Katzen sind nicht nur faszinierende Tiere, sondern auch wahre Meister der Anpassung an ihre Umwelt. Eines der erstaunlichsten Merkmale, das Katzen zu erfolgreichen Jägern macht, sind ihre über den ganzen Körper verteilten Tasthaare, auch Vibrissen genannt. Diese erstaunlichen Sinnesorgane haben eine Vielzahl von Funktionen. Anders als der Name erwarten lässt, haben sie nichts mit dem Schnurren zu tun.
Die Schnurrhaare bei Katzen tragen wesentlich zum Überleben und zur Navigation der Katze bei. Wir erklären, warum die Schnurrhaare der Katze so wichtig für sie sind und wie Katzenkenner sie als Stimmungsbarometer nutzen können.
Katzen-Schnurrhaare: Bedeutung
Schnurrhaare sind nicht nur die langen Haare, die wir an den Schnurrbartbereichen einer Katze sehen. Tatsächlich gibt es verschiedene Arten von Vibrissen an verschiedenen Stellen am Körper einer Katze. Hier sind die wichtigsten Arten:
- Tasthaare: Hierbei handelt es sich um die größte Gruppe der Vibrissen. Die „Barthaare“ befinden sich am oberen Lippenbereich, am Kinn, an den Wangen, über den Augenbrauen und sogar an den Vorderbeinen. Sie sind dicker und länger als normale Haare und haben an ihrer Basis zahlreiche Nervenenden, die mit den tiefen Schichten der Haut verbunden sind.
- Hinterkopf-Vibrissen: Diese sind auch als "Moustaches" bekannt und befinden sich auf der Rückseite des Kopfes, in der Nähe der Ohren. Sie sind länger als die Tasthaare und helfen der Katze, sich im Dunkeln zu orientieren.
- Augenvibrissen: Diese kleinen Haare befinden sich über den Augen und sind besonders empfindlich, um Hindernisse im Dunkeln zu orten.
Warum haben Katzen Schnurrhaare?
Die rund 24 Schnurrhaare um die Katzennase dienen unseren Samtpfoten vor allem zur Orientierung. Dank ihnen und der übrigen Tasthaare am Katzenkörper können Samtpfoten sich im Dunkeln besser fortbewegen sowie auf Beute schneller reagieren.
Denn mit den tief in der Haut verankerten, dicken Haaren nehmen Katzen selbst kleinste Luftbewegungen in der Umgebung wahr. Das ist besonders darum von Vorteil, weil die vierbeinigen Jäger im Nahbereich nur schlecht sehen können.
Schnurrhaare sind also eine große Hilfe bei der Jagd und als „sechster Sinn“ sehr wichtig für unsere Samtpfoten. So wichtig, dass es in vielen Ländern verboten ist, Katzen ohne Schnurrhaare zu züchten.
Insofern sollten wir die kleinen „Antennen“ auf keinen Fall abschneiden. Zumal Schnurrhaare noch viel mehr können: Sie unterstützen die Mimik der Katze. Denn genau wie Augen, Ohren und Schwanz dienen sie der Körpersprache.
Schnurrhaaren der Katze: Kommunikationsmittel
Kratzbürste oder Schmusetiger? Die Schnurrhaare helfen uns, diese Frage zu beantworten: Wer genau hinsieht, kann aufgrund ihrer Position auf die Stimmung der Katze schließen. Möglich machen dies die unter den Schnurrhaaren liegenden Muskeln. Wir erklären Ihnen die Bedeutung verschiedener Schnurrhaar-Positionen:
Glücklich & entspannt
Ist die Katze ausgeglichen, zeigt sich das an einer insgesamt entspannten Körperhaltung. Dazu zählen auch die Schnurrhaare. Sie stehen in dieser „Standard-Position“ seitlich ab.
Aufmerksam
Wer etwas ganz genau mitbekommen möchte, konzentriert alle Sinne auf sein Ziel. So geht es auch Katzen. Ist eine Samtpfote besonders aufmerksam, sind die Schnurrhaare natürlich dabei: Die Katze richtet sie möglichst weit nach vorne aus, damit ihr kein interessanter Luftzug entgeht. Je weiter sie ihre „Fühler“ dank der darunter liegenden Muskeln „ausstreckt“, desto konzentrierter ist sie.
Ängstlich
Wenn eine Katze Angst hat und unruhig ist, ist die Schnurrhaar-Stellung Typsache. Manche Katzen legen die Schnurrhaare möglichst an, damit sie insgesamt kleiner wirken. So versuchen sie, zu beschwichtigen. Andere Katzen haben meistens nach vorne gerichtete Schnurrhaare und machen sich dadurch optisch breiter. Sie bereiten sich innerlich darauf vor, sich zu verteidigen.
Aggressiv
Zugegeben – bei einer aggressiven Katze fallen uns andere Merkmale schneller ins Auge als die feinen Schnurrhaare. Angelegte Ohren, ein peitschender Schwanz oder gar bedrohliches Knurren sind meist eindeutige Zeichen.
Oft fühlt eine Katze, die dieses Verhalten zeigt, sich bedroht und handelt nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“. Und die Schnurrhaare? Die machen mit: Sie sind seitlich nach vorne ausgerichtet, um die Katze – oft unterstützt von gesträubtem Fell – größer erscheinen zu lassen.
Schnurrhaare bei Katzen: Pflege
Katzen kümmern sich instinktiv um ihre Schnurrhaare, indem sie sie lecken und putzen. Dies hilft dabei, sie sauber und frei von Ablagerungen zu halten, die die Empfindlichkeit dieser wichtigen Sinnesorgane beeinträchtigen könnten.
Katze Schnurrhaare schneiden: Ein No-Go
Bitte nicht schneiden! Es ist wichtig, die Schnurrhaare einer Katze nicht zu schneiden oder zu beschädigen, da dies das Orientierungsvermögen der Samtpfote und ihre Fähigkeit, ihre Umgebung wahrzunehmen, beeinträchtigen könnte.
Deshalb sollten Katzenhalter auch darauf achten, dass die Schnurrhaare ihres Lieblings nicht unnötig beschädigt werden. Das kann beispielsweise passieren, wenn zu enge Näpfe für Futter und Wasser genutzt werden. Wie empfindlich die Barthaare einer Katze sind, erkennt man daran, dass besonders sensible Stubentiger es bereits als unangenehm empfinden, wenn sie an der Wand eines Napfes reiben.
Schnurrhaare Katze machen Fellwechsel mit
Dennoch braucht man als Katzenhalter auch nicht zu erschrecken, wenn Miez mal Schnurrhaare verliert. Dies ist ein vollkommen normaler Vorgang, der übrigens beim Fellwechsel im Frühjahr und Herbst sogar dazugehört. Ebenso kann eine Katze bei intensiver Körperpflege oder bei Kämpfen mit Artgenossen Schnurrhaare verlieren. Die langen Schnurrhaare einer Katze wachsen lebenslang nach.
Beim Fellwechsel umgeht die Natur das Problem des Schnurrhaarverlustes sogar gleichermaßen clever wie simpel: Die Tasthaare fallen nicht alle gleichzeitig aus, sondern nacheinander. So hat die Katze keine Probleme dadurch. Denn es wächst schließlich zugleich immer wieder neuer Ersatz nach.
Kommen Katzen ohne Schnurrhaare klar?
Im Prinzip können Katzen ohne diesen wichtigen Extra-Tastsinn zurechtkommen, wenn auch natürlich nicht so gut. Dies zeigen Katzen, die etwa durch Erkrankungen ihre Schnurrhaare verlieren. Darüber hinaus gibt es einige Katzenrassen, die sogenannten Nacktkatzen, die so gezüchtet worden sind, dass sie gar keine Haare – also auch keine Tasthaare – mehr am Körper haben.
Neben diesen Nacktkatzen gibt es darüber hinaus einige Rassen mit einem genetischen Defekt, durch den der Nachwuchs gleich ohne Fell zur Welt kommt oder es in den ersten Wochen verliert. Dies ist beispielsweise bei der Devon Rex oder Birmakatze sehr verbreitet. Solche Katzen sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.
Wachsen Schnurrhaare bei Katzen nach?
Verliert die Katze eines ihrer Tasthaare, ist das also kein Drama, sondern ein normaler Prozess. Das verlorene Schnurrhaar wird außerdem binnen weniger Wochen wieder nachgewachsen sein. Ein Problem entsteht nur dann, wenn die Katze viele bzw. alle Schnurrhaare verliert.
Katze verliert Schnurrhaare: Wann zum Tierarzt?
Wer feststellt, dass seine Katze plötzlich sehr viele ihrer Vibrissen verliert, sollte genauer hinschauen. Möglicherweise ist auch ein Besuch beim Tierarzt angezeigt, denn hierfür könnte ein gesundheitliches Problem verantwortlich sein. Schwerwiegende Hautprobleme führen oftmals nicht nur zu Schäden am Fell, sondern ziehen auch den Verlust von Tasthaaren nach sich.
Häufige Ursachen sind etwa Juckreiz, Haarbalg-Entzündungen und Haarausfall (Alopezie). Diese Erkrankungen werden ausgelöst durch:
Ist das Fell des Kätzchens also stumpf und struppig, kratzt sie sich viel und hat womöglich gereizte, kahle Stellen, dann sollte man mit ihr den Tierarzt aufsuchen.
Die Schnurrhaare der Katzen: Fazit
Die Schnurrhaare der Katze sind erstaunliche Sinnesorgane, die eine entscheidende Rolle in ihrem täglichen Leben spielen. Sie ermöglichen es unseren Samtpfoten auf beeindruckende, einzigartige Weise, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden, ihre Beute zu jagen und sogar ihre Emotionen auszudrücken. Die Bedeutung und Funktion dieser faszinierenden Sinnesorgane sollte auf keinen Fall unterschätzt werden.
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