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Hund auf Wiese

Sobald der Hund in die Pubertät kommt, ändern sich sein Verhalten und sein Erscheinungsbild.

© Tanya Consaul Photography / Shutterstock

Hilfe, der Welpe wird erwachsen: Pubertät beim Hund

von Stephanie Klein

Am veröffentlicht

Vom süßen Welpen zum Rüpel: Wann Hunde in die Pubertät kommen und alles Wissenwerte über die tierisch chaotische Flegelzeit gibt es hier zu lesen. 

Anschnallen, der Hund kommt in die Pubertät! Auf dem Weg ins Erwachsenenalter geht es bei den geliebten Vierbeinern oft turbulent zu. Was dabei manchmal untergeht, ist die Tatsache, dass die Pubertät nicht nur für den Menschen, sondern in erster Linie für den Vierbeiner selbst anstrengend ist.

Wenn wir uns mit dem richtigen Hintergrundwissen auf die Zeit vorbereiten und den tierischen Teenager unterstützen, bringen wir die Pubertät beim Hund etwas gelassener über die Bühne.

Was passiert während der Pubertät?

Der Welpe entwickelt sich zu einem erwachsenen Hund – und dieser Prozess erfordert körperliche und emotionale Veränderungen. In dieser Lebensphase findet ein hormoneller Wandel statt. Vor allem das Gehirn heranwachsender Hunde gleicht im übertragenen Sinne einer Baustelle.

Ausschlaggebend für die Pubertät beim Hund ist das Hormon GnRH (Gonadotropin Releasing Hormon). Das im Zwischenhirn gebildete Hormon stimuliert die Ausschüttung von Geschlechtshormonen. Das führt unter anderem dazu, dass der junge Hund sein kindliches Verhalten nach und nach ablegt und ausgereifte Entscheidungen trifft. Auch das Interesse für das andere Geschlecht wird allmählich größer.

In der Natur ergibt vieles Sinn, aber was hat es eigentlich mit der Pubertät bei Hunden auf sich? Diese Entwicklungsphase bereitet einen heranwachsenden Hund darauf vor, sein Rudel zu verlassen und eine neue Familie zu finden. Oder aber, er bleibt innerhalb des aktuellen Rudels und findet dort seine Position in der Rangordnung.

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Egal, für welche Option sich der Hund in der Natur entscheidet – für beide muss er sein „Welpenverhalten“ ablegen und seine Triebe entwickeln.  

Pubertät und Adoleszenz beim Hund: Was ist der Unterschied?

Achtung, Verwechslungsgefahr: Die Begriffe Adoleszenz und Pubertät werden häufig miteinander gleichgesetzt. Das ist aber nicht korrekt. Streng genommen handelt es sich aber bei der Pubertät um eine Unterkategorie der Adoleszenz. 

Ein pubertierender Hund wird zwar allmählich fähig, Nachwuchs zu zeugen. Jedoch ist er weder emotional gefestigt, noch ist seine Wachstumsphase komplett abgeschlossen. Diese beiden Prozesse gehen in der Adoleszenz-Phase (lateinisch adolescere = heranwachsen) weiter vonstatten. Die Adoleszenz kann übrigens je nach Hunderasse bis in das zweite oder dritte Lebensjahr gehen. 

Wann kommt ein Hund in die Pubertät?

Wann ein Hund in die Pubertät kommt, hängt unter anderem von seiner Größe und Statur im Erwachsenenalter ab. So erreichen kleine Hunderassen wie West Highland White Terrier und Dackel schneller die Pubertät als stämmige Herdenschutzhunde. Grob gesagt, fängt die Pubertät etwa mit dem Zahnwechsel und somit zwischen dem 4. und 7. Lebensmonat an. 

Außergewöhnlich hoher Stress oder Erkrankungen beim Hund können den Start in die Pubertät hinauszögern.

Woran erkenne ich, dass sich mein Hund in der Pubertät befindet?

Äußere Anzeichen sind nicht zu übersehen: Das flauschige Welpenfell wird gegen ein robustes Fell ausgetauscht, die drolligen Beinchen strecken sich und der Gang wird sicherer. Aber auch in puncto Verhalten gibt es viele Veränderungen von Hunden in der Pubertät. Keine Sorge: Nicht jeder Punkt muss auftreten und auch die Intensität variiert von Hund zu Hund. 

Der Hund distanziert sich

Ein ganz natürlicher Prozess: Pubertierende Säugetiere werden Schritt für Schritt selbstständiger. Beim Freilauf erweitern die heranwachsenden Hunde womöglich den Radius. In neuen Situationen wandert ihr Blick immer seltener fragend zu ihrem Menschen hoch. Allgemein trauen sie sich mehr zu, eigenständige Entscheidungen zu treffen. 

Kommandos stoßen auf taube Ohren

Dieser Punkt raubt wohl den Nerv aller Hundehalter. In der Welpenschule gehörte der Racker noch zu den Strebern und nun scheint er sich für die banalsten Befehle zu fein zu sein. Der Hund wird jetzt durchsetzungsstärker und sturer und verfolgt andere, für ihn wichtigere Interessen.  

Der Sexualtrieb entwickelt sich

Bei Hündinnen ist die erste Läufigkeit ein verlässliches Anzeichen für den Beginn der Pubertät. Bei den männlichen Vierbeinern hingegen gibt es kein hieb- und stichfestes Signal für den Startschuss des Sexualtriebs. Vielmehr läuft diese Entwicklung schleichend ab.

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So kann ein Männchen zum ersten Mal eine Duftspur von einer läufigen Hündin interessiert verfolgen. Und falls ihm die Hundedame gegenüber steht, versucht er sie zu besteigen. Das wird aber von den jeweiligen Besitzern verhindert und so kommt es, dass der Rüde an seinem ersten Liebeskummer leidet. Zu Hause winselt er und verschmäht womöglich sein Futter. Im Allgemeinen zeigt sich der Sexualtrieb bei Rüden etwas später als bei Hündinnen.

Erste Rangeleien 

Insbesondere die männlichen Pubertiere sind bekannt dafür, bei den ersten Rangeleien mit Artgenossen zu Draufgängern zu mutieren. Zuerst kommt es zu einem Imponiergehabe. Im nächsten Schritt kann sich daraus schnell ein Kommentkampf entwickeln. Diese Auseinandersetzung ist lautstark und geht tendenziell glimpflich aus.

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Hündinnen können zur ersten Läufigkeit hin nervöser und angespannter auf Hundebegegnungen reagieren. Denkbar ist es auch, dass sie andere Hündinnen anpöbeln.

Rassetypische Veranlagungen kommen zum Vorschein

Der Jagdtrieb ist ein angeborener Instinkt, den jeder Hund in sich trägt. Er kann sich bereits im Welpenalter entwickeln und sich später in der Pubertät festigen. Komplett ausgeprägt ist der Jagdtrieb erst im Erwachsenenalter.

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Es gibt viele Hunde, bei denen der Jagdtrieb überdurchschnittlich stark ausgeprägt ist – und das kann schon während der Pubertät zu einer Herausforderung werden. 

Auch schlummert der Territorialtrieb in jedem Vierbeiner. Jedoch gibt es Hunderassen, die in der Vergangenheit gezielt für das Bewachen von Haus und Hof gezüchtet wurden. Bei ihnen zeigen sich erste Anzeichen, wie z. B. das Anbellen von Gästen ebenfalls in der Pubertät.

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Die Pubertät ist für alle, die sich für einen Mischlingshund mit unbekanntem Stammbaum entschieden haben, höchstspannend. Denn in dieser Zeit gibt das Verhalten erste Aufschlüsse über die Gene des Schützlings. 

Plötzliche Angst in normalen Alltagssituationen

Eine Müllabfuhr wird vor lauter Panik angebellt oder eine Krähe bringt den Hund aus der Fassung? Das ängstliche Verhalten unseres Lieblings in der Pubertät kann uns überraschen. Vor allem dann, wenn der Hund als Welpe in Alltagssituationen die Ruhe selbst war.

Die Unsicherheit geht vorüber. Allerdings sollte in der Pubertät verstärkt darauf geachtet werden, dass der Hund keine schlechten Erfahrungen sammelt. Passiert es doch, kann dies sein zukünftiges Verhalten auf alltägliche Dinge negativ beeinflussen.

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6 Tipps für eine entspannte Pubertät beim Hund

Die folgenden Tipps helfen dabei, mehr Harmonie und Sicherheit in die turbulente Zeit zu bringen und die Bindung weiterhin zu festigen. Allgemein gilt: Je konsequenter die Erziehung in der Welpenzeit bereits war, desto weniger werden Sie beim pubertierenden Hund auf Widerstand stoßen.

1. Rangordnung weiter festigen

Regeln? Die sind doch völlig überflüssig! Der Hund möchte jetzt seinen Willen durchsetzen, in eine höhere Rangordnung einsteigen und spricht seinem Menschen Souveränität ab. Sobald der kleine Racker bemerkt, dass er mit seinen Forderungen durchkommt, wird es kritisch. 

Zeigen Sie dem Pubertier seinen Platz in der Familie, indem Sie die bestehenden Regeln weiterhin einfordern. Dann wird der Hund sie auch in dieser Phase akzeptieren. 

Auch, wenn der berüchtigte Hundeblick zum Einsatz kommt: Es ist weitaus einfacher, dem Hund im jungen Alter zu erziehen, als später festgefahrene Verhaltensweisen wieder abzutrainieren.

2. Einen übermütigen Hund vor sich selbst schützen

In der Pubertät ist es natürlich wichtig, dass Hunde auch über sich hinauswachsen und sich zu selbstbewussten Rüden und Hündinnen entwickeln. Damit sie sich entfalten können, brauchen sie genug Freiraum. Dennoch überschätzen sich viele Hunde in dieser Zeit – der jugendliche Leichtsinn geht mit ihnen durch und kann zu einer Gefahr werden. 

So rennt ein kleiner Hund selbstbewusst auf einen viel größeren Artgenossen zu und teilt lautstark mit, wer hier das Sagen hat. Ein pubertierender Hund mit Jagdtrieb stürmt bei Eiseskälte in einen See, um eine Ente zu jagen. Oder ein zum ersten Mal verliebter Rüde überquert eine Straße, um zu einer läufigen Hündin zu eilen – und so weiter.

Solche Szenarien kommen vor, wenn Menschen die Sturm-und-Drang-Phase ihres Lieblings unterschätzen. Zum Schutz aller sollte eine erhöhte Vorsicht gelten. Wenn nötig, muss der Hund an die Leine, auch wenn der Freilauf vor der Pubertät vorbildlich funktioniert hatte. 

3. Festigung der Grundkommandos 

Wenn die Grundkommandos „Sitz“, „Platz“ und Co. sitzen, erleichtert das den Alltag mit Hund enorm. Während der Pubertät bemerken viele Menschen jedoch, dass all die mühsam beigebrachten Befehle auf taube Ohren stoßen.

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Stoppen Sie also das Training nicht, sobald der Welpe alle Kommandos kann. Besonders in der Pubertät ist es wichtig, die Befehle immer wieder zu festigen. Das Problem: Die jungen Hunde sind schneller vom Training gelangweilt. Versuchen Sie also, das Training spielerisch in den Alltag einzubauen. Achten Sie auch darauf, Anreize für die Übungen zu schaffen. Mit den richtigen Leckerlis oder dem Lieblingsspielzeug wird auch das dickköpfigste Pubertier gerne zum Training antreten.

4. An der Bindung arbeiten

Als Welpe war der Liebling ein echtes Kuschelmonster, aber wo ist plötzlich diese enge Bindung hin? Keine Angst, dass sich pubertierende Hunde für eine bestimmte Zeit von ihrem Menschen distanzieren, ist völlig normal.

Wenn der Hund keine Nähe will und sich distanziert zeigt, ist das selbstverständlich zu respektieren. Wir können uns dem Hund auf eine andere Weise nähern. Durch eine freundliche, aber klare Kommunikation, spannende Aktivitäten und ausreichend Beschäftigung zeigen wir ihm, dass wir zuverlässige Partner sind. 

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5. Entspannt bleiben und Sicherheit vermitteln

Kleiner Reminder: Auch wir Menschen haben in der Pubertät mal über die Stränge geschlagen, waren desinteressiert oder gar leichtsinnig. Dieser Vergleich hilft, um mit mehr Entspannung durch diese aufregende Phase zu gehen. Falls der Vierbeiner also plötzlich unter Trennungsangst leidet oder die Müllabfuhr anpöbelt, ist das kein Grund, wütend auf ihn zu sein.

Seine Familie muss ihm natürlich nicht alles durchgehen lassen, aber: Sobald das Pubertier Grenzen überschreitet, ist es kontraproduktiv, mit Frust und Unverständnis darauf zu reagieren. Der Teenager mit Fell braucht jetzt einen ruhigen und souveränen Menschen, der ihm Sicherheit vermittelt.

6. Genügend Ruhephasen einbauen

Der Weg zum erwachsenen Hund ist für die Fellnase sowohl körperlich anstrengend als auch nervenaufreibend. Während des Schlafs verarbeiten Hunde ihre Erlebnisse vom Tag und können neue Kraft schöpfen. Zudem können pubertierende Hunde allein wegen der hormonellen Umstellung bereits gereizt oder gar aggressiv sein. Ein Schlafmangel kann diese beiden unerwünschten Verhaltensweisen zusätzlich verstärken. 

Daher braucht der Vierbeiner einen reizarmen Schlafplatz und ausreichend Ruhephasen. Wohnen Kleinkinder mit im Haus? Dann ist besonders darauf zu achten, dass der Hund während des Dösens in Ruhe gelassen wird. 

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