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Katze mit Ataxie

Ataxie bei Katzen

von Carina Petermann

am aktualisiert

Ob zielsicheres Springen oder geschicktes Balancieren: Katzen sind für ihre sprichwörtliche Eleganz und Körperbeherrschung bekannt. Doch bei Katzen mit Ataxie sieht es anders aus – sie fallen auf, weil sie sich unsicher bewegen. Wir erklären, wie Sie eine Ataxie erkennen und was betroffenen Samtpfoten helfen kann.

Die unterschiedlichen Ataxie-Formen bei Katzen

Die Bezeichnung „Ataxie“ stammt vom griechischen Wort „ataxia“, was „Unordnung“ bedeutet. In Unordnung geraten dabei die Bewegungen: Es handelt sich um eine Koordinationsstörung. Auch Menschen können unter Ataxien leiden.

Die Ataxie ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom für andere Störungen im Körper.

Sprechen wir bei Katzen von einer Ataxie, sind fast immer Störungen mit neurologischen Ursachen gemeint. Wir unterscheiden die drei häufigsten Ataxie-Formen bei Katzen nach dem Ort, an dem die Schädigung vorliegt:

Zerebelläre Ataxie

Die zerebelläre Ataxie kommt am häufigsten vor. Sie hat ihre Ursache in Schäden des Kleinhirns, lateinisch „cerebellum“. Das Kleinhirn ist für das Koordinieren von Bewegungen zuständig und hält gesunde Katzen in Balance. Häufig ist die Ursache für cerebelläre Ataxien eine Unterentwicklung des Gehirns. Außerdem können Tumore, Unfälle oder Vergiftungen diese Form der Ataxie auslösen.

Es gibt verschiedene Formen und Auslöser einer Ataxie bei Katzen
© Shutterstock

Sensorische Ataxie

Bei dieser Ataxie-Form liegt die Störung meist im Rückenmark. Auslöser sind Unfälle oder Fehlstellungen der Wirbelsäule. Häufig geht die sensorische Ataxie mit Muskelschwächen einher. Eine Unterform ist die Spinale Ataxie der Katze.

Vestibuläre Ataxie

Hierbei ist das Gleichgewichtsorgan gestört. Die Katze kann ihre Balance nicht halten. Bei dieser Form kommt es oft zu Schiefhaltungen des Kopfes oder Im-Kreis-Laufen. Ähnlich wie bei manchen Menschen, die sich seekrank fühlen, kann den Katzen übel werden. Oft liegt die zugrundeliegende Störung im Innenohr.

Symptome der Ataxie bei Katzen

Zu den häufigsten Symptomen einer Ataxie gehören:

  • Schiefhalten des Kopfes
  • Zittern der Augen (Nystagmus) oder des ganzen Kopfes
  • Unsicheres oder steifes Gehen
  • Umkippen zur Seite oder nach vorne
  • Geräuschempfindlichkeit
  • Breitbeiniges Sitzen oder Stehen
  • Schwierigkeiten, Abstände einzuschätzen (Dysmetrie)
  • Vestibuläre Form: Im-Kreis-Laufen, Übelkeit

Diagnose beim Tierarzt

Zeigt eine Katze Bewegungsstörungen, steht der Gang zum Tierarzt an. Er kann die Lage der Ataxie durch genaues Beobachten bestimmen. Im Gespräch mit dem Katzenhalter lässt sich oft eine Ursache eingrenzen.

Nur der Tierarzt kann die endgültige Diagnose Ataxie stellen
© Shutterstock

Je nach Form und Ort der Schädigung können verschiedene Diagnosemethode zum Einsatz kommen. Möglich sind Röntgen, Gehirn- oder Muskelstrommessungen, Blutuntersuchungen auf Infektionen, Mangelernährung oder Stoffwechselerkrankungen.

Der Einsatz von Magnetresonanz- (MRT) und Computertomographie (CT) ist teuer, erfordert eine Narkose und macht nur in Ausnahmefällen Sinn. Dies gilt besonders, weil eine Narkose für Ataxie-Katzen mit höheren Risiken einhergehen kann.

Nicht immer ist es notwendig, die Ursache bis ins kleinste Detail zu bestimmen. Eine grundsätzliche Ataxie-Diagnose beim Tierarzt ist aber wichtig, um Therapie und Prognose ableiten zu können.

Verschiedene Ursachen für Katzen-Ataxie

Eine Ataxie beruht meist auf Schäden des zentralen Nervensystems. Diese können verschiedene Auslöser haben.

  • Viren wie das Feline Parvovirus oder Vergiftungen der trächtigen Mutterkatze führen zu Ataxie bei ihren Jungen
  • Unfälle und Misshandlungen wie ein Schlag auf den Kopf
  • Krankheiten des Stoffwechsels wie Diabetes oder Unterzucker
  • Entzündungen, zum Beispiel im Innenohr
  • fortschreitende Degenerationen der Wirbelsäule
  • selten: Erbkrankheiten, zum Beispiel die Lysosomale Speicherkrankheit
  • selten: Mangelernährung

Ist Katzen-Ataxie heilbar?

Da es zahlreiche Ursachen für Ataxien gibt, lässt sich keine pauschale Antwort auf diese Frage geben.

Bei vielen Katzen ist die Ataxie unheilbar.

Doch die Tiere lernen, die Einschränkungen zu kompensieren. So kann sich die Bewegungsstörung im Alltag bessern und betroffene Katzen können ein glückliches Leben führen.

Auch wenn die Ataxie oft unheilbar ist: Viele Katzen können gut damit leben
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Ist Ataxie ein Grund, die Katze einschläfern zu lassen?

Stellt ein Tierarzt bei Katzen die Diagnose Ataxie, erwägen manche Halter, die wackligen Kätzchen einschläfern zu lassen. Doch vor allem bei Jungkatzen liegt häufig eine zerebelläre Ataxie vor. Diese lässt sich zwar nicht heilen. Aber heranwachsende Samtpfoten lernen, die Schäden zu kompensieren.

Die Vierbeiner selbst nehmen ihr Handicap nicht wahr und haben in der Regel keine Schmerzen. Viele Symptome bessern sich mit der Zeit und die Katzen haben eine normale Lebenserwartung. Auch manche Tierheimkatzen mit Ataxie durchleben rasch Verbesserungen, wenn sie in ein liebevolles Zuhause ziehen.

Sind die Störungen so stark, dass die Katze nicht selbstständig gehen kann, ist mit einem erfahrenen Tierarzt und dessen Prognose abzuwägen, ob eine Euthanasie anzuraten ist. Meist schläfern Tierärzte Ataxie-Katzen nur ein, wenn andere Symptome der zugrundeliegenden Erkrankung hinzukommen. Hierzu zählen Epilepsien und damit zusammenhängende Sauerstoffunterversorgungen.

Tipps für ein Leben mit Ataxie-Katzen

Ataxien bei Katzen können sehr unterschiedlich sein: Manche Tiere haben wenige Einschränkungen, für andere ist bereits der Einstieg zum Katzenklo ein unüberwindliches Hindernis. Hier einige allgemeine Tipps:

Freilauf für Ataxie-Katzen?

Grenzenloser Freigang ist für Ataxie-Katzen nicht zu empfehlen. Die Gefahr, Unfälle zu erleiden, ist zu groß. Begegnungen mit Katzen aus der Nachbarschaft können doppelt gefährlich sein: Bei Revierkämpfen sind die Wackelkätzchen stark unterlegen und können sich verletzen.

Katzen mit Ataxie sollten sich besser keine Revierkämpfe leisten
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Außerdem haben viele von ihnen ein schwächeres Immunsystem und können sich leichter mit Krankheiten infizieren. Optimal ist ein eingezäunter Garten. Halten Sie hierbei im Blick, ob Ihre Katze auf Bäume klettert und hierdurch eine erhöhte Unfallgefahr besteht. Mit einem Kletterschutz am Stamm sichern Sie den Baum ab.

Wohnungseinrichtung

Manche Wackelkätzchen neigen dazu, von Kratzbaum oder Sofa zu fallen. Weiche Teppiche federn den Sturz ab. Belassen Sie es bei einem niedrigen Kratzbaum. Manchen Samtpfoten helfen ein Senior-Kratzbaum oder im Handel erhältliche Katzentreppen für den Aufstieg aufs Sofa.

Kann die Katze den Kopf nicht senken ohne umzufallen, probieren Sie aus, den Napf erhöht zu stellen. Eine Katzentoilette mit Rand oder Haube kann der Samtpfote helfen, das Gleichgewicht zu halten. Einige Vierbeiner können den Toiletten-Rand nicht erklimmen. Hier können Plastikwannen für Hunde mit niedrigem Einstieg auf einer Seite eine Alternative sein.

Katzengesellschaft

Auch eine Ataxie-Katze wünscht sich einen Artgenossen. Gemeinsames Spielen kann die Koordination der Katze bessern.

Bei der Wahl der Zweitkatze sollte der Charakter beider Tiere zueinander passen.

Bei zwei jungen Katzen spielt das Handicap meist keine Rolle. Kommt eine erwachsene Samtpfote dazu, sollte diese sozial sein.

Ein Gefährte kann der Ataxie-Katze gut tun: Sie sollten sich aber gut verstehen
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Tierarztbesuche

Sprechen Sie Ihren Tierarzt auf mögliche Besonderheiten rund um Impfen und Narkose bei feliner Ataxie an. Einige Katzen mit Koordinationsstörungen haben weniger Leukozyten und dadurch ein schwächeres Immunsystem. Manche Impfstoffe können darum für sie schädlich sein. Hierzu gehören beispielsweise die Impfungen gegen Tollwut und Katzenseuche.

Wamiz-Ratgeber: Katzenseuche und Tollwut

Eine Narkose kann ein geschädigtes Zentralnervensystem weiter stören. Darum ist die schonendste Narkose zu wählen. Bei kurzen Operationen wie der Kastration eines Katers ist dies die Injektionsnarkose. Längere Operationen sollten bei einer Ataxie-Katze immer unter Inhalationsnarkose erfolgen.

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