Hunde, die das Merle-Gen nur einmal in sich tragen, sind in den meisten Fällen gesunde Tiere. Hunde hingegen, die das Gen doppelt in sich tragen – Double-Merle-Gen genannt – kommen häufig mit schwerwiegenden genetischen Defekten zur Welt und leiden meist an Seh- und Hörstörungen. Diese gesundheitlichen Probleme könnten durchaus vermieden werden! Wenn Sie sich für Hunde mit dem Merle-Faktor bzw. Doppelmerle-Hunde interessieren, wie dieser Gendefekt entsteht und wie man den Tieren helfen kann, sind Sie hier genau richtig!
Es gibt viele gute und seriöse Hundezüchter, die diese Fellfarbe verantwortungsvoll züchten. Doch es gibt auch einige, die nicht primär auf die Gesundheit ihrer Tiere achten, sondern hauptsächlich auf das Aussehen und den Verkauf beliebter Rassehunde.
Doppelmerle-Hunde sind die Leidtragenden gewissenloser Zucht, über deren Schicksal sich die Verantwortlichen keine Gedanken machen. Einige Tiere leiden unter schweren Handicaps, sterben noch vor dem achten Lebensmonat oder müssen im schlimmsten Fall eingeschläfert werden. Wir erklären Ihnen, was genau ein Doppelmerle ist und worauf Sie beim Kauf eines merlefarbenen Hundes achten sollten.
Was ist der Merle-Faktor?
Ein merlefarbener Hund hat ein helles Fell mit unregelmäßigen dunklen Flecken, die das Fell gesprenkelt oder marmoriert aussehen lassen. Hunde mit dieser Fellfarbe weisen den Merle-Faktor auf. Das ist eine Genmutation, die eine Fehlfunktion beim SILV-Gen, erzeugt, was zu einer Aufhellung der Farbpigmente der Hundehaare führt. So entsteht die bunte Scheckung des Fells. Zudem haben Merle Hunde häufig blaue oder sogar verschiedenfarbige Augen.
Es gibt Blue Merle und Red Merle, die wie der Name vermuten lässt, eine blaue oder rötliche Farbmarmorierung des Fells aufweist. Der Unterschied zwischen Blue Merle im Gegensatz Red Merle ist, dass die Hunde eine schwarze statt braune Grund-Fellfarbe haben.
Hier sehen Sie beispielsweise einen Blue-Merle Australian Shepherd, eine sehr verbreitete Hunderasse mit dieser beliebten Fellfarbe. Vor allem Australien Shepherds und Collies sieht man nur noch selten ohne den Merle-Faktor.
Was ist ein Double-Merle?
Hunde mit dem Double-Merle-Gen tragen hingegen zwei Kopien des Merle-Gens in sich. Reinerbige Merle werden daher mit übermäßig hellem oder ganz weißem Fell, rosa Schleimhäuten und sehr häufig mit Augen- und Hörfehlern geboren. Teilweise sind sie auch von Geburt an komplett taub und blind oder verlieren ihr Hör- und Sehvermögen mit zunehmendem Alter.
Außerdem kann es zu Spaltbildungen der Augenhäute kommen, stark verkleinerten oder deformierten Augen oder entrundeten Pupillen. Neben den Sinnesorganen können beispielsweise auch Verformungen am Herzen, an Knochen oder Organen auftreten. Auch Missbildungen der Geschlechtsorgane, Gleichgewichtsstörungen oder Epilepsie sind keine Seltenheit. Aufgrund solch schwerwiegender gesundheitlicher Probleme müssen sie oft eingeschläfert werden.
Wie entsteht das Doppelmerle-Gen bei Hunden?
Werden zwei Hunde miteinander verpaart, die beide das Merle-Gen tragen, besteht für den Nachwuchs eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, das Merle-Gen zu tragen, 25 % haben eine normale Fellfarbe ohne Merle-Gen und 25 % das gesundheitlich riskante Doppelmerle-Gen.
Das Merle-Gen wird nicht durch das Geschlecht bestimmt, sondern es vererbt sich autosomal intermediär.
Merlefarbige Hunde sind zurzeit sehr beliebt und werden immer stärker nachgefragt. Daher werden immer mehr Hunderassen mit dieser Fellfarbe gezüchtet, um dieser Nachfrage und einem gewissen Modetrend nachzukommen. Jedes Jahr gibt es deshalb eine beträchtliche Anzahl an Doppelmerle-Welpen, die grundsätzlich an verschiedenen Erbkrankheiten leiden, die von den jeweiligen Züchtern billigend in Kauf genommen werden.
Ein weiterer Grund für die Verbreitung von Double-Merle-Hunden sind Privatpersonen, die ihren Merle-Hund mit einem anderen Merle-Hund verpaaren, ohne das erforderliche Fachwissen zu besitzen und ohne die oben genannten Risiken einer solchen Verpaarung für die Welpen zu kennen.
Außerdem kann es passieren, dass sich zwei unkastrierte Merle-Hunde ungewollt verpaaren.
Daher ist die Verpaarung zwischen zwei Merle-Hunden in Deutschland nach §11b Absatz 1 des Tierschutzgesetzes verboten:
Dennoch hält sich nicht jeder an dieses Verbot. Daher ist es wichtig, eine breite Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren, um diese „Qualzuchten“ zu stoppen.
Das BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) schreibt in einer Pressemitteilung:
In einem sogenannten Qualzuchtgutachten des Ministeriums werden unter anderem verschiedene Erbkrankheiten des Hundes besprochen, darunter auch das „Merlesyndrom“. Laut BMEL „sollte generell auf die Zucht mit dem Merlegen verzichtet werden“, da auch hier mit gesundheitlichen Problemen zu rechnen ist.
Welche Hunderassen sind von dem Double-Merle-Gen betroffen?
Alle Hunderassen mit dem Merle-Faktor können Double-Merle Welpen bekommen, wenn sie sich mit einem anderen Hund verpaaren, der das Merle-Gen in sich trägt. Folgende Rassen sind besonders betroffen:
- Australian Shepherd
- Border Collie
- Beauceron
- Chihuahua
- Französische Bulldogge
- Zwergspitz
- Deutsche Dogge
- Dackel
- Sheltie
- Cardigan Welsh Corgi
- Catahoula Leopard Dog
Daher sollten Sie besonders vorsichtig sein, wenn Sie einen Merle-Hund einer dieser Rassen kaufen oder mit ihm züchten wollen.
Woran erkenne ich einen Doppelmerle?
Zuerst sollten Sie wissen, wer die Elterntiere des Merle-Hunds sind, für den Sie sich interessieren.
Wenn Sie beim Züchter sind, lassen Sie sich beide Elterntiere zeigen, um sicherzustellen, dass nur eines der beiden merlefarben ist.
Doch Vorsicht: Es kann auch vorkommen, dass der Züchter Ihnen bewusst einen anderen Hund präsentiert, der nicht die Mutter oder der Vater der Welpen ist, um einen besseren Eindruck zu hinterlassen.
Überprüfen Sie, ob die Eltern und Welpen miteinander interagieren und Sie den Eindruck haben, dass sie eine Beziehung zueinander haben. Wenn Sie sich nicht zu hundert Prozent sicher sind oder ein kein gutes Gefühl haben, was den Züchter betrifft, sollten Sie auf einen Kauf verzichten.
Kaufen Sie Merle Welpen deshalb nur bei Züchtern des FCI (Fédération Cynologique Internationale) oder des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) Verband für das Deutsche Hundewesen VDH.
Doch Achtung: Auch ein Hund, der keine Merle-Färbung hat, kann Träger des Merle-Gens sein – sogenannte mischerbige Merle-Hunde. Daher sollten Sie Ihren Hund auf das Merle-Gen testen lassen, falls Sie mit ihm züchten möchten, da die Möglichkeit besteht, dass ein Elternteil Merle war. Dies kann über einen Bluttest oder einen Abstrich von der Innenseite der Wangenschleimhaut erfolgen.
Wenn Sie feststellen, dass beide Elterntiere das Merle-Gen tragen, kaufen Sie bitte keinen Welpen, um solche Qualzuchten nicht zu unterstützen. Am besten melden Sie eine solche Zucht bei dem örtlich zuständigen Veterinäramt oder dem französischen Verein Association Blanc Comme Neige, der auf die Prävention und Sensibilisierung auf Double Merle-Hunde, sowie deren Schutz und Vermittlung spezialisiert ist.
Verpaaren Sie niemals zwei Merle-Hunde miteinander
Die Verpaarung von zwei Merle-Hunde ist tierschutzrechtlich verboten. Wenn Sie nicht vorhaben, mit Ihrem Hund zu züchten, egal ob Rüde oder Hündin, sollten Sie ihr Tier kastrieren lassen, um einer ungewollten Verpaarung vorzubeugen.
So können Sie Double-Merle Hunden helfen
Abgesehen von diesen Präventionsmaßnahmen können Sie auch in Ihrem Bekanntenkreis über das Problem der Double-Merle Hunde sprechen, einen Verein, der sich um diese Hunde kümmert, finanziell unterstützen oder sogar ehrenamtlich tätig werden.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, können Sie auch einen Double-Merle adoptieren. Trotz ihrer Handicaps gibt es einige Tiere, die ein glückliches Leben führen können.
Dennoch sollten Sie sich dem Ausmaß einer solchen Entscheidung bewusst sein. Ein Double-Merle benötigt voraussichtlich intensive tierärztliche Betreuung, viel mehr Aufmerksamkeit, eine gewisse Eingewöhnungszeit sowie geeignete Erziehungstechniken, bei hör- oder sehbeeinträchtigten Tieren.
Alle oben genannten Diagramme und Statistiken stammen von der Website des Vereins Association Blanc Comme Neige, dessen Arbeit die Erstellung dieses Artikels ermöglicht hat!