Der Hundehoden ist ein wichtiger Bestandteil des Fortpflanzungssystems der Rüden. Doch das Geschlechtsorgan kann auch einige Anomalien aufweisen – sowohl im Welpen- als auch im Erwachsenenalter.
Daher ist es für Besitzer von männlichen Welpen und unkastrierten Rüden wichtig, sich näher mit dem Hoden ihres Hundes auseinanderzusetzen. Dieser Ratgeber-Artikel liefert die wichtigsten Infos über die paarigen Keimdrüsen.
Welche Funktionen hat der Hoden beim Hund?
Zunächst das Naheliegende: Die Spermien werden im Hoden eines geschlechtsreifen Hundes produziert, sodass Rüden in der Lage sind, ihre Gene weiterzugeben und die Population zu sichern. Am Anfang bilden sich Samenzellen im Hoden und erst anschließend reifen sie mit Hilfe von Hormonen im Nebenhoden zu befruchtungsfähigen Spermien heran. Dieser Prozess – von den unreifen Keimzellen bis zu den reifen Spermien – nennen Biologen Spermatogenese.
Beim Deckungsakt werden die reifen Spermien zunächst in den Samenleiter transportiert und können im nächsten Schritt zur Befruchtung der Eizelle beitragen. Somit dienen der Hoden und der Nebenhoden dem Fortpflanzungsprozess des Rüden.
Rolle vom Hodensack beim Hund
Auch der Hodensack spielt dabei eine entscheidende Rolle: Die Hoden von Hunden befinden sich, wie bei vielen Säugetieren, außerhalb des Körpers im Hodensack. In diesem Bereich herrscht eine niedrigere Temperatur als in der Bauchhöhle. Dieser Umstand gewährleistet eine effiziente Spermienentwicklung.
Das Organ hat neben der Fortpflanzung auch eine weitere wichtige Funktion: Die Produktion von Hormonen. Testosteron – auch bekannt als Sexualhormon – wird in kleinen Mengen in der Niere und hauptsächlich im Hoden gebildet. Das Androgen trägt maßgeblich zur Spermatogenese bei und hat auch viele Einflüsse auf das Verhalten eines männlichen Vierbeiners. So gelten viele unkastrierte Rüden als besonders selbstbewusst und dominant und zeigen in der Regel ein höheres Imponiergehabe als ihre kastrierten Artgenossen.
Intakte Rüden können zwar so manchen Hundehalter herausfordern – dennoch geht eine Kastration mit Risiken und Verhaltensänderungen einher. Eine Kastration beim Hund stellt einen irreversiblen Vorgang dar, der nie aus Gründen der Bequemlichkeit erfolgen sollte. Bei einigen Hunden ist der Eingriff jedoch im Sinne des Tierwohls. Eine pauschale Empfehlung kann nicht ausgesprochen werden. Es handelt sich immer um eine Einzelfallentscheidung, die eine sorgfältige medizinische Beratung des Tierarztes und eine Abwägung der Vor- und Nachteile erfordert.
Wie sehen gesunde Hoden beim Hund aus?
Gesunde Hoden beim Hund lassen sich in der Regel an folgenden Merkmalen erkennen:
- ovale Form
- symmetrische Anordnung
- glatte und ebenmäßige Oberfläche
- die Farbe ist rosa bis hellbraun
- fest, jedoch keine Verhärtungen
- beweglich
In tierärztlichen Fachartikeln können Besitzer Hundehoden-Bilder finden, die als Orientierung dienen. Es kommt gelegentlich vor, dass gesunde Hoden geringfügig von den oben genannten Merkmalen abweichen. So können die Hoden beispielsweise nicht vollständig symmetrisch sein, ohne dass dies zwangsläufig auf eine schwerwiegende Erkrankung hindeutet.
Dennoch gilt:
- Hundehalter sollten auch bei geringen Unsicherheiten nicht zögern, sondern vorsichtshalber den Tierarzt aufsuchen
- optimal ist es, genauso wie die Zähne, Krallen und Ohren auch die Hoden in regelmäßigen Abständen auf Auffälligkeiten zu kontrollieren
Haut am Hoden entzündet: Was tun?
Bakterielle sowie virale Entzündungen, äußere Verletzungen, gutartige und bösartige Tumore und weitere Auslöser wie ein hormonelles Ungleichgewicht – die möglichen Ursachen von Hodenentzündungen beim Hund sind vielfältig. Selbst ein Zeckenbiss am Hundehoden kann in seltenen Fällen leichte Hautentzündungen hervorbringen, die in der Regel nach einigen Tagen abklingen.
Schwere Entzündungen am Hoden führen hingegen in der Regel zu Schmerzen, Unbehagen und veränderten Verhaltensweisen. Falls keine harmlose Ursache ersichtlich ist, ist es notwendig, die Entzündung tierärztlich untersuchen zu lassen.
In der Tierarztpraxis erfolgt zunächst eine gründliche Anamnese. Je nach Verdacht kann eine genaue Diagnose im weiteren Verlauf mithilfe von Labortests, Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen gestellt werden.
Die Therapie von entzündeten Hoden beim Hund richtet sich nach der jeweiligen Diagnose – die Behandlungspläne reichen von dem Auftragen entzündungshemmender Salben über die Gabe von Schmerztabletten bis hin zu einer Kastration.
Hunde-Hoden geschwollen oder schwarz
Wie bei entzündeter Haut ist es auch bei geschwollenen Hoden oder farblich veränderten Hoden wichtig, eine Tierarztpraxis aufzusuchen. Auch in diesen Fällen kommen vielerlei Ursachen wie Infektionen, Tumore oder Entzündungen in Betracht.
Hinter einigen Anomalien können harmlose, aber auch schwerwiegende Gründe stecken. Eine rechtzeitige Diagnose kann beispielsweise die weitere Ausbreitung einer Infektion stoppen, die Fruchtbarkeit erhalten oder im Ernstfall lebensrettend sein. Hundehalter können bei der Diagnosestellung behilflich sein, indem sie in der Tierarztpraxis über mögliche Verhaltensveränderungen berichten. Ernstzunehmende Erkrankungen der Hoden gehen häufig mit unspezifischen Symptomen wie zum Beispiel Appetitlosigkeit, Apathie und Leistungsabnahme einher.
Reagiert der Rüde empfindlich oder gar aggressiv auf Berührung am Hoden oder sind Verhärtungen festzustellen? Dann sollten Hundehalter umgehend einen Tierarzt konsultieren, um eine schnelle Linderung zu ermöglichen.
Gendefekt: Kryptorchismus beim Hund
Noch vor der Geburt im Mutterleib wandern die Hoden männlicher Hunde von den Nieren hinunter in Richtung Hodensack. Komplett abgeschlossen ist der Hodenabstieg für gewöhnlich zwischen der 6. und 8. Lebenswoche. Wer sich für einen männlichen Welpen aus der Zucht entscheidet, sollte auf dieses Merkmal unbedingt achten.
Tipp: Tierärztliche Bescheinigungen können hierbei Gewissheit bieten und für die Seriosität des Züchters sprechen.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen, bei denen sich dieser Vorgang etwas verzögert und kein Grund zur Sorge besteht. Bei einigen Hunden hingegen erreichen entweder beide Hoden oder nur einer auch später nicht ihr Endziel und verbleiben im Körperinnern. Das Nichtabsinken der Hoden wird medizinisch Kryptorchismus genannt – umgangssprachlich ist von Bauchhoden die Rede.
Wenn der Hodenabstieg auf beiden Seiten fehlschlägt, ist der Rüde nicht in der Lage, sich fortzupflanzen. Mit einem Hoden im Hodensack hingegen kann der Vierbeiner zwar theoretisch Nachwuchs zeugen – doch allein durch die Tatsache, dass der Defekt genetisch vererbbar ist, sollte ein Zuchtausschluss durch eine Kastration erfolgen.
Ein Zuchtausschluss ist ebenfalls für alle Mutterhündinnen ratsam, die kryptorchiden Nachwuchs auf die Welt gebracht haben.
Kryptorchismus beeinträchtigt jedoch nicht nur die Fortpflanzungsfähigkeit von Rüden. Betroffene Hunde haben ein deutlich erhöhtes Risiko an Hodenkrebs zu erkranken. Bei diesem Gendefekt kann auch eine Hodentorsion (Hodenverdrehung) eintreten. Dabei handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der eine sofortige Operation erfordert.
Aufgrund dieser ernstzunehmenden Risiken sollten innenliegende Hoden idealerweise im frühen Alter chirurgisch entfernt werden. Letztendlich fließen jedoch der allgemeine Gesundheitszustand des Hundes und die professionelle Einschätzung des Tierarztes bei dieser Entscheidung mit ein.
Hunderassen mit einer Prädisposition für Kryptorchismus
Besonders anfällig für den genetischen Defekt sind unter anderem die folgenden kleinen Hunderassen:
- Yorkshire Terrier
- Dackel
- Chihuahua
- Cairn Terrier
- Zwergspitz
- Zwergschnauzer
- Zwergpudel
Auch einige mittelgroße bis große Hunderassen haben ein erhöhtes Risiko für Kryptorchismus:
Innenliegende Hoden: Kosten für die Operation
Die Kosten für eine operative Entfernung der innenliegenden Hoden variieren je nach Aufwand und gewähltem Gebührensatz. In der Regel können sich Hundebesitzer auf einen dreistelligen Betrag einstellen. Besteht Verdacht auf einen Tumor, sind zusätzliche Kosten (z. B. für pathologische Untersuchungen) zu erwarten.