Einen tauben Hund erziehen
Die zwei Säulen bei der Erziehung eines tauben Hundes sind Aufmerksamkeit und Vertrauen. Mit einem aufmerksamen Vierbeiner kann ein Rudelführer zu jeder Zeit eine Kommunikation sicherstellen. Der Mensch belohnt den Blickkontakt seines Hundes überschwänglich und setzt dabei Leckerlis oder das Lieblingsspielzeug ein.
Beim Training kann eine Taschenlampe als Hilfsmittel nützlich sein. Mit einem Leuchten signalisiert der Halter dem Hund, dass er ihn anschauen soll.
Zudem muss ein Hund mit angeborener Taubheit lernen, dass er sich voll und ganz auf seine Bezugsperson verlassen kann. Dieser Schritt erfolgt nicht von heute auf morgen. Das Vertrauen eines Hundes verdient sich sein Halter, indem er kontinuierlich souveränes Verhalten zeigt.
Tauber Hund: Sichtzeichen
„Sitz“, „Platz“ und „Bleib“: Die meisten Hundehalter setzen ihre Stimme ein, um mit ihrem Vierbeiner zu kommunizieren. Bei tauben oder schlecht hörenden Hunden fällt diese Form der Sprache weg. Doch es gibt alternative Wege, um den Alltag mit Hund durch einen guten Gehorsam zu erleichtern. Der Fokus bei der Erziehung liegt in der visuellen Wahrnehmung.
Die Kommandos erfolgen per Handzeichen oder Körpersprache – daher sind Aufmerksamkeit und Blickkontakt äußerst wichtig. Vierbeiner sind in der Lage, diese Signale sehr gut zu deuten.
Dabei entscheidet der Hundehalter frei für sich, welche Sichtzeichen er einsetzt. Beliebt sind z. B. der gehobene Zeigefinger für den Befehl „Sitz“ und ein nach oben ausgestreckter Arm für den Rückruf.
Tauber Hund: Erziehung festigen durch Hundesport
Taube und schwerhörige Hunde willkommen: Rally Obedience eignet sich perfekt, um den Grundgehorsam eines jeden Hundes zu trainieren. Das Tolle an dieser Hundesportart ist, dass sich die Aufgaben flexibel auf den jeweiligen Hund anpassen lassen.
Mit Teamarbeit und Sichtzeichen durchläuft das Hund-Mensch-Team den Parcours. Dabei lernt der Hund spielerisch die Grundkommandos oder er probiert etwas Neues aus, wie ein Hindernislauf oder Drehungen.
Tauber Hund: Freilauf
Aufgrund der Taubheit ein Leben lang angeleint? Davon ist abzuraten, denn in den allermeisten Fällen ist der Freilauf mit einem tauben Hund umsetzbar. Schließlich möchten die Vierbeiner genauso die Freiheit spüren und sich auspowern.
Wird ein aktiver Hund immer an der kurzen Leine gehalten, sind Verhaltensstörungen und Leinenaggressivität häufig die Folge.
Bei einem schlecht hörenden Hund klappt das Training beispielsweise mit einer extra lauten Hundepfeife – insofern er das Geräusch vernehmen kann. Bei einem tauben Hund gestaltet sich das Training für den „Rückruf“ wie folgt:
- Sicherheit: Der Rückruf im Freien sollte zunächst innerhalb eines gesicherten Geländes oder mit Schleppleine in einer ruhigen Gegend erfolgen.
- Vorkenntnisse: Bereits vor dem Training hat der Hund gelernt, sich an seinem Menschen zu orientieren und regelmäßigen Blickkontakt herzustellen.
- Rückruf-Signal: Mithilfe eines Sichtzeichens signalisiert der Hundehalter den Befehl an die Fellnase, zu ihm zurückzukommen. Das Zeichen sollte klar und deutlich und auch aus der Ferne unmissverständlich sein.
- Positive Bestärkung: Reagiert der Hund unmittelbar auf das Zeichen und kehrt zu seinem Menschen zurück, erfolgt ohne Verzögerung eine Belohnung.
- Level erhöhen: Wie bei Hunden mit intaktem Gehör, kann nun der Schwierigkeitsgrad erhöht werden. Schließlich muss der Rückruf auch funktionieren, wenn der Hund abgelenkt ist.
Hinweis: Bei tauben Hunden mit starkem Jagdtrieb wird der Freilauf zu einer doppelten Herausforderung. Schafft der Hundehalter es nicht, diese beiden Schwierigkeiten zu bewältigen, ist auf Freilauf in der Natur zu verzichten. Falls der Hund verträglich ist, sind Hundeauslaufgebiete eine geeignete Alternative.
Als zweite Option bietet sich die Hilfe eines Hundetrainers an, der in den Bereichen Jagdtrieb und Taubheit erfahren ist.
Wie wecke ich einen tauben Hund?
07:30 Uhr morgens, Zeit für die erste Gassi Runde – doch wie wecke ich meinen tauben Hund? Vierbeiner mit intaktem Gehör nehmen meist durch akustische Signale wahr, dass ihre Menschen aufwachen. Taube Hunde hingegen schlummern tief und fest, während der Wecker und andere Geräusche ertönen.
Daraufhin merkt der Hund von alleine, dass sein Frauchen oder Herrchen ganz in seiner Nähe ist. Zu vermeiden sind hierbei hektische Berührungen. Das vorsichtige Wecken ist mit etwas Zeit verbunden. Doch dieses morgendliche Ritual verspricht nicht nur einen entspannten Start in den neuen Tag, sondern stärkt gleichzeitig die Bindung zueinander.
Tauber Hund: Wie klappt der Kontakt zu Artgenossen?
Bei Begegnungen zwischen tauben und anderen Hunden kommt es bei den ersten Malen häufig zu Missverständnissen. Schließlich geht ein gesunder Vierbeiner nicht davon aus, dass sein Gegenüber seine freudige Spielaufforderung in Form eines Bellens nicht hören kann.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Hundehalter von tauben Vierbeinern ihnen den Kontakt zu Artgenossen verwehren. Hunde sind von Natur aus soziale Tiere, die unter Einsamkeit leiden und nach Isolation die Hundesprache nur noch unzureichend oder gar nicht mehr beherrschen.
Beim Kontakt zu Artgenossen ist lediglich etwas Achtsamkeit und Vorsicht seitens des Rudelführers geboten. Er bestimmt, welche Fellnase sich auf welche Art und Weise seinem tauben Hund nähert.
Hunde, die zu aggressiven Verhaltensweisen tendieren, lässt man – wie bei allen anderen Hunden auch – nicht zum eigenen Vierbeiner. Warnsignale wie ein Knurren kann der taube Hund nicht hören und innerhalb von Sekunden entsteht daraus eine gefährliche Situation.
Am besten ist es, regelmäßige Treffen mit verträglichen Artgenossen zu organisieren. Bis beide sich aneinander gewohnt haben, können einige gemeinsame Gassi Runden vergehen. Doch spätestens beim freudigen Umhertollen oder Kontaktliegen spielt die Taubheit bei Hunden keine Rolle mehr und es entstehen innige Freundschaften unter den Vierbeinern.
Tauber Hund: Zweithund
Beim Kontakt zu fremden Hunden ist Vorsicht geboten. Das bedeutet jedoch nicht, dass mit einem tauben Vierbeiner kein Zweithund zu vereinbaren ist. Sogar das Gegenteil ist der Fall. Für einen tauben oder schlecht hörenden Vierbeiner ist es von Vorteil, wenn er sich sein Zuhause mit einem gesunden Vierbeiner teilt.
Bei seinem tierischen Mitbewohner findet zusätzlich zu seiner Bezugsperson Orientierung und Sicherheit. Darüber hinaus hält er den für Hunden wichtigen Kontakt zu Artgenossen. Der Zweithund mit intaktem Gehör wird nach kurzer Zeit den Dreh heraus haben, wie er am besten mit seinem tauben Pfotenfreund umgeht.
Für einen geselligen Handicap-Vierbeiner ist ein verträglicher und gelassener Freund auf vier Pfoten ein eindeutiges Plus an Lebensfreude. So kann auch ein tauber Vierbeiner ein schönes Leben führen.