen. Es ist jedoch entscheidend zu betonen, dass die moderne Zucht viel Wert auf ein ausgeglichenes Wesen und gute Führigkeit legt.

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Sind Rottweiler gefährlich: Der entscheidende Punkt

Wie bei jedem anderen Hund spielt die Erziehung und Sozialisation eine absolut zentrale Rolle für die Entwicklung des Verhaltens eines Rottweilers. Ein Rottweiler, der:

  • Frühzeitig und umfassend sozialisiert wird (Kontakt mit verschiedenen Menschen, Tieren, Umgebungen und Geräuschen).
  • Konsequent, aber liebevoll erzogen wird, mit klaren Regeln und Grenzen.
  • Positiv verstärkt wird und keine Gewalt oder Einschüchterung erfährt.
  • Ausreichend geistig und körperlich ausgelastet wird.
  • Von verantwortungsbewussten Menschen gehalten wird, die seine Bedürfnisse verstehen und erfüllen können.

...wird in der Regel ein loyaler, gehorsamer, selbstsicherer und ausgeglichener Begleithund.

Aggressive Rotweiler: Fehler in Haltung und Erziehung

  • Mangelnde Sozialisation: Angst und Unsicherheit in unbekannten Situationen können zu reaktivem Verhalten führen.
  • Inkonsequente oder fehlende Erziehung: Der Hund lernt keine Grenzen und kann seine Kraft und seinen Schutzinstinkt unkontrolliert einsetzen.
  • Gewaltvolle Erziehungsmethoden: Führen zu Angst, Aggression aus Selbstschutz oder Vertrauensbruch.
  • Unterforderung: Langeweile und Frustration können sich in destruktivem oder aggressivem Verhalten äußern.
  • Überforderung: Stress und Angst können ebenfalls zu unerwünschtem Verhalten führen.
  • Vernachlässigung: Mangel an Zuwendung und Beschäftigung kann zu Verhaltensauffälligkeiten führen.

Wann werden Rottweiler aggressiv?

Es ist unerlässlich zu betonen, dass es keinen "typischen" Rottweiler gibt. Wie bei jeder anderen Rasse auch, gibt es innerhalb der Rottweiler-Population individuelle Unterschiede im Temperament und Charakter. Einige Rottweiler sind von Natur aus ruhiger und gelassener, während andere temperamentvoller und aktiver sind.

Die Verantwortung für das Verhalten eines Rottweilers liegt immer beim Halter. Ein Rottweiler ist ein kraftvoller Hund, der eine erfahrene und verantwortungsbewusste Führung benötigt. Menschen, die sich für einen Rottweiler entscheiden, sollten sich seiner Bedürfnisse und potenziellen Herausforderungen bewusst sein und bereit sein, die notwendige Zeit und Mühe in seine Erziehung und Sozialisation zu investieren.

Statistiken und Beißvorfälle

Statistiken über Beißvorfälle zeigen, dass Rottweiler in einigen Regionen überproportional an Vorfällen beteiligt sind. Es ist jedoch entscheidend, diese Statistiken kritisch zu interpretieren

Faktoren wie die Popularität der Rasse in einer bestimmten Region, die Haltungsbedingungen der betroffenen Hunde und die Umstände der Beißvorfälle spielen eine wichtige Rolle und werden in reinen Rassenstatistiken oft nicht ausreichend berücksichtigt.

Rottweiler aggressiv
Rottweiler können gefährlich werden - bei falscher Erziehung (Sinseeho / Shutterstock)

Was tun, wenn ein Rottweiler aggressiv ist?

Aggressives Verhalten bei einem Rottweiler kann beängstigend sein und erfordert ein besonnenes und überlegtes Handeln. Oberstes Ziel ist es, sich selbst und andere vor Schaden zu bewahren und die Ursachen für das Verhalten zu identifizieren, um langfristig eine Lösung zu finden.

Akute Situation: Sofortmaßnahmen bei aggressivem Verhalten

In einer akuten Situation, in der ein Rottweiler aggressives Verhalten zeigt (z.B. Knurren, Zähnefletschen, Anstarren, Schnappen, Beißen), sind folgende Sofortmaßnahmen entscheidend:

  • Bewahren Sie Ruhe (so schwer es fällt): Panik und Hektik können die Situation eskalieren. Versuchen Sie, ruhig zu atmen und besonnen zu handeln.
  • Schaffen Sie Distanz: Versuchen Sie, langsam und vorsichtig Abstand zum Hund zu gewinnen. Drehen Sie sich nicht um und rennen Sie nicht weg, da dies den Jagdinstinkt auslösen kann. Gehen Sie seitwärts oder rückwärts, ohne den Hund direkt anzusehen.
  • Vermeiden Sie direkten Augenkontakt: Starren kann von Hunden als Bedrohung interpretiert werden.
  • Sprechen Sie ruhig und tief: Eine ruhige, tiefe Stimme kann deeskalierend wirken. Vermeiden Sie laute oder aggressive Rufe.
  • Werfen Sie etwas Ablenkendes: Wenn möglich, werfen Sie einen Gegenstand (z.B. einen Schlüsselbund, eine Jacke) vom Hund weg, um seine Aufmerksamkeit abzulenken und Zeit für einen Rückzug zu gewinnen.
  • Suchen Sie Schutz: Begeben Sie sich hinter ein Hindernis (z.B. ein Auto, einen Zaun), um sich vor einem möglichen Angriff zu schützen.
  • Greifen Sie nicht nach dem Hund: Versuchen Sie nicht, den Hund festzuhalten oder zu berühren, auch wenn es Ihr eigener Hund ist und Sie ihn beruhigen wollen. In einem aggressiven Zustand kann er unberechenbar reagieren.
  • Wenn Sie angegriffen werden: Versuchen Sie, sich zu schützen, indem Sie Ihre Arme vor Ihr Gesicht halten oder sich klein machen und den Kopf schützen.

Wichtig: Diese Sofortmaßnahmen dienen der unmittelbaren Gefahrenabwehr. Sie ersetzen keine professionelle Hilfe!

Nach dem Vorfall: Analyse und weitere Schritte

Nachdem die akute Situation entschärft ist, sind folgende Schritte unerlässlich:

  • Sichern Sie den Hund: Stellen Sie sicher, dass der Hund sicher untergebracht ist und keine weitere Gefahr darstellen kann.
  • Dokumentieren Sie den Vorfall: Notieren Sie sich so genau wie möglich, was passiert ist, was dem aggressiven Verhalten vorausging, wie sich der Hund verhalten hat und welche Personen oder Tiere beteiligt waren.
  • Suchen Sie umgehend professionelle Hilfe: Aggressives Verhalten bei einem Rottweiler ist ein ernstes Problem, das professionelle Unterstützung erfordert. Kontaktieren Sie:
    • Einen erfahrenen und qualifizierten Hundeexperten/Hundetrainer: Spezialisiert auf Problemverhalten und aggressive Hunde. Dieser kann die Ursachen des Verhaltens analysieren und einen individuellen Trainingsplan erstellen.
    • Einen Tierarzt: Um mögliche medizinische Ursachen für das aggressive Verhalten auszuschließen (z.B. Schmerzen, neurologische Probleme, hormonelle Störungen). Der Tierarzt kann auch Medikamente in Betracht ziehen, um das Verhalten zu stabilisieren, während parallel Verhaltenstherapie stattfindet.
    • Eine Verhaltenstherapeutin/einen Verhaltenstherapeuten für Hunde: Diese Fachleute haben eine tiefgehende Ausbildung im Bereich Hundepsychologie und Verhalten und können komplexe Fälle behandeln.
  • Seien Sie ehrlich und transparent: Geben Sie den Fachleuten detaillierte Informationen über die Vorgeschichte, das Verhalten und die Lebensumstände des Hundes.
  • Befolgen Sie die Anweisungen der Experten: Ein Trainings- oder Therapieplan erfordert konsequente Umsetzung und Geduld.
  • Überdenken Sie die Haltungsbedingungen: Stellen Sie sicher, dass der Hund ausreichend geistig und körperlich ausgelastet ist, ein sicheres und stressfreies Umfeld hat und seine Bedürfnisse erfüllt werden.
  • Informieren Sie gegebenenfalls Behörden: Je nach Schwere des Vorfalls und den lokalen Gesetzen kann es notwendig sein, die zuständigen Behörden (z.B. Ordnungsamt, Veterinäramt) zu informieren.
  • Schützen Sie sich und andere: Treffen Sie Vorsichtsmaßnahmen, um zukünftige aggressive Vorfälle zu verhindern (z.B. Maulkorb- und Leinenpflicht in bestimmten Situationen, Vermeidung von Auslösern).

Langfristige Ziele und Prävention

Langfristig geht es darum, die Ursachen des aggressiven Verhaltens zu beheben und dem Hund zu helfen, alternative, angemessene Verhaltensweisen zu entwickeln. Dies kann ein langwieriger Prozess sein und erfordert Engagement und Konsequenz. Präventive Maßnahmen sind entscheidend, um zukünftiges aggressives Verhalten zu vermeiden:

  • Frühe und umfassende Sozialisation: Bereits im Welpenalter sollte der Rottweiler positive Erfahrungen mit verschiedenen Menschen, Tieren, Umgebungen und Geräuschen sammeln.
  • Konsequente und positive Erziehung: Klare Regeln und Grenzen, basierend auf positiver Verstärkung, sind unerlässlich.
  • Ausreichende Auslastung: Geistige und körperliche Beschäftigung helfen, Frustration und Langeweile abzubauen.
  • Stressmanagement: Vermeiden Sie Situationen, die für den Hund stressig sind.
  • Regelmäßige Gesundheitschecks: Um medizinische Ursachen für Verhaltensänderungen auszuschließen.
  • Verantwortungsbewusste Zucht: Achten Sie beim Kauf eines Rottweilers auf seriöse Züchter, die Wert auf ein ausgeglichenes Wesen legen.

Wichtig: Aggressives Verhalten ist nicht normal und sollte niemals ignoriert werden. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Sicherheit von Ihnen, Ihrer Familie und der Öffentlichkeit hat oberste Priorität. Ein erfahrener Experte kann Ihnen helfen, die Ursachen zu verstehen und einen Weg zu finden, das Verhalten Ihres Rottweilers positiv zu beeinflussen.

Rottweiler sind nicht grundsätzlich aggressiv

Sind Rottweiler aggressiv oder gefährlich? Die pauschale Antwort lautet nein. Rottweiler sind nicht per se aggressiver oder gefährlicher als andere Hunderassen. Ihre genetische Veranlagung in Kombination mit ihrer Statur und Kraft erfordert jedoch eine besonders sorgfältige und verantwortungsbewusste Haltung.

Ein gut sozialisierter und erzogener Rottweiler aus einer seriösen Zucht kann ein wunderbarer Familienhund, ein loyaler Begleiter und ein zuverlässiger Partner sein. Probleme entstehen meist durch:

  • Unzureichende oder falsche Erziehung und Sozialisation.
  • Verantwortungslose Halter.
  • Negative Erfahrungen des Hundes.

Es ist entscheidend, Vorurteile abzubauen und jeden Hund als Individuum zu betrachten. Statt Rassen zu stigmatisieren, sollte der Fokus auf verantwortungsvolle Hundehaltung, umfassende Aufklärung und präventive Maßnahmen gelegt werden, um Beißvorfälle zu vermeiden – unabhängig von der Rasse des Hundes.

Wenn Sie sich für einen Rottweiler interessieren, informieren Sie sich umfassend über die Rasse, suchen Sie einen seriösen Züchter und seien Sie sich der Verantwortung bewusst, die die Haltung eines solchen kraftvollen Hundes mit sich bringt. Mit der richtigen Haltung und Erziehung können Sie einen liebevollen und ausgeglichenen Rottweiler an Ihrer Seite haben.

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