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Hormone beim Hund: Welchen Einfluss haben sie auf das Verhalten?

Hormone beim Hund haben Einfluss auf sein Verhalten

© Vitalii_Mamchuk / Shutterstock

Hormone beim Hund: Wie Botenstoffe sein Verhalten beeinflussen

von Stephanie Klein

Am veröffentlicht

Der Hormonhaushalt von Hunden ist ein komplexes Zusammenspiel. Hier erfahren Sie Interessantes über die verschiedenen Hormone und ihre Wirkung beim Hund.

Hormone wirken auf eine Vielzahl unterschiedlicher Körperprozesse ein. Dieser Artikel beschäftigt sich in erster Linie mit dem Einfluss von Hormonen auf das Verhalten eines Hundes. Dabei ist immer im Hinterkopf zu behalten, dass Hormone und Neurotransmitter in einer Dynamik zusammenarbeiten und nicht alleine für sich stehen. 

Was sind Hormone?

Bei den Hormonen handelt es sich um biochemische Substanzen, die in Körperzellen (z. B. in der Schilddrüse, in den Eierstöcken und Hoden) gebildet und in den Körperkreislauf abgegeben werden. Dort ist ihre Aufgabe, bestimmte Körperfunktionen zu regulieren. Darunter fallen unter anderem der Stoffwechsel, die Entwicklung und die Zyklusregulierung. Zusätzlich haben Hormone Einfluss auf das Verhalten, auf die Stimmung und die Emotionen der Hunde.

Schau dir das an:

Hormone übertragen Nachrichten von Nervenzelle zu Nervenzelle. Auf diese Weise erhält der Körper bestimmte Signale und wird gezielt gesteuert.

Gestörter Hormonhaushalt beim Hund:

Geraten die Hormone aus dem Gleichgewicht, kann das eine Reihe an Symptomen zur Folge haben, etwa:

  • Verdauungsbeschwerden
  • Wesensveränderung
  • Haut- und Fellprobleme
  • Gewichtszunahme oder -abnahme
  • und Depressionen

Zu den bekannten Hormonerkrankungen beim Hund zählen Cushing-Syndrom, Morbus Addison, Diabetes mellitus und Schilddrüsenunterfunktion.

Bei Verdacht auf einen gestörten Hormonhaushalt beim Hund ist es wichtig, sich tierärztlich beraten zu lassen. Je nach Befund gibt es unterschiedliche Behandlungen, die zur Linderung der Symptome beitragen.  

Hormone und Neurotransmitter

Der Körper eines Hundes produziert jeden Tag Hormone, deren Botenstoffe über das Blut in das jeweilige Organ geleitet werden. Neurotransmitter tauschen ihre Informationen hingegen über einen synaptischen Spalt im Nervensystem aus.

Es gibt eine Vielzahl an Hormonen und Neurotransmittern beim Hund. Dieser Ratgeber-Artikel listet die acht bekanntesten Botenstoffe auf.

Testosteron: das Sexualhormon

Dieses Hormon ist das wohl bekannteste unter allen Hormonen. Vor allem Hundehalter von pubertierenden Rüden kann die Wirkung dieses Botenstoffes herausfordern. Testosteron steuert als Sexualhormon unter anderem den Sexualtrieb und stellt somit die Fortpflanzung sicher. Weiter fördert es das Imponiergehabe und stärkt das Selbstbewusstsein.

Das Sexualhormon – auch Hodenhormon genannt – hemmt zudem die Ausschüttung von Cortisol, das wiederum als Stresshormon bekannt ist. Auch Hündinnen produzieren das als männliches Hormon bekannte Testosteron – wenn auch in geringen Mengen und mit anderweitiger Wirkungsweise. 

Testosteron ist ein Hormon. Bei Rüden wird Testosteron in den Nebennieren und Hoden gebildet und bei Hündinnen in den Nebennieren und Eierstöcken.

Adrenalin: kurbelt Energiereserven an

Bei Gefahr, Stress und Angst schüttet der Hund Adrenalin aus. Dieses Hormon kann in bedrohlichen Situationen Leben retten, da der Körper in den Überlebungsmodus wechselt. Dieser zeigt sich, indem die Herzfrequenz und der Blutdruck erhöht und die Atmung schneller wird. Der Hund trifft in einer solchen Ernstlage in kürzester Zeit eine Entscheidung: Entweder er greift an oder er flieht.  

Die Ausschüttung von Adrenalin kurbelt wichtige Energiereserven an, sodass eine schnelle Reaktion möglich wird. Andere, in dieser Situation unwichtige Funktionen, werden stillgelegt. Darunter fällt unter anderem die Verdauung. Ist ein Hund ständig stressigen Situationen ausgesetzt, wirkt sich das negativ auf seine Gesundheit aus. Mögliche Symptome sind Reizbarkeit und Verdauungsbeschwerden. 

Adrenalin ist ein Neurotransmitter. Es wird in den Nebennieren und in bestimmten Nervenzellen produziert.

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Cortisol: das Stresshormon

Der Cortisolspiegel eines Hundes steigt an, wenn er Stress empfindet oder unter Schmerzen leidet. Dies hat zur Folge, dass der Hund reizbarer wird und womöglich auch zubeißt. Genau aus diesem Grund wird bei Erste-Hilfe-Maßnahmen – zum Beispiel bei Verletzungen – immer dazu geraten, dem Hund einen Maulkorb aufzusetzen. Selbst die liebsten Vierbeiner greifen in Ausnahmesituationen ihre Bezugsperson an, da sie aufgrund ihrer Schmerzen eine Distanz bewahren möchten. 

Stress ist an sich nicht zu verteufeln. Schließlich hilft dieser Zustand, in Gefahrensituationen angemessene Entscheidungen zu treffen. Ein hoher Cortisolspiegel darf allerdings kein Dauerzustand sein. Es bedarf für einen Hund immerhin um die 5 bis 8 Stunden, um wieder auf ein normales Level zu kommen. Ist der Vierbeiner ständig Stress ausgesetzt, wird er reizbar und aggressiv.

Cortisol ist ein Hormon, welches in den Nebennieren gebildet wird.

Endorphine sorgen für Glücksgefühle 

Vielleicht kennt es der ein oder andere von sich selbst: Beim Joggen oder einem anderen Ausdauersport empfinden wir ein Glücksgefühl. Genauso ist es bei den Hunden, wenn sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen. 

Endorphine sind für das Glücksgefühl zuständig, sie können aber auch schmerzlindernd wirken. Ausgeschüttet wird dieser Botenstoff nicht nur beim Rennen, Toben und Buddeln. Tätigkeiten wie das Kauen an einem Knochen, das Verfolgen einer Duftspur oder der Deckungsakt machen Hunde ebenfalls glücklich. Endorphine haben eine wohlige, beruhigende Wirkung auf Hunde, die oft noch lange nach der Tätigkeit andauert.  

Hat der Vierbeiner einen schlechten Tag und wirkt etwas niedergeschlagen? Falls keine ernsten medizinischen Ursachen dahinterstecken, können Hundehalter mit einfachen Maßnahmen sofort entgegensteuern. Für Endorphine und somit ein Glücksgefühl sorgen unter anderem Joggen mit Hund, Mantrailing oder ein einfacher Kauartikel!

Endorphine sind Hormone. Sie werden in der Hypophyse und dem Hypothalamus gebildet. 

Hund Hormone

Auch das Schlafverhalten regeln Hormone© sophiecat / Shutterstock

Melatonin: das Schlafhormon

Melatonin wird aus dem Hormon Serotonin gebildet. Sobald die Dämmerung einbricht und es auch in den eigenen vier Wänden dunkler wird, schüttet der Hund das Schlafhormon Melatonin aus. Dadurch wird der Hund genauso wie der Mensch ruhiger. Sein Körper fährt die Körpertemperatur herunter und kann nun entspannt schlafen.  

Viele Hunde suchen vor dem Schlafen die Nähe ihrer Bezugsperson und werden anhänglich. Mitten in der Nacht geht die Melatonin-Produktion bereits wieder zurück. Auf diese Weise ist die tierische Schlafmütze morgens schnell wieder fit und munter!

Melatonin ist ein Hormon, welches in der Zirbeldrüse im Gehirn gebildet wird.

Oxytocin: das Kuschelhormon

Eine streichelnde Hand von seinem Lieblingsmenschen sorgt beim Vierbeiner für Schmetterlinge im Bauch! Der Auslöser für dieses wohlige Gefühl ist das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin. Oft reicht sogar ein inniger Augenkontakt mit der Lieblingsperson völlig aus, um von einem starken Zugehörigkeitsgefühl übermannt zu werden. 

Nicht verwunderlich: Forschende fanden heraus, dass auch wir Menschen beim Streicheln das Oxytocin ausschütten. Es stärkt die Bindung zueinander – und genau das ist auch von der Natur so beabsichtigt.

Bei einer Hündin wird nach der Geburt ihrer Welpen Oxytocin produziert. So stellt die Natur sicher, dass sie eine tiefe Zuneigung zu ihrem Nachwuchs empfindet, liebevoll für ihre Nachkommen sorgt und sie beschützt.

Oxytocin vertieft die Beziehung und das Zugehörigkeitsgefühl. Es kann aber auch so stark ausgeprägt sein, dass Hunde Schwierigkeiten beim Alleinbleiben entwickeln. In diesem Fall hängen sie emotional zu sehr an Frauchen oder Herrchen. Ein paar Stunden ohne ihre geliebte Bezugsperson sind für sie nur schwer zu ertragen. Hier müssen Hundehalter unbedingt mit einem Training entgegensteuern, damit die Fellnase wieder entspannt allein zu Hause bleiben kann.

Oxytocin ist ein Hormon. Es wird im Hypothalamus produziert. 

Dopamin: das Belohnungshormon

Dopamin bildet einen Teil des Belohnungssystems im Gehirn – aufgrund seiner berauschenden Wirkung hat es die Bezeichnung „körpereigene Droge“ erhalten. Das Hormon kann übrigens bereits vor dem Eintreten des Ereignis ausgeschüttet werden. Diese Erkenntnis brachte der „Pawlowscher Hund“ hervor.

Bei diesem bekannten Experiment wurde das die Ausgabe von Futter an die beobachteten Hunde immer mit einem Glockenton angekündigt. Die Beobachtungen führten zum Ergebnis, dass allein das akustische Signal ausreicht, um den Dopaminspiegel beim Vierbeiner ansteigen zu lassen. Sobald der Hund futtert, sinkt der Dopaminspiegel wieder. 

Eifriges Schnüffeln und die Ausschüttung von Dopamin sind miteinander verbunden. Hunde lieben es, die Welt mit ihrer Nase zu erkunden – diese Tätigkeit belohnt sie mit einem zufriedenen, glücklichen Gefühl. Auch beim Jagen wird das Belohnungshormon aktiviert. Für Vierbeiner ist es wichtig, diesem ganz natürlichen Bedürfnis nachkommen zu dürfen. Bei passionierten Jagdhunden empfiehlt es sich, eine alternative Beschäftigung wie zum Beispiel das Apportieren mit einem Futterdummy, in den Alltag zu integrieren.

Müssen Hunde für eine lange Zeit auf Dinge verzichten, die ihnen Spaß machen, endet das oft in Verhaltensauffälligkeiten. Ein Mangel an Dopamin begünstigt kurzzeitig Frustrationen, langfristig können dadurch auch Depressionen entstehen.  

Dopamin ist ein Hormon, welches in den Nervenzellen gebildet wird. 

Serotonin: der Stimmungsmacher

Gehen Hunde einer Beschäftigung nach, die sie erfüllt, schüttet ihr Körper Serotonin aus. Dieser Neurotransmitter agiert als eine Art Auftrieb (oder Stimmungsmacher), den Hunde während der Tätigkeit erfahren. Erreichen die Vierbeiner dabei ein neues Ziel – zum Beispiel ein Hindernis im Agility-Parcours – stärkt das ihr Selbstvertrauen. Auch während Hunde ihren Lieblingssnack verzehren, schüttet ihr Körper Serotonin aus. 

Tun Vierbeiner zu wenig von dem, was sie lieben, kann ein Serotoninmangel unter anderem zu Angstgefühlen, Traurigkeit und Depressionen führen. Zudem sinkt die Schmerzschwelle bei betroffenen Hunden, sodass sie empfindlicher werden. 

Serotonin ist ein Neurotransmitter, welcher in den Nervenzellen des Gehirns und im Darm gebildet wird. 

Hormone beim Hund

Hormone sorgen auch für die Bindung der Mutter zu den Welpen© framsook / Shutterstock

Östrogen: das weibliche Hormon

Östrogene sind der Oberbegriff der weiblichen Hormone. Auch als Follikelhormon bekannt, ist Östrogen für die Zyklusregulierung verantwortlicht. Eine weitere wichtige Funktion ist die Bildung der weiblichen Fortpflanzungsorgane. Rüden weisen Östrogen ebenfalls auf, allerdings in weitaus geringerer Menge.

Der Östrogenspiegel schwankt bei Hündinnen und somit kommt es auch zu Gefühlsschwankungen bei den weiblichen Vertretern. Einige Hündinnen werden während der Läufigkeit anhänglicher und suchen die Nähe zu ihrem Menschen. Draußen legen sie hingegen ein territoriales Verhalten an den Tag und pöbeln andere Konkurrentinnen an. Die für die Läufigkeit typischen Symptome treffen allerdings nicht auf alle weiblichen Vierbeiner zu – hier gibt es teilweise große Unterschiede.

Auch bei (unkastrierten) Rüden hat der Östrogenspiegel einer läufigen Hündin Einfluss auf dessen Verhalten. Sie können die fruchtbaren Tage mithilfe ihres Geruchssinns erkennen. Viele verhalten sich daraufhin wagemutig. Selbst gut erzogene Vierbeiner reißen sich von der Leine los, um zu ihrer Herzenshündin zu gelangen. Nach einer Begegnung mit einer läufigen Hündin leidet der ein oder andere Rüde unter „Liebeskummer“.  

Östrogene sind Hormone. Sie werden bei Hündinnen in den Nebennieren, Fettzellen, Eierstöcken und während der Trächtigkeit in der Plazenta produziert. Bei Rüden wird Östrogen unter anderem im Hoden gebildet. 

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