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Gonchak-Hund jagt Wildschwein

Auf die Jagd auf Wildschweine spezialisiert: Saupacker

© Shutterstock

Was sind eigentlich Saupacker und Sauhunde?

von Philipp Hornung

am aktualisiert

„So ein Sauhund!“ Dieser Ausruf ist selten freundlich gemeint, etwas Anerkennung schwingt aber mit. Kein Wunder, denn echte Sauhunde waren mutig und stark. Lesen Sie hier alles über Saupacker und ihre Nachfahren.

Was sind Saupacker?

„Saupacker“ sind Hunde, die bis zum 19. Jahrhundert für die Jagd auf Wildschweine zum Einsatz kamen. Vor der Verwendung von Schusswaffen in der Jagd kam Hunden die Aufgabe zu, ein Wildschwein einzukreisen und so lange bellend und beißend festzuhalten, bis der Jäger es töten konnte. Die Jagd auf Wildschweine war gefährlich für Mensch und Hund. Viele Hunde waren nötig, um einen Eber zu „packen“. Die übliche Regel lautete „zwei Pfund Hund auf ein Pfund Sau“. Für diese Aufgaben mussten die Hunde mutig sein, eine kräftige, muskulöse Statur haben und sich gut in der Beute festbeißen können. Aus heutiger Sicht klingt das grausam, für Jäger waren die Hunde jedoch eine unverzichtbare Hilfe. Viele Saupacker kamen außerdem bei der Bärenjagd zum Zuge. Als „Bullenbeißer“ waren sie bei vielen Metzgern beliebt. Hier hielten sie das Schlachtvieh in Schach. Auch in grausamen Tierkämpfen gegen Stiere und andere Tiere kamen sie zum Einsatz.

Welche Hunderassen waren Saupacker?

Saupacker waren schwere und mittelschwere Hetzhunde. Früher bezeichneten die Menschen sie je nach Region als „Englische Dogge“, „Bullenbeißer“, „Englischer Blendling“, „Pommersche Blendling“ oder „Pommerscher Saurüde“ (auch: Pommer, Wolfshund). Manche wurden schlicht „Saurüden“ oder „großer Bauernhund“ genannt. Nicht nur Bauern, sondern auch Adelige hielten die imposanten Vierbeiner. Im Mittelalter gab es keine standardisierte Hundezucht. So standen „Sauhunde“ einfach für einen bestimmten kräftigen Hundetyp der molosserartigen Hunde. Neben den „Saupackern“ gab es noch andere Sauhunde, die „Saufinder“. Sie waren wendiger, kleiner und vor allem wegen ihrer Spürnase geschätzt.

Jäger mit Hund und Beute © Shutterstock

Saupacker-Hunde heute: Aussehen und Charakter

Zwar gibt es heute keine Saupacker mehr, doch ihre Nachfahren sind nach wie vor beliebte Rassen. Oft handelt es sich um stattliche Molosser, deren Vorfahren als Saupacker, Bullenbeißer und sogar Bärenjäger zum Einsatz kamen. Die Falten rund um die Schnauze sowie die flache Nase sind ein Erbe des Verbeißens in andere Tiere: Das Blut der Beute konnte so besser abfließen und der Hund trotz Beißen gut atmen. Zu gedrungene Bullenbeißer wie die Vorfahren der Englischen Bulldogge, die für Kämpfe gezüchtet wurde, waren für kilometerlange Jagden nicht geeignet.

  • Deutsche Dogge: geht auf Bullenbeißer und Saupacker zurück
  • Broholmer: Nachfahre mittelalterlicher Jagdhunde
  • Rottweiler: Saupacker-Nachfahre, auch beliebter Metzgershund, der Schlachtvieh in Schach hielt
  • Mastiff: Nachfahre alter Saupacker und Bärenbeißer, kam auch in Kampfarenen zum Einsatz
  • Bordeaux Dogge: Nachfahre mittelalterlicher Bärenbeißer und Saupacker, Hund der Metzger
Der Broholmer zählt zu den Saupackern© Shutterstock

Saupacker-Hund oder Welpe kaufen: Geht das?

Heute gibt es vereinzelte „Saupacker“-Züchter, die die oben genannten Rassen mixen, um „Saupacker“ zu züchten. Auch Bullmastiff, Cane Corso, Dogo Canario und sogar der japanische Tosa Inu gelangen in die vermeintliche Saupacker-Zucht. Es handelt sich dabei allerdings nicht um von der FCI anerkannte Zuchten. Seriöse Züchter finden Sie leichter bei von der FCI und dem deutschen VDH anerkannten Zuchten, die entsprechende Abstammungsnachweise ausstellen.

Außerdem sitzen viele Molosser-Mischlinge in Tierheimen.

Wenn es ein Rassehund sein soll, wäre unser Geheimtipp: der Broholmer. Der imposante Vierbeiner aus Dänemark wäre fast ausgestorben und ist dank Bemühungen vieler Hundefreunde wieder bekannter geworden. Er gilt als freundlicher Familienhund.

Ein berühmter Sauhund in „Harry Potter“

Zu den weltweit berühmtesten Saupackern gehört Saurüde Fang aus den Harry-Potter-Romanen. Der liebenswerte Riese gehört zu dem ebenso sympathischen Wildhüter Hagrid. Wie bei seinem Herrchen gilt für Fang: harte Schale, weicher Kern. Denn trotz seiner imposanten Statur ist er ein Sensibelchen. In den deutschen Übersetzungen ist Fang ein „Saurüde“. Im englischen Original bezeichnet die Autorin ihn als „Boarhound“, eine Bezeichnung, die im Englischen oft für die Deutsche Dogge verwendet wird. In den Filmen wird Fang allerdings von einem Mastino Napoletano dargestellt. Als doggenartiger Hund ist dieser mit den historischen Saupackern verwandt.

Charakter: typisch Sauhund!

Sauhunde waren Vierbeiner, die ihre Lieben beschützen und sich bei der Jagd mutig auf größere Beute stürzen. Auch für grausame Hunde- oder Tierkämpfe war dieser Mut in Kombination mit Schärfe notwendig. Die imposanten Tiere durften dabei nie aggressiv gegenüber Menschen sein. So waren Sauhunde loyale Beschützer ihrer Zweibeiner. Auch ihre Nachfahren haben eine hohe Reizschwelle. Ist diese überschritten, kennen die Vierbeiner (fast) kein Pardon und verteidigen ihre Lieben. Leider haben viele Menschen im Lauf der Jahrhunderte Sauhunde zu grausamen Waffen abgerichtet. Für ihre Nachfahren gilt: Die Kraftpakete sind erstaunlich sensibel und gut zu erziehen, wenn man ihren Dickkopf berücksichtigt. Absoluten Gehorsam wie von einem Deutschen Schäferhund können Sie von ihnen nicht erwarten. In jedem ehemaligen Sauhund steckt ein kleiner Schweinehund: sportliche Höchstleistungen sind nicht zu erwarten. Die Vierbeiner mögen es lieber gemütlich.

Ist ein Saupacker ein Listenhund?

Da es heute keine offiziellen Saupacker mehr gibt, stehen sie auf keiner Rasseliste. Allerdings zählen einige der Nachfahren zu den potenziell gefährlichen „Kampfhunden“: der Mastiff, die Bordeaux Dogge und der Rottweiler sind in einigen Bundesländern „Listenhunde“. Auch Mischlinge können aufgrund des Phänotyps, also der optischen Ähnlichkeit mit Listenhunden, mit bestimmten Auflagen verknüpft sein.

Gleich weiterlesen: alles über „Kampfhunde“ und Listenhunde
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