Eine große Familie: die Coronaviren
Coronaviren sind weltweit und unter zahlreichen Spezies verbreitet. Auf ihrer Oberfläche haben sie Ausstülpungen, die an einen Strahlenkranz erinnern – daher der Name „Corona“ für lateinisch „Kranz“. Verschiedene Coronaviren können Menschen, Säugetiere, Vögel und sogar Fische befallen.
Ebenfalls zur großen Coronaviren-Familie gehört beispielsweise der Erreger, der 2002/2003 die SARS-Pandemie ausgelöst hat. Doch die meisten Coronaviren führen lediglich zu harmlosem Schnupfen. Das zu Beginn 2020 von China ausgehende Coronavirus kann – vor allem bei immungeschwächten und alten Menschen – zu schweren Lungenentzündungen führen. Wissenschaftler nennen das bis dato unbekannte Virus vorübergehend „2019-nCoV“.
Und welches Coronavirus befällt Katzen? Es handelt sich hierbei um das Feline Coronavirus (FCoV), was wenig mit den Menschen befallenden Coronaviren gemeinsam hat.
Das Feline Coronavirus – was löst es bei Katzen aus?
Auch das Feline Coronavirus bringt es bei Katzenhaltern zu einer traurigen Prominenz. Denn es kann zur berühmt-berüchtigten FIP, der Felinen Infektiösen Peritonitis, führen. Die Erkrankung zählt zu den häufigsten Todesursachen von Hauskatzen, vor allem bei Kitten. Es gibt keine Therapie.
In seiner ursprünglichen Form löst das FCoV eine Darmentzündung mit leichten bis mittelschweren Durchfällen aus – und ist verhältnismäßig harmlos.
Das mutierte Coronavirus und FIP
Wie entsteht FIP? Das Feline Coronavirus mutiert spontan und befällt anschließend nicht nur den Verdauungstrakt, sondern den ganzen Körper der Katze inklusive der Organe. Wann und warum das Virus mutiert, lässt sich nicht vorhersagen. Das Risiko für eine Mutation begünstigen beispielsweise junges oder hohes Alter, ein schwaches Immunsystem oder Stress.
Zudem sollen einige Rassen wie die Heilige Birma häufiger an FIP erkranken. Das mutierte Virus löst unterschiedliche Entzündungsreaktionen in Leber, Milz und dem Zentralen Nervensystem aus. Diese führen zu den für FIP typischen Ergüssen im Brust- und Bauchraum und vielen weiteren Symptomen. Die Killerzellen des tierischen Immunsystems können die mutierten Viren nicht erkennen und sind darum machtlos. Übrigens: Katzen können sich bei Hunden mit dem Caninen Coronavirus anstecken, was zu Darmentzündungen, aber nicht zu FIP führt.
Können Menschen sich mit dem Felinen Coronavirus anstecken?
Das sich vom chinesischen Wuhan aus in der Welt verbreitende Virus stammt von einem Tiermarkt. Darum liegt der Verdacht nahe, dass es von Tieren stammt. Auf dem Tiermarkt in Wuhan fand ein Handel mit zahlreichen Tierarten statt. Dazu zählen Adler, Stachelschweine, Füchse, Wolfswelpen – und Schlangen. Mittlerweile haben Wissenschaftler bestätigt, dass das 2020 grassierende Coronavirus von Schlangen auf Menschen übertragen wurde. Forscher gehen davon aus, dass es ursprünglich in Fledermäusen „heimisch“ war, nun aber über Schlangen auf den Menschen weitergegeben wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Infektionswelle von einem chinesischen Tiermarkt ausgeht: Die SARS-Welle aus dem Jahr 2002/2003 lässt sich auf die Infektion über Larvenroller, eine bestimmte Schleichkatzen-Art, zurückverfolgen.
Doch das seit Jahrzehnten bekannte Feline Coronavirus ist wirtsspezifisch. Es passt auf bestimmte Proteine an der Zelloberfläche der Katze wie der Schlüssel ins Schloss. Einige Zellen von Fledermausarten ähneln ihrem menschlichen Pendant. Das macht eine mögliche Übertragung von Viren wahrscheinlicher.
Coronavirus: Ansteckung unter Katzen
Fast fünfzig Prozent aller Katzen in Deutschland kommen mit dem Coronavirus in Kontakt – nur fünf bis zehn Prozent davon erkranken an FIP. Die Coronaviren-Infektion erfolgt vor allem über Kot. Nur in einem kurzen Zeitraum ist eine Ansteckung über den Speichel und somit über gemeinsame Näpfe möglich. Katzenkot bleibt unter den Füßen der Vierbeiner hängen und kann sich so auf Schlafplätze und Böden verteilen. Die höchste Infektionsgefahr ist dort, wo mehrere Katzen auf engem Raum zusammenleben. Zum Beispiel in Tierheimen oder Pensionen sowie bei freilebenden Katzen an Futterstellen.
Was erhöht das Risiko der infizierten Katze, an FIP zu erkranken?
Die Viruslast und damit die Wahrscheinlichkeit für eine Mutation erhöhen sich zum Beispiel bei unzureichender Reinigung von Katzentoiletten. Andere Krankheiten wie Katzenschnupfen, ein schwaches Immunsystem, Stress oder bestimmte Medikamente wie Kortison erhöhen ebenfalls das Risiko für FIP. Einige Experten vermuten zudem einen Einfluss des Caninen Coronoavirus. Die FIP-Mutation als solche ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ansteckend. Das bedeutet: Betroffene Tiere können das Coronavirus weitergeben, nicht jedoch FIP.
Was bringt ein Test auf Coronaviren?
Der „FIP-Test“ weist Antikörper gegen das Coronavirus im Blut der Katze nach. Das Problem: Ein positiver Test bedeutet nicht, dass die Katze FIP hat, sondern nur, dass sie Kontakt zu dem Virus hatte. Dies trifft auf rund die Hälfte der Katzen in Deutschland zu. Ein positiver Test auf Coronaviren kann folgende Gründe haben:
Die Katze…
- hat FIP
- hat eine Infektion mit Coronaviren erfolgreich bekämpft, die Antikörper sind übrig
- hat eine harmlose Infektion mit Coronaviren
- wurde gegen FIP geimpft
Auch ein negativer Test lässt mehrere Rückschlüsse zu. Bei einer symptomfreien Katze bedeutet er: Sie ist gesund. Im Endstadium der FIP ist möglich, dass die Antikörper nicht mehr über einen Test nachweisbar sind.
Felines Coronavirus: Diagnose und Therapie
Eine Infektion mit dem „harmlosen“ Coronavirus ist für gesunde Tiere gut zu überstehen, weshalb aufwändige Tests nicht sinnvoll sind. Der Katzenkörper bekämpft die Erreger. Doch wie kann ein Tierarzt zuverlässig FIP diagnostizieren, wenn der „FIP-Test“ wenig aussagekräftig ist? Ist das Virus im Blut nachweisbar, lässt es sich nicht von der mutierten Form unterscheiden.
Eine Besonderheit der gefährlichen Coronavirus-Variante ist, dass sie sich außerhalb des Verdauungstraktes mithilfe bestimmter Zellen im ganzen Körper der Katze verteilt. Der Tierarzt kann sie bei einer Punktion oder bei der Untersuchung von Nervenwasser – unter Narkose – finden und FIP nachweisen. Ihr Fehlen ist jedoch kein Ausschlusskriterium für FIP. Tierärzte verwenden zum Nachweis einer FIP oft die Rivalta-Probe. Dabei untersuchen sie die punktierte Flüssigkeit aus Bauchraum oder Brusthöhle. Diese geben sie in ein mit Wasser und Eisessig gefülltes Reagenzglas. Kommt es zu einer bestimmten Art von Tropfenbildung, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um FIP.
Wenige Ausnahmen gibt es bei der „trockenen FIP“. Es gibt keine Therapie. Leidet die Katze unter schweren Symptomen, empfiehlt der Tierarzt das Einschläfern.
Was bringt die Impfung gegen das Coronavirus?
Die oft als „FIP-Impfung“ bezeichnete Injektion ist eine Impfung gegen das Coronavirus. Sie ist nur bei negativ auf das Coronavirus getesteten Katzen sinnvoll. Auch bei ihnen bietet sie keinen hundertprozentigen Schutz. Allerdings vertragen die Tiere sie gut und es besteht keine Gefahr, dass die Impfung FIP auslöst. Haben die Katzen bereits Antikörper gegen das Virus, kann eine Impfung schaden. Da der Impfstoff erst für Tiere ab der 16. Lebenswoche zugelassen ist, haben sich bis zu diesem Zeitpunkt viele Kitten infiziert. Ihr Tierarzt hilft Ihnen dabei, Chancen und Risiken einer Impfung für Ihre Katzen abzuwägen.