Woher kommt die Annahme "Mischlingshunde sind gesünder als Rassehunde"?
Weit verbreitet ist die These, dass Mischlingshunde robuster sind als ihre reinrassigen Cousins. Diese Annahme beruht vor allem darauf, dass der Genpool einiger Hunderassen sehr klein ist und vererbbare Krankheiten über Generationen weitergegeben werden. Dazu kommt: Der Rassestandard von einigen Hunden hat sich sich im Laufe der Zeit gravierend verändert. Der Trend ging vom gesunden und robusten Arbeitshund immer mehr zum Familien- und Begleithund. Das Aussehen des Hundes spielt heute eine große Rolle – zum Nachteil der Gesundheit.
Rassetypische Krankheiten beim Hund
Beispiele für rassetypische Erkrankungen und Beschwerden sind:
- Gelenkerkrankungen wie Hüftdysplasie: Zum Teil vererbbar und häufig bei beliebten Hunderassen wie Golden Retriever, Deutscher Schäferhund und Rottweiler.
- Brachyzephales Syndrom: In Anlehnung an das Kindchenschema gezüchtete Schädelform bei Französischen Bulldoggen, Möpsen und Boxern, die mit Übergewicht, Herzinsuffizienz und Hitzekollaps einhergehen kann.
- Falten: Übermäßige Faltenbildung bei Hunderassen wie Shar Pei und Mastino Napolitano können unter anderem zu Hauterkrankungen führen.
Mischlingshunde haben einen „Vorteil“ gegenüber Rassehunden: Ihre genetische Vielfalt ist in der Regel größer. Dazu kommt, dass viele Hundehalter von ihren Erfahrungen mit Mischlingshunden berichten. Oftmals ist zu hören „Mein Mischlingshund ist so gut wie nie krank!“. Aber reicht das allein schon aus, um als zu Beweis zu gelten? Absolut nicht, denn wichtig ist auch, was die Wissenschaft zu dem Thema sagt.
Sind Mischlingshunde gesundheitlich robust?
Eine 2014 veröffentlichte Studie um den Forscher Dan G. O`Neill vom Royal Veterinary College in London brachte ans Licht, dass Mischlingshunde genauso von Krankheiten betroffen sein können wie die reinrassigen Vierbeiner. Die Zusammenfassung der Studie lautet: Mixhunde müssten nicht seltener eine Tierarztpraxis aufsuchen als reinrassige Hunde.
Der große Genpool kann sich durchaus positiv auf seine Gesundheit und Lebenserwartung auswirken. Das Risiko, dass genetische Defekte auftreten, ist bei bestimmten Mixhunden zwar geringer. Aber auch bei ihnen gibt es keine Garantie, dass die Elterntiere keine vererbbaren Krankheiten an sie weitergeben.
Aber was hat es eigentlich mit den bekannten Krankheiten und Gesundheitbeschwerden einiger Hunderassen auf sich? Auch hier gibt eine 2021 veröffentlichte Studie – ebenfalls vom Forschungsteam um Dan G. O`Neill – Hinweise. So ist die Französische Bulldogge deutlich anfälliger für bestimmte Krankheiten als andere Hunderassen. Dies hat vor allem mit der außergewöhnlichen Anatomie eines Frenchies zu tun, welche sich stark von der Mehrheit der Hunde unterscheidet. Die Französische Bulldogge ist somit kein Maßstab für alle Rassehunde.
Gesund oder anfällig für Krankheiten: Gibt es Unterschiede bei den Mischlingshunden?
2021 belegte der Mischlingshund laut dem Tierschutzverein Tasse e. V. Platz 1 der beliebtesten Hunde in Deutschland. Im Volksmund werden unter Mischlingshunde einfach alle Vierbeiner zusammengefasst, bei denen die Elterntiere unterschiedlicher Rasse sind. Es gibt allerdings zwei entscheidende Kategorien:
Designerhunde/Hybridhunde
In den letzten Jahrzehnten wurde die Nachfrage nach „Designerhunden“ immer größer. Allen voran stehen Doodles – also Hunde, die aus Kreuzungen zwischen Pudel und einer weiteren Hunderasse, bzw. aus Nachkommen der Folgegenerationen entstehen. Die Verpaarung erfolgt gezielt und somit sind die Elterntiere bekannt. Daher werden in einigen Kreisen die Hunde bewusst nicht als Mischling, sondern als Hybridhund oder Designerhund bezeichnet.
Haben Sie Interesse an einen solchen Designerhund, können Sie sich im Voraus über rassetypische Erkrankungen der Elterntiere informieren. Fällt die Wahl beispielsweise auf einen Goldendoodle, empfiehlt es sich darauf zu achten, dass seine Eltern frei von Hüftdysplasie und Patellaluxation sind.
Mischlingshunde mit unbekannter Herkunft
Bei Mischlingshunden aus dem Tierschutz können ihre Zweibeiner oft nur vermuten, welche Gene und somit auch welche vererbbaren Erkrankungen in ihrem Hund stecken. Oft ist in diesem Zusammenhang liebevoll von einem "Senfhund" die Rede. So können Menschen mit der Zeit mit Krankheiten wie Epilepsie oder Grauem Star überrascht werden. Oder aber sie haben Glück und ihr Liebling trägt kein erhöhtes Risiko von bestimmten Erkrankungen in seinen Genen.
Wie können Rassehunde wieder gesünder werden?
Verantwortungsvolle Züchter stellen die Gesundheit ihrer Schützlinge an erster Stelle. Es gibt Züchtervereine, die vorige Gentests der Elterntiere voraussetzen und somit das Risiko von vererbbaren Krankheiten minimieren. Dennoch kann in Deutschland jede Privatperson Hunde züchten – und dabei wird oft nicht auf Gentests, sondern auf gut Glück gesetzt. Somit kommen immer wieder reinrassige Hunde auf die Welt, die mit einem erhöhten Risiko für gewisse Erkrankungen geboren werden.
Selbstverständlich tragen die Züchter nicht die alleinige Verantwortung – genauso entscheidend ist die Nachfrage. Bei der Suche nach einem geeigneten Hund wird heute viel Wert auf das Äußere gelegt. Viele Hundebesitzer können aber bestätigen: Das Aussehen unserer Vierbeiner ist zweitrangig, denn sie erobern unsere Herzen mit ihrem einzigartigen Charakter. Am Ende wünschen wir uns nur eins: Die beste Gesundheit und ein langes Leben für unseren Hund.
Wenn Sie einen Rassehund möchten, schauen Sie gezielt nach den jeweiligen rassetypischen Erkrankungen. Bei einigen Hunden wie dem Boxer oder der Französischen Bulldogge ist die Liste der möglichen Krankheiten lang. Bei einem gesunden Rassehund wie dem Malinois oder einigen reinrassigen Terriern oder Bracken hingegen stehen die Chancen gut, dass er mit einer robusten Gesundheit ausgestattet ist.