Hundeaugen sind empfindlich und schnell reizbar. Daher verwundert es kaum, dass viele Vierbeiner im Laufe ihres Lebens mit einer Augenerkrankung in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden. Ist ein komplexer chirurgischer Eingriff nötig, ist eine spezielle Augenheilkunde-Tierklinik die richtige Adresse.
Dieser Ratgeber stellt die 9 häufigsten Augenkrankheiten beim Hund vor, wie sie aussehen und welche Behandlung sinnvoll wäre.
Grauer Star (Katarakt)
Unter dem Begriff „Grauer Star“ wird jede Linsentrübung der Augen zusammengefasst. Bei diesem Krankheitsbild kann immer weniger Licht durch die Linse dringen und dies führt zu einer zunehmenden Verschlechterung der Sehkraft.
Hunde können einen angeborenen Katarakt und einen erworbenen Katarakt aufweisen. Letztere kann durch das Alter oder der Krankheit Diabetes mellitus hervorgerufen werden.
Symptome
- Linsentrübung (blau-weiße Verfärbung der Linse)
- Schwierigkeiten in der Orientierung
- Verhaltensveränderungen durch abnehmende Sehkraft
Behandlung
Eine medikamentöse Therapie ist bei einem Grauen Star leider nicht möglich. Falls bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, wird der behandelnde Tierarzt eine Operation zur Verbesserung der Sehkraft durchführen. Bei diesem chirurgischen Eingriff wird die trübe Linse durch eine Kunstlinse ersetzt.
Grüner Star (Glaukom)
Der Grüne Star ist wie der Graue Star eine ernstzunehmende Augenerkrankung beim Hund, die unbehandelt zu einer vollständigen Erblindung führen kann. Nicht abfließendes Kammerwasser, das den Augeninnendruck steigen lässt und die Sehnerven beschädigt, ist die Ursache für ein Glaukom.
Symptome
- gerötete Augen
- erweiterte Pupille
- Lichtempfindlichkeit
- Schmerzen im Auge
- vergrößerter Augapfel
Behandlung
Nach sorgfältiger tierärztlicher Überprüfung erhält der Hund entweder eine medikamentöse oder operative Behandlung. Ist kein Tumor für den erhöhten Augeninnendruck ursächlich, stehen die Chancen auf eine verbesserte Sehkraft nach der OP relativ gut.
Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
Eine Bindehautentzündung kann sich ein Hund schnell einfangen. Manchmal reicht Zugluft durch ein geöffnetes Autofenster aus. Auch andere Ursachen wie Fremdkörper, Allergien oder Bakterien können dahinterstecken. Häufig tritt eine Bindehautentzündung außerdem im Zusammenhang mit einem Cherry Eye auf. Hierbei handelt es sich um den Vorfall der Nickhautdrüse im inneren Augenwinkel.
Außerdem liegt bei einigen Hunderassen wie Französischen Bulldoggen, Möpsen und Cocker Spaniel ein erhöhtes Risiko für Bindehautentzündungen vor.
Symptome
- gerötete Augen
- erhöhter Tränenfluss
- Vereiterungen
- Schwellungen
- häufiges Blinzeln
- Juckreiz am Auge
Behandlung
Sobald Sie den Verdacht auf eine Bindehautentzündung beim Hund haben, sollten Sie Ihren Vierbeiner schnell tierärztlich untersuchen lassen. In der Tierarztpraxis erhalten Sie für die Behandlung entweder Augentropfen, pflegende Salben und/oder Antibiotika oder Antimykotika.
Hinweis: Bitte sehen Sie von einer Behandlung mit Kamille ab – dadurch kann sich die Augenerkrankung verschlimmern.
Augenausfluss (Epiphora)
Mit dem medizinischen Begriff „Epiphora“ ist der übermäßige Tränenfluss gemeint. Zu diesem Leiden kommt es, wenn die Augen in ihrer Funktion gestört sind. Mögliche Ursachen hierfür sind Augenerkrankungen wie Grüner Star, Entropium oder Bindehautentzündung,
Symptome
- vermehrter Tränenausfluss
- Tränenstein
- im weiteren Verlauf eitrige Absonderungen möglich
Behandlung
Besonders kleine Hunderassen sind von einer chronischen Epiphora betroffen. Diese geht zwar mit einer rötlich-braunen Tränenrinne daher, bedarf aber in vielen Fällen keiner tierärztlichen Behandlung. Hundehalter sollten den Tränenstein jedoch regelmäßig mit Wasser und einem fusselfreien Tuch reinigen, damit er nicht verkrustet.
Zeigt ein Hund hingegen urplötzlich vermehrten Tränenausfluss? Dann können andere Augenerkrankungen wie eine Bindehaut- oder Hornhautentzündung oder ein Grüner Star dahinterstecken. In diesen Fällen richtet sich der Therapieansatz nach der jeweiligen Ursache.
Progressive Retinaatrophie
Hierbei handelt es sich nicht um eine einzelne Augenkrankheit beim Hund, sondern um einen Sammelbegriff von genetisch bedingten Degenerationen der Netzhaut. Darunter fallen unter anderem Photorezeptor-Dysplasie und die Zapfen-Stäbchen-Dysplasie.
Genauso reiht sich die Canine multifokale Retinopathie in diese Kategorie ein, die übrigens keine Beeinträchtigung der Sehkraft verursacht. Jeder Hund kann an einer progressiven Retinaatrophie erkranken.
Symptome
- schleichender Sehkraftverlust (zuerst Nachtblindheit)
- zunehmende Unsicherheit an fremden Orten
- erweiterte Pupillen
- vollständige Erblindung (im fortgeschrittenen Stadium)
Behandlung
Die erblich bedingten Varianten sind nicht behandelbar und führen zu einer vollständigen Erblindung. Daher ist es umso wichtiger, dass für die Zucht eingesetzte Hunde vor einer Verpaarung auf PRA getestet werden.
Entzündung des inneren Auges (Uveitis)
Entzündungen am inneren Auge können verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel kann sich im Auge des betroffenen Vierbeiners ein Fremdkörper befinden, der eine Entzündung auslöst. Auch bei einer Rangelei mit Artgenossen kann ein Pfotenschlag auf das Auge zu einer Uveitis führen.
Symptome
- gerötetes Auge
- eventuell getrübtes Auge
- Schmerzen am Auge
- verminderte Sehkraft
Behandlung
Die Therapie erfolgt mit in vielen Fällen mit kortisonhaltigen Tropfen und/oder mit entzündungshemmenden Medikamenten. Um die Chancen auf einen Therapieerfolg so hoch wie möglich zu halten, sind die Anweisungen der Tierarztpraxis exakt einzuhalten.
Augentumore
Neben häufigeren Krebsarten beim Hund wie Mammatumoren oder Knochentumoren gibt es auch die vergleichsweise seltener vorkommenden Tumore im Auge und um das Auge herum.
Lidtumore kommen meist in Form von Ademonen oder Papillomen vor – beide Formen sind gutartig. Zudem können sogenannte intraokuläre Tumore (Melanome), Mastzelltumore oder Plattenepithelkarzinome entstehen.
Symptome
- Juckreiz
- Rötung
- eitriger Tränenausfluss
- Wucherungen
Behandlung
Die Behandlung von Augentumoren hängt – wie bei allen Krebsarten – immer von den individuellen Gegebenheiten ab. So gibt es zum Beispiel chirurgische Eingriffe zur Entfernung des Tumors. Auch Vereisungen von gutartigen Tumoren und innovative Ansätze wie die Photodynamische Therapie sind je nach Diagnose möglich.
Entropium
Ein Entropium liegt dann vor, wenn das Augenlid nach innen gerollt ist. In den meisten Fällen ist das untere Augenlid betroffen. Der ständige Kontakt der Hornhaut mit dem Fell und den Wimpern des Hundes ist nicht nur unangenehm, sondern kann dem Auge Schaden zufügen.
Symptome
- vermehrter Tränenfluss
- kneifende Augen
- ständiges Blinzeln
- schmerzhafte Hornhautentzündung
Behandlung
In einer Operation kann die Lidfehlstellung korrigiert werden. Allerdings ist zu erwähnen, dass mehrere chirurgische Eingriffe nötig sein können, um eine ideale Lidstellung zu erzielen. Bei Hunden, die sich noch im Wachstum befinden, wird die sogenannte „Tacking-Methode“ angewandt.
Ektropium
Das Ektropium ist eine Fehlstellung des Augenlids. Besonders betroffen von dieser Fehlstellung sind unter anderem Basset Hounds, Deutsche Doggen und Boxer. Es kann aber auch durch Augenkrankheiten, Unfälle oder Verletzungen erworben werden. Betroffene Hunde sind nicht in der Lage, ihre Augen vollständig zu schließen.
Symptome
- nach unten und außen hängendes Augenlid
- deutlich sichtbare Lidbindehaut
- Reizungen und Rötungen der Lidbindehaut
- vermehrter Tränenfluss
Behandlung
Entstehen durch das Ektropium gesundheitliche Beschwerden, ist es in den allermeisten Fällen sinnvoll, einen ausgewachsenen Hund operativ zu behandeln. Der chirurgische Eingriff zielt auf die Korrektur des Augenlids ab.
Augenkrankheiten beim Hund immer behandeln lassen
Sobald Herrchen oder Frauchen bei ihrem Hund Auffälligkeiten am Auge feststellen, sollten sie den Vierbeiner zügig tierärztlich untersuchen lassen. Ein zeitliches Hinauszögern führt oft zu einer Verschlechterung – in vielen Fällen zieht das Warten starke Schmerzen beim Vierbeiner und sogar irreparable Schäden wie eine Erblindung mit sich.