Die imposante Statur des Osteuropäischen Schäferhund, gepaart mit einer hohen Intelligenz, beeindruckt Menschen auf der ganzen Welt.
Trotz seiner herausragenden Eigenschaften handelt es sich beim OES – so lautet die Abkürzung – um eine Hunderasse, die von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) nicht anerkannt ist.
Osteuropäischer Schäferhund: Geschichte
Der Osteuropäische Schäferhund stammt vom Deutschen Schäferhund ab, der ab dem 20. Jahrhundert in das sowjetische Russland kam. Das Militär zeigte sich beeindruckt von der deutschen Hunderasse. In der Zeit zwischen 1920 und 1940, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, bestand in Russland großer Bedarf an Diensthunden. Staatlich geführte Militärhundeschulen setzten sich mit dieser Problemlösung auseinander. Eines der Zuchtziele bestand darin, einen Hund zu züchten, der in den unterschiedlichen Klimazonen des Landes herausragende Leistungen erbringen konnte.
Bei der Zucht kamen neben dem Deutschen Schäferhund auch geeignete Mischlingshunde zum Einsatz. Durch diese Vorgehensweise hat sich mit der Zeit der OES als eine eigenständige Hunderasse entwickelt. Der Standard des Vostochno Evropeiskaya Ovcharka (VEO) – so der russische Name – wurde in den Jahrzehnten kontinuierlich überarbeitet. Der Schäferhund aus Osteuropa weist heute zwar immer noch große Ähnlichkeiten mit dem „German Shepherd“ auf. Doch liegen auch deutliche Unterschiede vor, die sich vor allem in der Größe und Statur zeigen.
Der weltweit größte kynologische Dachverband – die FCI – hat den Osteuropäischen Schäferhund bislang noch nicht in die Liste der registrierten Hunderassen aufgenommen. Auf nationaler Ebene hingegen wird der Hund aus Russland von vielen Verbänden anerkannt. Der Russische Kynologenverband (RKF) und weitere Verbände aus FCI-Mitgliedstaaten, wie zum Beispiel der Dansk Kennel Club in Dänemark, erkennen den OES als eigenständige Hunderasse an.
Osteuropäischer Schäferhund: Aussehen
Der OES gehört zu den Hunden mit einem wölfischen Aussehen. Seine Brust ist mäßig tief und der Bauch ist hochgezogen. Die langen Gliedmaßen sind gerade und kräftig. Die russische Hunderasse zeichnet sich zudem durch einen massiven Schädel mit langer Schnauze aus. Ebenfalls charakteristisch für diese beeindruckenden Hunde sind ihr starker Kiefer und ihr Scherengebiss.
Die mandelförmigen Augen haben eine bernsteinbraune bis dunkelbraune Farbe. Der Blick ist aufmerksam, intensiv und neugierig. Die Ohren sind aufgerichtet und tragen zu einem wachen Ausdruck bei.
Osteuropäischer Schäferhund: Größe und Gewicht
Der Osteuropäische Schäferhund ist größer und schwerer als sein deutscher „Bruder“.
- Rüden erreichen eine Widerristhöhe zwischen 67 und 72 Zentimetern und wiegen zwischen 35 und 60 Kilogramm.
- Hündinnen werden zwischen 62 und 68 Zentimeter groß und bringen je nach Größe 30 bis 50 Kilogramm auf die Waage.
Osteuropäischer Schäferhund: Fell und Farben
Der wetterresistente Diensthund besitzt ein mittellanges und stockhaariges Deckhaar. Seine Unterwolle ist dicht und von gräulicher Farbe.
Zugelassene Farben und Farbkombinationen sind:
- Schwarz mit gelben Abzeichen
- Schwarz mit grauen Abzeichen
- Schwarz
- Grau mit dunkler Wolkung, Sattel und Maske
Der Charakter von Osteuropäischen Schäferhunden
Der Schäferhund zeichnet sich durch folgende Charaktermerkmale aus:
- mutig
- selbstbewusst
- intelligent
- folgsam
- beschützend
- aktiv
- treu
- loyal
- wachsam
- aufmerksam
Der ursprüngliche Verwendungszweck prägt den Charakter der Hunde – so ist es auch beim Osteuropäischen Schäferhund. Aufgrund seiner militärischen Laufbahn entwickelt der große Hund eine enge Bindung zu seiner Bezugsperson zeigt sich ihr gegenüber folgsam und loyal. Fremden gegenüber zeigt er anfängliches Misstrauen: Ist sein Mensch in Gefahr, tritt sein ausgeprägter Beschützerinstinkt hervor. Eine frühzeitige Sozialisierung ist bei beschützenden Hunderassen besonders wichtig.
Osteuropäischer Schäferhund: Gesundheit und Lebenserwartung
Beim Deutschen Schäferhund wurde für einen gewissen Zeitraum ein abfallender Rücken gezüchtet, was der Hunderasse erheblichen Schaden zufügte. Der OES hingegen blieb von diesem fragwürdigen Zuchtziel verschont. Er zeichnet sich durch einen geraden Rücken aus, der nur leicht zur Rute hin abfällt. Diese Eigenschaft trägt maßgeblich zur Gesundheit und Robustheit der Schäferhunde bei.
Dennoch lassen sich einige Erkrankungen (auch des Bewegungsapparates) nicht ausschließen. Es besteht ein Risiko für:
- Magendrehungen
- Hüftdysplasie
- Arthritis
Der OES wird im Durchschnitt zwischen 10 und 14 Jahre alt.
Pflege von Osteuropäischen Schäferhunden
Das stockhaarige Fell ist pflegeleicht. Es genügt, zwei Mal pro Woche kurz mit einem Kamm oder einer Bürste durch das Fell zu gehen. Es ist empfehlenswert, dieses Ritual bereits im Welpenalter einzuführen, damit die Fellpflege auch später mit einem großen Hund unproblematisch vonstattengeht. Ein Hundebad ist nur anzuraten, wenn sich der Schmutz nicht ausbürsten lässt. Während des Fellwechsels können sich in der Wohnung jedoch viele Fellknäuel ansammeln. Um dem entgegenzuwirken und den Hund während des Wechsels zu unterstützen, ist es ratsam, die Unterwolle mehrmals pro Woche auszukämmen.
Zähneputzen sollte von Beginn an als feste Routine etabliert werden, um die Bildung von Zahnstein zu verhindern. Weitere Empfehlungen sind die Krallen auf eine gesunde Länge zu kontrollieren und bei Bedarf kürzen (lassen) sowie die Ohren zu pflegen.
Passt die osteuropäische Hunderasse zu mir?
Genauso wie der Belgische Schäferhund und der Deutsche Schäferhund sollte auch der Osteuropäische Schäferhund nur in verantwortungsvolle Hände gelangen. Der starke Beschützerinstinkt kann bei mangelnder Erziehung zu problematischen Verhaltensweisen führen. Das Training selbst ist jedoch dank seines folgsamen Charakters und seiner Intelligenz kein schweres Unterfangen. Der clevere Hüne versteht schnell, was seine Menschen von ihm wollen. Richtig geführt, entpuppt sich der OES als ein folgsamer, treuer Begleiter und wird zum besten Freund des Menschen.
Wer auf der Suche nach einem Wachhund ist, ist mit dem Vostochno Evropeiskaya Ovcharka sehr gut beraten. Dieser stets wachsame Vierbeiner alarmiert seine Menschen zuverlässig, sobald sich Fremde dem Grundstück nähern. Seine imposante Statur wirkt ebenfalls äußerst abschreckend.
Der lernwillige Vierbeiner sollte jedoch nicht den gesamten Tag im Garten verbringen und vom Menschen isoliert werden. Unternehmungen wie drei lange Spaziergänge in der Natur sind selbstverständlich in den Alltag zu integrieren. Der rudelorientierte Vierbeiner braucht den uneingeschränkten Anschluss an seine Familie!
Neben den Kenntnissen in der Hundeerziehung sollten zukünftige OES-Halter demnach einen sportlichen Lebensstil pflegen. Trotz seiner Größe und seines Gewichts handelt es sich um einen Hund mit einem erhöhten Aktivitätslevel. Joggen und auch Ausflüge zum Badesee sind willkommene Beschäftigungen. Eine Ausbildung zu Schutzhund ist ebenso möglich. Bei Langeweile kann es zu Frust kommen und unerwünschte Verhaltensmuster sind dann oft die logische Konsequenz.
Viele Schäferhunde gelten als kinderlieb – so auch der große Diensthund aus Russland. Wie bei allen Hunden müssen jedoch die Eltern Regeln für ein harmonisches Miteinander aufstellen. Genauso wichtig ist die Grundregel, Hund und Kind niemals unbeaufsichtigt zu lassen.
Osteuropäischer Schäferhundwelpen kaufen: Preise und Züchter
Seine herausragenden Fähigkeiten und sein kinderlieber Charakter haben sich über die Grenzen Russlands hinaus herumgesprochen. In Deutschland gibt es einige Osteuropäische Schäferhund Züchter – zum Beispiel in Niedersachsen und Sachsen – die regelmäßig Wurfankündigungen veröffentlichen.
Die Kosten für einen Osteuropäischen Schäferhundwelpen variieren. So finden Interessenten Preise von 800 bis über 2.000 Euro. Generell sollten Interessenten jedoch mit höheren Anschaffungskosten rechnen. Dies liegt daran, dass seriöse Züchter viel Zeit, Pflege und Geld investieren, um gesunde und soziale Generationen zu züchten. Ein Gesundheitszeugnis der Elterntiere sollte ebenso vorhanden sein wie ein Impfpass und ein Kaufvertrag.
Ein letzter Tipp für alle Schäferhund-Liebhaber: In örtlichen Tierheimen und im Auslandstierschutz suchen viele Schäferhund-Mischlinge ein neues Zuhause. Es lohnt sich, auch hier zu recherchieren und einem Schäferhund in Not eine Chance auf ein erfülltes Leben zu geben.