Werbung

Schulhunde sind Teil der tiergestützten Pädagogik

Schulhunde – Tierische Pädagogen im Klassenzimmer

von Stephanie Klein

am aktualisiert

Zwischen Prüfungsstress und Lerndruck: Schulhunde sindwertvolle Begleiter für Kinder und Jugendliche. Im Klassenzimmer lernt es sich einfach besser, wenn ein Vierbeiner Gesellschaft leistet! Doch nicht für jeden Hund ist der Beruf im Bildungssystem die richtige Wahl. Welche Eigenschaften Schulhunde mitbringen sollten, ob es Hunderassen gibt, die sich besonders gut eignen und wie die Ausbildung aussieht – all das lesen Sie in diesem Ratgeber-Artikel.

Schulhunde sind Teil der tiergestützten Pädagogik. Es handelt sich um speziell ausgebildete Hunde. Sie werden vorwiegend in Grund- und Förderschulen zu bestimmten Unterrichtseinheiten miteinbezogen. Schulhunde treten ihren Dienst immer gemeinsam mit ihrem Hundeführer an. Dabei kann es sich um eine Lehrkraft oder einen ehrenamtlichen Hundeführer handeln.

Schulhunde: Wie wirkt sich ihr Einsatz aus?

Es ist schon erstaunlich: Die Anwesenheit von Schulhunden hat immensen Einfluss auf das gesamte Klassenklima. Was genau bewirkt ein tierischer Pädagoge?

  • Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und des Empathievermögens
  • Verhaltensauffälligkeiten werden verringert
  • ruhigere Lernatmosphäre
  • Stressabbau und weniger Angst vor Prüfungen
  • Förderung des Verantwortungsbewusstseins

Schulhunde – 5 Voraussetzungen, die ein Anwärter mitbringen sollte

Jeder „Hundeberuf“ setzt gewisse Eigenschaften voraus. So wie Polizeihunde schnell, agil und folgsam sein müssen, besitzen Schulhunde spezielle Charakterzüge. Schließlich ist das Ziel, eine Atmosphäre zu schaffen, die harmonisch und lernfördernd ist. Daher sind tierische Chaoten hier fehl am Platz.

Stressresistent

Einige Hunde bleiben die Ruhe selbst, auch wenn es mal turbulent zu geht. In diesem Kontext spricht man häufig von einer hohen Reizschwelle, die für nahezu alle Hundejobs unabdingbar ist. In der Schule betrifft es nicht nur einen erhöhten Lärmpegel, sondern auch etwas zu grobe Berührungen seitens der Kinder. 

Stressresistente Vierbeiner strahlen Ruhe und Gelassenheit aus, welche sie im Idealfall auf die Schüler übertragen. Nichtsdestotrotz hat das Wohlbefinden eines Schulhundes höchste Priorität. Indem Regeln für den Umgang mit dem Vierbeiner aufgestellt und eingehalten werden, fühlt sich der Hund entspannt und rundum wohl.

Gelehrig

Die Bereitschaft mit seinem Menschen zu arbeiten, ist bei einer hundegestützten Pädagogik das A und O. Mit einem sturen Vierbeiner wird der Unterricht mit Hund zu einer mühsamen Herausforderung. Beim Umgang mit Schulkindern sind die Kommandos „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ immens wichtig. Zudem ist ein weiteres Training von Bedeutung: Schulhunde dürfen die Kinder nicht anspringen – auch wenn sie sich tierisch freuen, sie zu sehen. Nur mit einem gehorsamen Vierbeiner können sich die Lehrkräfte auf den Unterricht konzentrieren und die Schüler werden nicht abgelenkt.

Friedlich

Aggression hat in einem Klassenzimmer keinen Platz. Das gilt selbstverständlich auch für die Schulhunde im Einsatz. Daher werden in den Schuldienst nur friedliche und sanfte Vierbeiner gerufen. Mit einem unsicheren Hund kann in einem Bruchteil einer Sekunde eine gefährliche Situation entstehen. Zumal ein Hund, der zu Aggressionen neigt, den vorherigen Wesenstest nicht bestehen würde. Das Konzept Schulhunde dreht sich unter anderem darum, dass Kinder Vertrauen zu einem Vierbeiner aufbauen. Ein friedlicher Charakter fördert das Vertrauen und Verständnis für den pelzigen Begleiter an der Schule.

Kinderlieb

Damit dem Vierbeiner die Arbeit als Schulhund auch Spaß bereitet, sollte er vom Wesen her kinderlieb sein. Einige Fellnasen lieben Heranwachsende und suchen ausdrücklich den Kontakt zu ihnen. Das kommt auch bei Kindern gut an: Sie erfahren keine Ablehnung. Vielmehr hilft ein liebevoller Vierbeiner ihnen dabei, eine enge Bindung zu ihm aufzubauen.

Verspielt

Ein verspielter und offener Hund findet schnell Zugang zu den Schulkindern. Durch seine freundliche Art, die zum Spielen animiert, sehen Kinder in ihm einen Freund auf vier Pfoten. Hunde gelten in der tiergestützten Pädagogik und Therapie als „Eisbrecher“. Introvertierte Schüler vertrauen sich den geselligen Hunden eher an, als Lehrern. Dadurch gehen sie mit einer gesteigerten Motivation in den Unterricht. Auf dem Punkt gebracht: Ein verspielter Hund erhöht die Freude auf den Unterricht.

Rechtliche Grundlagen in Bayern, Hamburg, NRW und Co.

Es gibt keinen flächendeckenden Leitfaden für den Einsatz der Schulhunde. Es kann Unterschiede je nach Bundesland und auch je nach Schule geben. Als Basis für den Einsatz gelten die Schulgesetze des Landes. Grundsätzlich sind folgende Kriterien für die Zulassung vor der Prüfung erforderlich:

Für den Hund:

  • ein bestandener Eignungstest
  • ein gesunder Allgemeinzustand, welcher durch einen Tierarzt bestätigt wird
  • vorhandene Reife: Welpen können von ihrem Hundeführer an die Aufgabe herangeführt werden, die Prüfung erfolgt jedoch im erwachsene Alter

Für den Hundeführer:

  • eine Ausbildung oder ein Studium im pädagogischen Bereich ist obligatorisch
  • die Hundeführer bieten ihren Schulhunden ein artgerechtes Leben und wohnen zusammen mit den Vierbeinern unter einem Dach
  • Nachweis einer Hundehaftpflichtversicherung 

Schulhunde – Welche Rassen sind geeignet?

Wie bei Drogenspürhunden oder Lawinenhunden sind auch bei den Schulhunden keine Rassen vorgeschrieben. Mischlingshunde sind – sofern sie den Eignungstest bestehen – genauso tolle Schulhunde, wie ihre reinrassigen Artgenossen.

Der Fokus liegt auf dem Wesen – das Aussehen spielt bei der Eignung eine untergeordnete Rolle.

Eine Ausnahme gibt es: Nach wie vor wirken sogenannte Listenhunde auf einige Menschen angsteinflößend. Für betroffene Kollegen, Eltern und Kinder ist es eventuell schwieriger, sich mit einem muskulösem Hund anzufreunden. Daher können beispielsweise ein Bullterrier oder ein Dogo Argentino von der Schule abgelehnt werden. Selbst, wenn sie vorbildlich die Ausbildung bestanden haben.

Zwar gilt die Devise: Jeder Hund ist ein Individuum und besitzt ganz eigene Charakterzüge. Dennoch eignen sich einige Hunderassen aufgrund ihres Charakters besonders gut für den pädagogischen Job:

So läuft die Ausbildung von Schulhunden

Die Ausbildung zum Schulhund erfolgt im Team. Nur mit einem souveränen Menschen wird aus einem gewöhnlichen Hund ein gelassener Begleiter im Unterricht. Die Schulhund-Ausbildung reiht sich in den Oberbegriff „tiergestützte Pädagogik“ ein. Die Trainingsdauer variiert von Ausbildungsstätte zu Ausbildungsstätte. In etwa kann mit einer Dauer von bis zu fünf Monaten gerechnet werden. Das Training und der Unterricht finden 1-2 Mal pro Woche statt. Die Trainingstage werden zudem in Einzel- und Gruppenstunden gegliedert. Am Ende erfolgt eine theoretische und praktische Abschlussprüfung mit anschließendem Zertifikat.

Lerninhalte für den Hund:

Vorab: Es sind nicht die Hunde, auf die während der Ausbildung der Schwerpunkt gelegt wird. Viel mehr sind es die Halter, welche ein umfassendes Wissen über tiergestützte Pädagogik nachweisen müssen. Ganz ohne Hundetraining geht es allerdings nicht. Um eine mögliche Überforderung zu vermeiden, wird jeder Hund individuell auf folgende Reize vorbereitet:

  • schultypische Geräusche, wie z. B. Pausenläuten und Kindergeschrei
  • Berührungen von fremden Menschen

Schritt für Schritt: Zu Beginn reichen kurze Besuche in der Schule aus, um den Hund langsam an die Umgebung zu gewöhnen. Der Vierbeiner sollte die Bildungsstätte mit positiven Erfahrungen verknüpfen. Die Festigung der Grundkommandos und die Sozialisierung gehören ebenfalls zu den Lerninhalten.

Lerninhalte für den Menschen:

  • Theorie der tier- und hundegestützten Pädagogik
  • Körpersprache und Mimik des Hundes, z. B. Stresssymptome des Hundes richtig deuten
  • Mensch-Hund-Kommunikation (Schwerpunkt: nonverbale Kommunikation)
  • Hygiene und Gesundheit (regelmäßige Entwurmung oder Kotprobe, Impfung, Reinigung und vieles mehr)

Hundehalter lernen zudem, wichtige Regeln für den Umgang mit dem Hund aufzustellen. Dazu zählt beispielsweise:

Extra Komfort für den Hund: Dank einer Ruhezone können sich Schulhunde zurückziehen. Dort dürfen sie nicht von den Kindern gestört werden.

Schulhunde – Kosten für die Ausbildung

Hundehalter, die ihren besten Freund zum Schulhund ausbilden möchten, rechnen mit durchschnittlichen Ausgaben von circa 1500 Euro. Je nach Wunsch, können sich Hundeführer für weitere Aufbaumodule oder regelmäßige Seminare entscheiden, um ihr Wissen zu festigen.

***

Von Stephanie Klein, Verhaltensexpertin für Hunde und Hundebuchautorin

Mehr Ratschläge zu...

Was halten Sie von diesem Ratgeber?

Vielen Dank für das Feedback!

Vielen Dank für das Feedback!

Dein Kommentar:
EInloggen zum Kommentieren
Möchtest du diesen Artikel teilen?