„Katzenseuche“ kennen viele Katzenhalter nur vom Hörensagen und von regelmäßigen Impfungen beim Tierarzt. Aber viele erkennen die Gefahr dieser tückischen Krankheit nicht.
Deswegen erfahren Katzenhalter in diesem Ratgeber alles über die Katzenseuche, welche Gefahr von ihr ausgeht und wie jeder seine Katze schützen kann.
Was ist die Katzenseuche?
Experten sprechen von Katzenseuche als „Feline Panleukopenie“. Die weiteren umgangssprachlichen Bezeichnungen wie „Katzenstaupe“ und „Katzenpest“ verdeutlichen, wie gefährlich die Krankheit ist. Es handelt sich um eine hochansteckende Virusinfektion. Der Erreger gehört zur Gruppe der Parvoviren und wird auch „Feline Panleukopenie-Virus“ genannt. Damit ist die Katzenseuche eng verwandt mit der Parvovirose bei Hunden.
Der Name verweist auf die verheerende Wirkung des Virus auf das Immunsystem: Es schädigt das lymphatische Gewebe im Knochenmark. Hier entstehen die für die Abwehr zuständigen weißen Blutkörperchen, die Leukozyten. Die Abwehrkräfte der Katze sind so stark geschwächt, dass Bakterien und andere Erreger leichtes Spiel haben.
Symptome der Katzenseuche
Die Inkubationszeit von Katzenseuche beträgt zwei bis acht Tage. Allerdings sind die möglichen Symptome unspezifisch. Neben dem Immunsystem greift das Virus die Verdauungsorgane an, was zu starken Durchfällen führen kann. Zu den klinischen Symptomen der Katzenseuche zählen:
- Apathie
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- (blutiger) Durchfall
- Nasenausfluss
- entzündete Augen
- hohes Fieber
Leider zeigen einige infizierte Tiere keinerlei Symptome und sterben innerhalb von wenigen Stunden an Katzenseuche. Experten sprechen dabei von einer perakuten Verlaufsform, die durch aggressive Virusstämme hervorgerufen wird.
Katzenseuche – wann zum Tierarzt?
Wer eine ungeimpfte Katze zuhause hat, die eines oder mehrere der genannten Symptome zeigt, sollte mit ihr schnellstmöglich zum Tierarzt. Denn bei Katzenseuche zählt jede Minute.
Zudem könnten sich hinter den Symptomen andere gefährliche Erkrankungen wie eine Infektion mit dem Felinen Coronavirus verbergen. Anhand eines Blutbildes ermittelt der Tierarzt unter anderem die Anzahl der Leukozyten im Blut. Bei Katzenseuche sinkt ihre Anzahl auf unter 4.000 Leukozyten pro Mikroliter.
Schnelltests auf Katzenseuche sind ebenfalls möglich, allerdings weniger zuverlässig.
Katzenseuche - auf Mensch übertragbar?
Das Virus verbreitet sich über Kot, Urin oder Nasensekret erkrankter Katzen in der Umgebung. Besonders tückisch: Das Parvovirus zählt zu den widerstandsfähigsten Erregern der Welt.
Es überlebt monatelang und stirbt weder durch Austrocknen noch durch Frost ab. Viele Desinfektionsmittel können nichts gegen den Erreger ausrichten. Wirksam sind Chemikalien wie Natriumhypochlorit, Formaldehyd oder Glutaraldehyd.
Zwar gibt es ein eng verwandtes Virus – Parvovirus B19 – was beim Menschen Ringelröteln auslöst. Doch Parvoviren von Katze und Hund können bei Menschen nicht zu einer Erkrankung führen. Wir können darum Entwarnung geben: Katzenseuche ist nicht gefährlich für Menschen und es besteht kein Infektionsrisiko.
Übertragung der Katzenseuche von Katze zu Katze
Katzen können sich über das Benutzen von gemeinsamen Näpfen oder Katzentoiletten anstecken. Ebenso über Spuren von Kot, Urin oder sonstigen Körpersekreten in der Umgebung.
Besonders gefährdet sind darum Tiere in Einrichtungen, in denen mehrere Katzen in großer Zahl zusammenkommen. Hierzu zählen Tierheime, Katzenpensionen oder Tierarztpraxen. Auch eine indirekte Übertragung ist möglich:
Bereits ein Gramm Kot enthält genug Viren, um Tausende Katzen anzustecken. Vor allem sehr junge Katzen sind in Gefahr, sich mit Katzenseuche anzustecken. Die meisten betroffenen Tiere sind zwischen drei und fünf Monate jung.
Ebenfalls zählen sehr alte oder geschwächte Katzen ohne Impfung zu den Risikogruppen. Ungeborene Katzen können sich bei einer infizierten Mutter vor der Geburt anstecken. Theoretisch ist außerdem eine Ansteckung über Flöhe möglich.
Ist die Katzenseuche gefährlich für andere Tiere?
Neben katzenartigen Tieren wie Löwen und Luchsen können Kleinbären wie Waschbären oder Nerze sich mit Katzenseuche anstecken. Die genetische Information des Virus stimmt zu 99 Prozent mit dem verwandten Parvovirus, das Hunde befällt, überein.
Parvovirose beim Hund nennen manche Experten „Katzenseuche des Hundes“, obwohl es sich um zwei unterschiedliche Erreger handelt. Einige Experten vermuten, dass neuere Virustypen ihre Wirtstreue abgelegt haben. Somit ist Vorsicht geboten: Das Virus könnte in seltenen Fällen von Hunden auf Katzen übergehen und umgekehrt.
Katzenseuche: Überlebenschance gering?
Nein – erwachsene Katzen, die sich anstecken, haben bei raschem Eingreifen gute Chancen, die Krankheit zu überleben. Wie gefährlich Katzenseuche dennoch ist, zeigt ein Blick in die Geschichte:
Im März 1977 infizierten Wissenschaftler gezielt Katzen auf der südafrikanischen Marion-Insel mit Katzenseuche. Die dortige Population war außer Kontrolle geraten und bedrohte die heimische Fauna. Zählten die Forscher zu Beginn über 3.600 Katzen, waren es fünf Jahre später lediglich 615.
Je jünger oder schwächer das Tier zum Zeitpunkt der Infektion ist, desto tödlicher ist das Virus. Katzenseuche führt zu einem großen Flüssigkeitsverlust und setzt das Immunsystem schachmatt. Betroffene Tiere sterben an Dehydration oder zusätzlichen Infektionen.
Ergibt ein erster Bluttest weniger als 1.500 Leukozyten pro Mikroliter Blut, spricht dies für eine ungünstige Prognose.
Bei einem perakuten Verlauf liegt die Sterblichkeitsrate bei fast 100 Prozent, bei einem akuten Verlauf bei 25 bis 90 Prozent. Kitten, die sich vor oder kurz nach der Geburt infiziert haben, leiden häufig unter bleibenden Hirnschäden in Form einer Kleinhirn-Ataxie oder Blindheit.
Katzenseuche: Behandlung der Viruserkrankung
Dass die Katzenseuche häufig tödlich verläuft, liegt daran, dass die größten Risikogruppen – Katzenwelpen, geschwächte und ältere Katzen – ihr wenig entgegenzusetzen haben. Erkennt der Tierarzt die Erkrankung zeitig und veranlasst eine unmittelbare Behandlung, vergrößert dies die Überlebenschancen.
Zu den Therapiemöglichkeiten gehören stärkende Infusionen sowie Medikamente, die dem Körper dabei helfen, das Virus zu bekämpfen. Antibiotika schützen die Samtpfote vor Bakterien, die das geschwächte Immunsystem angreifen könnten.
Impfung: Katzenseuche vorbeugen
Die beste Prophylaxe gegen Katzenseuche ist die Impfung, die vor dem Parvovirus schützt. Junge Katzen erhalten die erste Impfung im Alter von acht Wochen, die zweite mit zwölf Wochen. Anschließend ist eine Auffrischung mit einem Jahr notwendig, um die Grundimmunisierung abzuschließen.
Für Katzen ohne großen Infektionsdruck reicht nach der Grundimmunisierung eine Auffrischung alle drei Jahre aus. Für Tierheimkatzen oder Freigänger in Gebieten mit vielen Artgenossen kann eine jährliche Impfung weiterhin sinnvoll sein.
Ist in einem Haushalt Katzenseuche aufgetreten, sollten nur vollständig geimpfte Tiere einziehen. Obwohl Katzenseuche für erwachsene Katzen eine geringere Bedrohung sein mag, ist die Auffrischung der Impfung dringend zu empfehlen. Die Katze impfen lassen, schützt nicht nur die Gesundheit der eigenen Samtpfote, sondern trägt dazu bei, das gefährliche Virus einzudämmen.