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Zwei Hunde an der Leine
© Pixabay

Zweithund ja oder nein? Eine Entscheidung, die gut überlegt sein muss

von Carina Petermann

am aktualisiert

Zu zweit ist alles schöner? In Deutschland liegt es im Trend, sich einen Zweithund zuzulegen oder sogar ein hauseigenes Klein-Rudel anzuschaffen. Wenn auch Sie von einem lustigen und bunt gemischten Vierbeiner-Haufen träumen, sollten Sie sich erst einige wichtigen Fragen stellen. Schließlich sollten sich die Hunde untereinander verstehen. Ansonsten kann dieser Traum schnell zum Alptraum werden – sowohl für Sie als auch für Ihre Vierbeiner. 

Mit mehreren Hunden kommt auch einiges an Verantwortung auf Sie zu. Klar, Hunde sind natürlicherweise Rudelwesen, aber Sie können sich keinesfalls darauf verlassen, dass Ihre Vierbeiner die Angelegenheit harmonisch untereinander regeln werden. Das kann klappen, aber auch daneben gehen. Hunde benötigen eine klare Rangordnung, um sich wohl zu fühlen. Und der Rudelführer sind immer Sie als Halter (zumindest im besten Fall). Sie müssen sich nun mit Konsequenz und Feingefühl um ein komplexes System aus Zugehörigkeit, Alter, Geschlecht und Rassen kümmern. Prüfen Sie also zuerst, warum Sie einen Zweithund wollen, bevor Sie daran gehen, den passenden Vierbeiner auszuwählen.

Wichtige Fragen beim Thema Zweithund

Bitte stellen Sie sich folgende Fragen, bevor Sie einen weiteren Hund in Ihr Leben und das Ihres Ersthundes holen:

  • Wer will/braucht einen zweiten Hund, ich oder mein Ersthund?
  • Und wozu? 
  • Um das Alleinsein des Ersthundes erträglicher zu machen?
  • Um den Ersthund zu therapieren, erziehen, sozialisieren?
  • Weil ich Angst vor dem baldigen Tod/Abschied meines geliebten, alternden Ersthundes habe?
  • Weil ich selber durch einen weiteren Hund stärker werde und mehr Aufsehen errege?
  • Kann ich die zusätzliche finanzielle Belastung, z.B. die Hundesteuer, tragen?
  • Bin ich körperlich in der Lage, plötzlich auftretende Situationen mit zwei Hunden zu meistern?
  • Habe ich genug Platz in Wohnung und Auto?
  • Habe ich neben Hund 1 so viel Zeit übrig, dass es für Hund 2 auch noch genügt?
  • Bin ich mir darüber im Klaren, dass ich als Rudelführer die Verantwortung trage?

Wenn Sie auf diese Fragen eindeutige und klare Antworten finden, die Ihnen zeigen, dass Ihr Ersthund fit, gesund und gut erzogen ist, Sie keinen Ersatz zu Noch-Lebzeiten Ihres Ersthundes suchen, überschüssige Zeit, Platz und Geld für einen zweiten Vierbeiner haben und sich der Verantwortung bewusst sind, die ein weiterer Vierbeiner bedeutet, dann und erst dann sollten Sie überlegen, welcher Hund zu Ihrem bestehenden Rudel passen kann.

Gute Gründe für einen zweiten Hund

Natürlich gibt es auch viele gute Gründe für einen zweiten Hund. Der Umgang mit einem Artgenossen bietet andere Qualitäten als das Zusammensein mit uns Menschen. Gute Kumpels geben sich mehr Sicherheit, und miteinander Herumtollen bringt jede Menge zusätzlichen Spaß. Ein weiterer Aspekt: Auch Hunde übernehmen manchmal gerne soziale und fürsorgliche Verantwortung, deshalb kann für blinde, taube, alte oder anders beeinträchtigte Hunde ein vierbeiniger Sozialpartner eine wichtige Stütze im täglichen Leben sein. Dennoch steht hier das Wort „kann“, denn ob Hunde zusammenpassen und sich „riechen“ können, ist keineswegs selbstverständlich. Wir als Besitzer sollten uns dieser Aufgabe verantwortungsvoll nähern.

Welcher Zweithund passt zu uns?

Wie gehen Sie am besten vor, um den passenden Zweithund zu finden? Damit können Sie anfangen:

  • Beobachten Sie Ihren Ersthund!
  • Finden Sie heraus, welche Lieblingsspielpartner er oder sie auf dem Hundespielplatz hat: Groß, klein, alt oder jung, Rüde, Hündin, wuschelig oder glatt, lebhaft und verspielt oder zurückhaltend und ruhig.

Oft ergibt sich daraus bereits ein gutes Bild des Hunde-Wunschpartners. Lässt Ihr Hund noch keine besonderen Neigungen erkennen, können Sie auf einige bewährte Grundregeln zurückgreifen, die Ihnen und Ihrem Liebling plus Neuzugang später das Leben erleichtern:  

Grundregeln Ersthund und Zweithund

  • Ersthund: Machen Sie sich noch einmal klar, dass es sein kann, dass Ihr Liebling keinen zweiten Hund neben sich möchte. Dann fällt es Ihnen leichter, mögliche negative Ergebnisse zu akzeptieren.
  • Charakter: Zwei sehr lebhafte Hunde schaukeln sich in ihrem Übermut gegenseitig hoch und können leicht außer Kontrolle geraten. Ein ruhigerer Vierbeiner, der Spielen und Toben dennoch nicht abgeneigt ist, kann auf das überschießende Temperament eines quirligen Partnertieres ausgleichend wirken.
  • Geschlecht: Rüde und Hündin harmonieren meist besser als gleichgeschlechtliche Pärchen (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Ist kein Nachwuchs erwünscht, muss bei dieser Konstellation einer der Partner kastriert werden.
  • Aktivität: Ein aktiver Zweithund kann einen behäbigen Partner zu mehr Bewegung animieren. Viele ältere Hunde erleben im Zusammenleben mit einem verspielten Junghund einen zweiten Frühling. Aber Achtung: Der Besitzer muss stets darauf achten, dass der Senior vom "Jungspund" nicht überfordert und seiner Ruhe beraubt wird.
  • Welpen: Bei der Wahl eines Welpen sollte der Ersthund mindestens zweieinhalb Jahre alt sein, quasi ein junger Erwachsener, der sich nicht mehr so sehr für jugendlichen Blödsinn interessiert und Ihre Kommandos befolgt. Eine Meute von „jungen Wilden“ verursacht viel Chaos. Verlassen Sie sich nicht auf den „Welpenschutz“, der gilt nur in der eigenen Familie. 
  • Alter: Auch sonst ist es einfacher, wenn der Ersthund bereits einige Jahre älter ist. Älterer Zweithund zu jüngerem Ersthund gestaltet sich unter Umständen schwieriger.
  • Größe: Ähnliche Größe und Kraft beugen unter Umständen Verletzungen beim Spielen vor.
  • Rasse: Sie spielt nur insofern eine Rolle, als Verhaltensweisen falsch interpretiert werden können. So ist zum Beispiel die rüpelhafte Spiel-Aufforderung eines Labradors für einen territorialen Hovawart vielleicht nicht gleich richtig zu verstehen, ebenso der Apportier-Trieb des Retrievers vs. Zusammenhalt-Instinkt eines Border-Collies. 

Der erste Kontakt zwischen zwei Hunden

Arrangieren Sie das erste Kennenlernen der zukünftigen Lebenspartner auf neutralem Terrain. Unternehmen Sie ein gemeinsames Gassi, bei denen die Hunde anfangs an der Leine geführt werden. Geschieht das erste Beschnuppern friedlich oder sogar erfreut, lassen Sie die beiden auf einem umzäunten Grundstück zusammen toben.

Wenn Erst- und Zweithund ausgelassen miteinander spielen, ist der erste kleine Schritt zur funktionierenden "Hunde-WG" bereits getan.  Dennoch sollten Sie bei den ersten Treffen besonders aufmerksam sein. Nicht immer läuft es reibungslos ab: Vom gegenseitigen Ignorieren bis zu aggressiven Attacken ist alles möglich. Manchmal können mehrere Treffen die Animositäten klären.

Ist auch nach diversen Versuchen jede Begegnung mit Knurren oder gar Raufereien verbunden, macht es wenig Sinn, diplomatisch zu vermitteln. In manchen Fällen stimmt schlicht die Chemie zwischen den Hunden nicht. Wagen Sie einen weiteren Versuch mit einem anderen potentiellen Kumpel. Hunde sind sehr individuell, was Freundschaften angeht, und ein neuer Anlauf mit einem anderen Vierbeiner kann in kurzer Zeit zum Erfolg führen.

Erstmals ins Revier des Ersthundes

Das Betreten des Ersthund-Territoriums ist für alle ein spannender Moment, denn es gibt Vierbeiner, die hier keinen „Eindringling“ dulden und anfangs sehr ungemütlich reagieren. Durch klare und konsequente Zuordnung von getrennten Schlaf-, Liege- und Futterplätzen müssen Sie als Halter jetzt für die Sicherheit und Entspannung beider Hunde sorgen. Sie sind der Rudelführer und geben das Kommando. Verteilen Sie ihre Streicheleinheiten und Leckerli mit Feingefühl gerecht auf beide, so vermeiden Sie Eifersüchteleien. In den ersten Wochen sollten Sie die Hunde möglichst wenig alleine lassen und gut beobachten. Kleinere Streitigkeiten können die Vierbeiner unter sich klären, aggressives Verhalten muss der Hundehalter konsequent unterbinden. Der Ausspruch „die regeln das untereinander“ ist leider unsinnig. Das ist Ihre Aufgabe! 

Nehmen Sie sich zu Beginn dieser Freundschaft viel Zeit für gemeinsame Ausflüge. Gut ausgelastete Hunde neigen weniger dazu, ihre überschüssige Energie in den eigenen vier Wänden abzureagieren: Lange Spaziergänge, Spielstunden und Gassis an interessanten Schnupper-Orten sollten daher so oft wie möglich auf dem Programm stehen. Auch wenn der Ersthund bereits gut erzogen ist, kann nach der Eingewöhnungszeit der gemeinsame Besuch einer Hundeschule die Bindung der Tiere untereinander und zum Besitzer stärken.

Die Rangordnung: Sie sind der Rudelführer!

In den nächsten Wochen wird sich die Rangfolge, immer unter konsequenter Führung und aufmerksamer Beobachtung des Rudelführers (also Besitzers), einstellen. Auch wenn zwei Hunde sich auf neutralem Boden gut verstehen, kann es in den ersten Wochen zu Hause immer wieder zu Auseinandersetzungen kommen. Viele Hunde sind anfangs durch einen Neuzugang verunsichert und versuchen auf unterschiedlichste Weise, den lästigen Mitbewohner zu vertreiben. 

Sind die Hunde gut sozialisiert und grundsätzlich miteinander verträglich, werden sie ihre Rangordnung durch spielerische Auseinandersetzungen festlegen. Dabei kann es vorkommen, dass der Zweithund nach einiger Zeit die Führungsrolle übernimmt. Für viele Hundebesitzer ist es schwer mit anzusehen, wenn der geliebte Erst-Vierbeiner vom Neuzugang "entthront" wird. Doch ist es kontraproduktiv, vermittelnd einzugreifen und das rangniedrigere Tier aus Mitleid zu bevorzugen. Eine klare Rangordnung vermittelt jedem Hund Sicherheit. Dabei ist es ihm relativ gleichgültig, welchen Platz er einnimmt. Mischt sich der Menschen ein, muss der Kampf um die Rangfolge immer wieder neu ausgetragen werden, was für die beteiligten Hunde mit großem Stress verbunden ist. 

Zudem gibt es auch Erst-Vierbeiner, die liebend gerne aus der Alpha-Rolle aussteigen und sich entspannt in die neue Rudelordnung einfinden. Ihre Aufgabe ist es, stets darauf zu achten, dass keine Gewalt ins Spiel kommt. Besteht die Gefahr, dass ein Tier bei einer Auseinandersetzung verletzt wird, müssen Sie eingreifen und als Rudelführer Grenzen setzen. Gleiches gilt auch, wenn ein Hundesenior sich der ungestümen Annäherung eines Junghundes nicht erwehren kann. Beim Rudel-Zuwachs ist Fingerspitzengefühl gefragt!

Was, wenn es zwischen den beiden nicht harmoniert?

Kommen die beiden Vierbeiner auch nach einer längeren Eingewöhnungsphase nicht miteinander aus, kann ein erfahrener Hundetrainer die Rettung sein. Mit Hilfe eines individuell abgestimmten Trainingsplanes ist es durchaus möglich, die häusliche Harmonie zu retten. Wenn auch dies nicht hilft, ist es besser, wieder in den Ausgangszustand mit Ihrem geliebten Ersthund zurückzukehren und den anderen Vierbeiner für eine neue Chance freizugeben. Geben Sie nicht zu schnell auf, aber schätzen Sie die Situation realistisch ein.

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