Eifersucht bei Hunden - gibt es das?
Eine Reise zu den Tiefen der Hundeseele: Je länger wir mit den Vierbeinern zusammen leben und mit ihnen kooperieren, desto mehr lernen wir voneinander. Hunde fühlen Glück, Liebe, Trauer und Schmerz – soweit, so gut.
Eifersucht dagegen wurde lange Zeit nur dem Menschen zugesprochen. Eine Studie aus den USA bringt Licht ins Dunkeln. Wissenschaftler gingen der Frage nach: Brennen beim Vierbeiner die Sicherungen durch, wenn jemand anderes mehr Aufmerksamkeit bekommt?
Wissenschaftlich belegt: Hunde sind eifersüchtig
Zu diesem Thema ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung unabdingbar. Christine Harris und Caroline Prouvost von der University of California (San Diego) veröffentlichten 2014 eine Studie, welche im Fachjournal PLOS One nachzulesen ist.
In gewohnter Umgebung wurde die Studie wie folgt durchgeführt: Sie beobachteten das Verhalten von 36 Hunden, während ihre Besitzer einem Stoffhund die volle Aufmerksamkeit schenkten. Der Stoffhund war mit einigen Extras ausgestattet. Das plüschige Fellnasen-Imitat konnte bellen, winseln als auch mit dem Schwanz wedeln. Das Objekt fungierte als eine Attrappe, welche Hunde als Artgenossen wahrnahmen.
In diesem Fall zeigten 78 % der Vierbeiner eindeutige Verhaltensweisen, die auf Eifersucht schließen (mehr dazu im nächsten Absatz). Interessant: Widmete sich ein Besitzer einer Laterne aus einem ausgehöhlten Kürbis, gab es von lediglich 44 % der Hunde eifersüchtige Reaktionen. Ein Kinderbuch mit melodischen Klängen, zu welchem die Hundehalter liebevolle Worte sagten, störte nur 22 % der Hunde.
Wie äußerst sich Eifersucht beim Hund?
Die Körpersprache eines eifersüchtigen Hundes ist eindeutig. Sobald sich das Herrchen einem anderen Menschen oder Tier zuwendet, ist der Hund besitzergreifend. Ein eifersüchtiger Hund pinkelt aus Protest oder drängt sich dazwischen. Er stupst das Herrchen mehrmals eindringlich an, schleckt oder springt hoch, um auf sich aufmerksam zu machen.
Im Extremfall ist der Hund so eifersüchtig, dass er nach dem vermeintlichen Rivalen schnappt oder knurrt. Mit diesen aggressiv anmutenden Verhaltensweisen signalisiert der Hund, dass er sich vernachlässigt fühlt. Manche Hunde beginnen zu bellen.
Wann sind Hunde eifersüchtig?
Ein Hund zeigt sich in verschiedenen Situationen eifersüchtig. Dann macht er mit seiner Körpersprache unmissverständlich deutlich, dass er zu seinem Herrchen oder Frauchen gehört - und sonst niemand.
Zweithund: Hunde eifersüchtig aufeinander
Mitunter zeigt sich der Vierbeiner eifersüchtig, sobald ein anderer Hund als Familienzuwachs hinzukommt. In dieser Konstellation geht es vor allem um die Rangordnung der Tiere. Ist diese klar ausgefochten, kommt es nicht zu Streitigkeiten. Doch sollte der Hundebesitzer diese infrage stellen, kann ein Hund eifersüchtig werden.
Es ist also hierbei ein wichtiger Schritt, die natürliche Rangordnung der Tiere zu respektieren. Natürlich ist das zweite Tier dennoch nicht zu vernachlässigen. Meistens dreht es sich bei den Eifersüchteleien ohnehin um Kleinigkeiten. Mit langen gemeinsamen Spaziergängen, Sportprogrammen oder einem Hundetrainer finden die eifersüchtigen Vierbeiner besser zueinander.
Neuer Partner: Eifersucht bei Hunden gegenüber Menschen
Die Fellnase reagiert mitunter selbst auf andere Menschen eifersüchtig. So kann ein Hund beispielsweise beim Küssen eines Paares eifersüchtig sein. Er fühlt sich in dem Moment von seinem Herrchen übergangen, kommt sich ignoriert und alleingelassen vor. In diesem Moment sieht der Vierbeiner seine „Position“ innerhalb der Familie gefährdet.
Doch die gezeigte Eifersucht ist zumeist nur ein oberflächliches Signal. In Wirklichkeit hat die Fellnase massive Verlustängste, welche sie durch die offensichtliche Körpersprache zu verdecken versucht.
Hund ist eifersüchtig aufs Baby oder Kinder
Ein komplizierter Fall liegt vor, sobald der Vierbeiner auf den Nachwuchs eifersüchtig ist. Es gibt hierbei kein Patentrezept, denn ein Neugeborenes verlangt nach viel Aufmerksamkeit. Die wichtigste Regel lautet, den möglicherweise eifersüchtigen Hund niemals mit dem Baby allein zu lassen.
Stattdessen sollte dem Vierbeiner signalisiert werden, dass er keine Konkurrenz befürchten muss. Dies gelingt mit gemeinsamen schönen Erlebnissen sowie ersten Annäherungsversuchen zwischen Kleinkind und Hund. Der Vierbeiner muss nicht im Mittelpunkt stehen, darf aber keinesfalls zu kurz kommen.
Eifersucht beim Hund abgewöhnen
Im Idealfall steuern Hundehalter schon im Vorneherein dem eifersüchtigen Verhalten entgegen. Denn das zunächst noch niedliche Drängeln und Abschlecken, kann überhandnehmen. Daher sollten Hundehalter keineswegs den Hund darin bestärken, indem sie es zulassen oder gar dem Hund mit ihrer Aufmerksamkeit belohnen.
Klare Regeln:
Was ist erlaubt und was geht zu weit? Hunde müssen von ihrem Menschen von Anfang an lernen, wo ihre Grenzen sind. Dabei ist eine konsequente Erziehung gefragt. Das Anspringen darf nicht gelegentlich erlaubt und ein anderes Mal wieder verboten sein.
Schadensbegrenzung:
Alleine schon aus Sicherheitsgründen sind heikle Situationen unbedingt zu vermeiden. Ein Baby sollte niemals unbeobachtet mit einem Hund sein. Und das erste Kennenlernen des neuen Haustieres findet zunächst auf neutralem Boden statt und nicht in den eigenen vier Wänden.
Auslastung:
Gehen Hundehalter auf die Bedürfnisse ihrer Fellnase voll und ganz ein, ist sie entspannter und zufriedener. Zudem festigen Hundesportarten wie Agility oder Bikejöring die Bindung und nehmen dadurch die Unsicherheit des Vierbeiners.
Zeit nur für den Hund:
Ein neuer Partner oder Nachwuchs: Diese beiden Ereignisse sind zweifelsfrei wunderschöne Veränderungen im Leben. Doch dabei sollte der Hund nicht zu kurz kommen. Hatten Sie vorher immer ein Ritual mit Ihrem Hund? Zum Beispiel ein Denkspiel nach dem Gassi gehen oder ein ausgedehntes Kuscheln früh morgens? Bestenfalls behalten sie diese Rituale auch nach einer veränderten Lebenssituation bei.
Hilfe von Profis:
Erfolgt keine Besserung im Verhalten des Hundes, kann ein erfahrener Hundetrainer herangezogen werden. Ein neutraler Blick auf die Situation hilft dabei, Missverständnisse aufzuklären. Zudem können individuelle Trainingstipps zu einer verbesserten und entspannteren Lage verhelfen.