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Fachende Katze

Auch Katzen können Probleme mit ihrer Schilddrüse haben

© FrimuFilms / Shutterstock

Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen erkennen und behandeln

von Stefanie Gräf

Am veröffentlicht

Bei Katzen ab acht Jahren ist es die häufigste hormonelle Erkrankung. Wird die Katze zum Beispiel aggressiv, sollte eine Schilddrüsenüberfunktion abgeklärt werden.

Während Hunde eher mit Problemen wegen einer Unterfunktion der Schilddrüse zu kämpfen haben, wird bei unseren Samtpfoten eher das Gegenteil ab einem gewissen Alter problematisch. Wir erklären, welche wichtige Rolle dieses Organ spielt und wie eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen behandelt werden kann.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen?

Die Schilddrüse unterhalb des Kehlkopfes, ihre beiden Lappen liegen rechts und links vom Hals. Dieses Organ ist von großer Bedeutung für die Regulation des gesamten Stoffwechsels, da sie entsprechende Hormone produziert. Hierbei handelt es sich um T3 (Trijodthyronin), T4 (Thyroxin) sowie Calcitonin. Für die Produktion der Schilddrüsenhormone muss allerdings Jod aufgenommen werden.

Doch die Schilddrüse steuert nicht nur den Stoffwechsel, sondern ist darüber hinaus auch verantwortlich für die Entwicklung des Körpers (inklusive Wachstum), die Regulation des Immunsystems und steuert ebenfalls die Körpertemperatur. Damit erfüllt sie zahlreiche wichtige Aufgaben im Körper, weshalb sie auch gerne mal als das „Gaspedal“ des Körpers bezeichnet wird.

Normalerweise entscheidet die Hirnanhangdrüse darüber, wie viele Hormone die Schilddrüse in den Körper ausschüttet. Leidet eine Katze jedoch an Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), so produziert das Organ gewissermaßen Hormone im Übermaß. Deren verstärkte Ausschüttung beeinflusst den kompletten Körper, der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren. Das Herz-Kreislauf-System, Körpertemperatur, die Schweißproduktion, die Verdauung und die Erregbarkeit von Nervenzellen arbeiten am Limit.

Ursachen

Der Auslöser für die Überfunktion ist eine Umfangsvermehrung der Schilddrüse. Durch das Wachstum nimmt das Drüsengewebe zu und dadurch werden vermehrt Hormone gebildet und in den Körper ausgeschüttet. Warum es zu diesem Wachstum kommt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Fakt ist nur, dass es sich meist um ein gutartiges Wachstum handelt. Weitere Ursachen hierfür sind Tumore, wobei dieser ebenfalls in den meisten Fällen gutartiger Natur sind (Adenome). Bösartige Adenokarzinome treten dagegen nur sehr selten auf.

Während eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen ab acht Jahren recht häufig zu beobachten ist, stellt eine Schilddrüsenunterfunktion eher eine Ausnahme bei Katzen dar. Letztere ist deutlich verbreiteter bei Hunden.

Symptome

Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sind auf den ersten Blick ziemlich unspezifisch, weshalb sie zunächst häufig übersehen werden. Typischerweise fällt den Katzenhalter meist auf, dass ihre Vierbeiner zusehendes abmagern – obwohl sie mehr fressen als vorher. Außerdem tritt vielfach eine deutliche Verhaltensänderung auf. Beispielsweise werden Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion insgesamt unruhig und sind mit einem Mal viel scheuer und nervöser. Ein weiteres mögliches Symptom ist eine gesteigerte Aggressivität. Des Weiteren achten betroffene Kätzchen nicht mehr so akribisch auf die Fellpflege, was sich ebenfalls bemerkbar macht. Ihr Fell ist meist stumpf und struppig.

Die Überproduktion von Thyroxin (T4), Trijodthyroxin (T3) und Calcitonin wirkt sich jedoch nicht nur auf das Verhalten einer Katze aus, sondern auf ihren gesamten Organismus, der merklich auf Hochtouren läuft. Symptome für eine Hyperthyreose sind daher:

  • erhöhte Herzfrequenz
  • erhöhter Blutdruck
  • erhöhte Körpertemperatur
  • mehr Appetit
  • mehr Durst
  • erhöhte Aktivität, Nervosität und Unruhe
  • Gewichtsabnahme
  • Haarausfall und schlechtere Fellpflege
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Schwäche
  • Atemprobleme
  • häufigeres Wasserlassen und Nierenprobleme
  • vergrößerte Schilddrüse

Verlauf 

Im Regelfall sind die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion zunächst recht milde. Die Katze pflegt ihr Fell nicht mehr richtig, wird unruhiger und magert ab, obwohl sie immer mehr frisst. Tatsächlich sind dies lediglich die äußeren Anzeichen für die Überaktivität der Schilddrüse, denn innerlich laufen durch den hohen Hormonspiegel alle Stoffwechselprozesse auf Anschlag. Dies beansprucht natürlich das Herz-Kreislauf-System über Gebühr, sodass Veränderungen des Herzens auftreten können. Auch Wasser in der Lunge sowie Netzhautschäden durch den hohen Blutdruck sowie eine Niereninsuffizienz sind möglich.

Übrigens drohen solche Folgeschäden auch dann, wenn eine Behandlung zwar begonnen, aber schlicht und ergreifend viel zu spät gestartet wurde. Bereits vorhandene Schäden lassen sich nicht wieder rückgängig machen.

Schilddrüsenüberfunktion im Endstadium 

Im Endstadium einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es vielfach zum Erblinden der Katze (erkennbar daran, dass die Pupillen weit geöffnet sind und das Tier womöglich an Gegenstände oder Wände stößt). Grund für den Verlust der Sehfähigkeit ist neben dem hohen Blutdruck vielfach auch eine chronische Niereninsuffizienz. Diese wird durch das veränderte Trinkverhalten der Katze jedoch unglücklicherweise nicht früh genug entdeckt. Das verstärkte Trinken ist positiv für die geschädigten Nieren.

Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion ist ein Todesurteil für eine Katze. Neben Veränderungen des Herzens können noch Nieren- oder auch Leberschäden hinzukommen. Diese führen dann letztlich zum Tod der Katze.

Einschläfern bei Schilddrüsenüberfunktion

Ist das Endstadium der Schilddrüsenüberfunktion erreicht, ist Einschläfern die einzige Option, die Katze von dem Leiden zu erlösen. Der Halter sollte hier unbedingt in engem Austausch mit dem behandelnden Tierarzt stehen; er wird bei der Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt helfen. Denn irgendwann ist das Leben für eine schilddrüsenkranke Katze einfach nicht mehr lebenswert.

Allerdings ist eine rechtzeitig bemerkte Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen gut behandelbar. Insofern sollte man bei den ersten potenziellen Anzeichen unbedingt den Tierarzt kontaktieren und das Ganze abklären lassen. Dies kann die Katze vor Schmerzen bewahren.

Behandlung & Medikamente 

Besteht der Verdacht, dass eine Katze an einer Schilddrüsenüberfunktion leidet, wird der Tierarzt zuerst eine Blutuntersuchung vornehmen und den Hormonspiegel kontrollieren. Im nächsten Schritt wird er mittels Röntgen und Ultraschall überprüfen, inwiefern die anderen Organe bereits Schaden genommen haben. Dann wird die passende Behandlung wählen; dabei stehen bei einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen folgende Optionen zur Verfügung:

  • Medikamente: Ist die komplette Schilddrüse vergrößert, sind sogenannte Thyreostatika, z.B. Thiamazol oder Carbimazol, die beste Option, um die Hormonproduktion in der Schilddrüse wieder herunterzufahren. Diese Mittel werden nicht nur in den meisten Fällen gut vertragen, sondern bringen auch binnen weniger Wochen eine deutliche Verbesserung. Thyreostatika werden entweder als Pille oder als Salbe verabreicht; meist wird mit einer kleinen Menge begonnen, die dann bei Bedarf gesteigert wird. Diese Medikamente muss die Katze dann allerdings ihr Leben lang bekommen, außerdem sollte darauf geachtet werden, dass Thyreostatika immer zu gleichen Tageszeit zu geben sind sowie entweder stets mit oder immer ohne Futter.
  • Radiojod-Therapie: Diese Therapiemaßnahme ist nicht nur vergleichsweise kostspielig, sondern auch recht aufwendig. Allerdings bietet sie echte Vorteile. Hierbei bekommt die Schilddrüse radioaktives Jod hinzugeführt, dass das übermäßige Gewebe zersetzt. Das restliche Gewebe übernimmt dann die Aufgabe und produziert aufgrund des geringeren Umfangs natürlich deutlich weniger Hormone. Diese Behandlung kann jedoch nur in einer spezialisierten Tierarztpraxis durchgeführt werden. Nachteilig ist hierbei die Strahlenbelastung der Katze.

Eine Operation der Schilddrüse gilt heutzutage als veraltet; dies wird nur noch durchgeführt, um z.B. Tumore gezielt zu entfernen.

Viele Tierhalter würden gerne auf chemische Medikamente verzichten und suchen z.B. nach einer homöopathischen Alternative bei einer Schilddrüsenüberfunktion ihrer Katze. Hiervon sollte man allerdings besser absehen bzw. derartige Mittel nur zur Unterstützung geben. Die Wirkung solcher Arzneimittel ist bei einer Schilddrüsenüberfunktion nicht genügend gesichert.

Entscheidend ist, dass eine Katze mit Schilddrüsenüberfunktion engmaschig vom Tierarzt untersucht werden sollte. Zu Beginn wird das Blut alle zwei Wochen kontrolliert, ist die Katze schließlich gut eingestellt, reicht eine Untersuchung alle drei bis sechs Monate.

Futter & Ernährung 

Ein wichtiger Faktor im Hinblick auf die Produktion der Schilddrüsenhormone ist Jod. Ohne Jod kann die Schilddrüse die Hormone T3 und T4 nicht herstellen; dieses muss allerdings über die Nahrung aufgenommen werden. Aus diesem Grund wird inzwischen auch versucht, die Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen in den Griff zu bekommen durch die Gabe von Spezialfutter, das deutlich weniger Jod enthält als normale Futtersorten. Für Katzen mit einem nicht allzu hohen Hormonspiegel stellt dies durchaus eine interessante Option dar.

Auch wenn eine derartige Fütterung in der Theorie bestens funktioniert, stößt man als Katzenhalter in der Realität schnell auf Schwierigkeiten. Denn die Katze darf letztlich kein anderes Futter mehr bekommen, um den Jod-Pegel konstant niedrig zu halten. Hat man es mit einer wählerischen Samtpfote zu tun, kann das ein echter Kampf werden (und Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion werden häufig deutlich „mäkeliger“ beim Futter). Gerade bei Freigänger-Katzen aber ist die Kontrolle, ob sie nicht doch auf ihren Streifzügen etwas anderes gefressen hat, extrem schwierig bis unmöglich. Darüber sollte man sich als Halter klar sein.

Bei der Fütterung von Katzen mit einer überaktiven Schilddrüse gibt es darüber hinaus auch einige No-Go’s: Die Miez sollte unbedingt jodarmes Futter bekommen, um die Therapie nicht unnötig kompliziert zu machen. Insofern sind Schlund-, Stichfleisch oder Geflügelhälse tabu, da sich hierin noch Reste von Schilddrüsengewebe befinden können. Auch bei Futterergänzungsmitteln sollten Halter von betroffenen Kätzchen unbedingt die Inhaltsstoffe gründlich studieren und jodärmere Mittel vorziehen, wenn nötig. Im Zweifelsfall hilft auch hier das Gespräch mit dem Tierarzt.

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