Viele Hundehalter haben davon noch nie etwas gehört. Das Lefzenekzem gehört zu den Erkrankungen, die eher selten auftreten, wobei es einige Hunderassen gibt, die hiervon deutlich häufiger als andere betroffen sind. Ein Lefzenekzem bei Hunden kann eine quälende und oft hartnäckige Erkrankung sein. Es ist wichtig, es ernst zu nehmen und angemessene Schritte zur Behandlung und Vorbeugung zu ergreifen.
Ein Lefzenekzem kann eine Herausforderung sein, aber mit der richtigen Pflege, Behandlung und Vorbeugung können Sie Ihren Hund helfen, diese Erkrankung zu bewältigen und ein glückliches und gesundes Leben zu führen. Hier ist ein detaillierter Ratgeber, wie Sie damit umgehen können.
Was ist ein Lefzenekzem?
Was bei uns die Lippen sind, sind beim Hund die Lefzen. Die Haut ist hier etwas empfindlicher. Reizungen der sensiblen Haut können dazu führen, dass sie anfälliger für Entzündungen wird. Denn auf angegriffener Haut siedeln sich Bakterien leichter an.
Ein Lefzenekzem ist eine besondere Form der Pyodermie beim Hund, die auf die Maulfalten beschränkt ist. Sie ähnelt außerdem der typischen Hautfaltendermatitis (Intertrigo), die bei Vierbeinern mit Falten häufig vorkommt. Weitere Bezeichnungen für das Lefzenekzem sind: Lippenfaltenpyodermie, Lefzendermatitis und umgangssprachlich „Lefzenfäule“.
Ursachen für Lefzenekzeme beim Hund
Vor allem die körperliche Konstitution beeinflusst die Entstehung eines Lefzenekzems.
Risikofaktor Nummer 1: Gesichtsfalten
Ein Lefzenekzem entsteht besonders oft, wenn Haut auf Haut reibt – in diesem Fall also auf den Lefzen. Darum sind Hunde betroffen, die hängende Oberlippen haben, die sich an der Unterlippe reiben. Hierzu zählen zum Beispiel Cocker Spaniel, Bernhardiner und weitere Hunde mit hängenden oder faltigen Lefzen.
Risikofaktor Nummer 2: lange Haare
Hunde, die im Kopfbereich lange Haare haben, leiden häufiger an einem Lefzenekzem als kurzhaarige. Denn unter den langen Haaren entsteht schnell ein feuchtwarmes Klima sowie Reibungen an der empfindlichen Haut, was die Entstehung einer Entzündung begünstigt.
Risikofaktor Nummer 3: Allergien
Ein weiteres Risiko für ein Lefzenekzem bilden Allergien, wie eine Studie aus dem Jahr 2016 mit 110 Hunden ermitteln konnte: Zwei Drittel der untersuchten Vierbeiner mit Lefzenekzem hatten eine Allergie. Allergien schwächen die Hautbarriere, so dass Bakterien und Pilze leichteres Spiel haben. Besonders häufig von einem Lefzenekzem betroffen waren gemäß dieser Studie die Rassen Golden Retriever, Französische Bulldogge, Deutscher Schäferhund und West Highland Terrier.
Fragwürdiger Risikofaktor: Schlechte Mundhygiene
Lange ging man davon aus, dass Zahnstein die Entstehung von Lefzenekzemen begünstigt. Dies konnte die bereits erwähnte Studie nicht belegen: Es fand sich – wider Erwarten – kein Zusammenhang zwischen Zahnstein und der Entstehung eines Lefzenekzems.
Lefzenekzem bei Hunden erkennen
Vor allem bei Hunden mit hängenden Oberlippen sollten Sie täglich einen Blick auf die Unterlippe sowie die Mundwinkel werfen. Je früher Sie ein beginnendes Lefzenekzem erkennen, desto besser! Symptome hierfür sind:
- schmerzhafte Schwellungen der Lefzen
- „Mundgeruch“, der eigentlich von den Lefzen ausgeht
- Rötungen im Mundwinkel und im Bereich der Unterlippe
- Krusten
- haarlose Stellen an den Lefzen
- Juckreiz an den Lefzen
- in schweren Fällen: Futterverweigerung wegen Schmerzen, Apathie
Wichtig: Die endgültige Diagnose kann nur ein Tierarzt treffen! Denn ein Lefzenekzem kann mit anderen Hautkrankheiten, wie beispielsweise der mukokutanen Pyodermie, die oft bei Schäferhunden auftritt, verwechselt werden.
Lefzenekzem beim Hund: Behandlung
Wenn Sie den Verdacht auf ein Lefzenekzem bei Ihrem Hund haben, sollten Sie einen Tierarzt mit ihm aufsuchen. Mit einem Abstrich der betroffenen Haut sichert er die Diagnose. So kann er außerdem feststellen, welcher Bakterien- oder Pilzbefall vorliegt, um die Behandlung entsprechend anzupassen. Leider ist die medikamentöse Behandlung von fortgeschrittenen oder wiederholt aufkommenden Lefzenekzemen schwierig und nicht immer von Erfolg gekrönt. Eine Operation kann vielen Hunden helfen.
Ein mildes Lefzenekzem behandeln
Bei milden Formen kann der Tierarzt ein antiseptisches Mittel verschreiben, mit dem Sie die Lefzen täglich reinigen sollten. Zusätzlich gibt es eine Salbe, die an der Haut haftet, so dass der Vierbeiner sie nicht ablecken kann. Ist die Lefze sehr schmerzempfindlich, kann es schwierig bis unmöglich sein, die Salbe aufzutragen – fragen Sie Ihren Tierarzt um Rat oder nach Alternativen. Nach einigen Tagen sollte eine Besserung eintreten.
Lefzenekzem mit Medikamenten behandeln
Bei einem durch Bakterien hervorgerufenen Lefzenekzem sind Antibiotika das Mittel der Wahl. Achten Sie hierbei genau darauf, die Anweisung des Tierarztes richtig umzusetzen. Denn wer das Antibiotikum zu früh absetzt, riskiert einen Rückfall.
Lefzen-Operation
Leidet der Vierbeiner wiederholt unter einem Lefzenekzem, weil er eine angeborene Hautfalte hat, hilft nur eine Operation. Der Tierarzt verkürzt hierbei die Haut an der Unterlippe, so dass diese straffer wird. Verschwindet die Hautfalte, verschwindet die Brutstätte für Bakterien und Entzündungen. Rät Ihr Tierarzt zu einer solchen Operation, sollten Sie nicht zu lange mit der Entscheidung warten. Denn in vielen Fällen können Sie so ein chronisches Leiden relativ unkompliziert beenden, anstatt immer wieder „herumdoktern“ zu müssen. Schmerzhafte chronische Erkrankungen wie Pyodermien können die Lebensfreude eines Hundes stark einschränken.
Homöopathie zur Behandlung eines Lefzenekzems
Homöopathie sollten Sie allenfalls in Erwägung ziehen, um dem erneuten Auftreten eines Lefzenekzems vorzubeugen. Wenden Sie sich hierfür an einen erfahrenen Tierheilpraktiker. Homöopathische Mittel eignen sich nicht zur Behandlung eines akuten Ekzems, da sie nichts gegen die Bakterien ausrichten.
Lefzenekzem bei Hunden vorbeugen
Hat man einen Hund mit Allergien oder Falten an den Lefzen, ist es besonders wichtig, die Lefzen regelmäßig zu kontrollieren. Fragen Sie Ihren Tierart nach individuellem Rat für Ihren Hund. Es kann helfen, die Lefzen jeden Abend oder nach jeder Fütterung zu reinigen, um bakteriellen Entzündungen vorzubeugen. Hat der Hund lange Haare, kann es sinnvoll sein, diese im Maulbereich zu kürzen.
Wer auf der Suche nach einem Welpen ist, sollte sich auch die Elterntiere anschauen: Haben sie ausgeprägte Hautfalten rund um die Lefzen, ist ein Ekzem vorprogrammiert. Inwiefern eine gute Mundhygiene einem Lefzenekzem vorbeugt, ist nicht eindeutig geklärt. In jedem Fall hilft sie, Zahnstein und Entzündungen im Maul vorzubeugen, was Grund genug ist, auf gesunde Zähne zu achten.