Was ist Schildpatt bei Katzen?
Die Farbe „Schildpatt“ steht für Samtpfoten mit dreifarbig gemustertem Fell. Damit meinen wir meist die Grundfarben Rot und Schwarz sowie deren Kombination mit Weiß. Weiß gehört – dazu später mehr – nicht zu den Grundfarben der Katzengenetik. Darum sprechen manche von „zweifarbigen Katzen“, wenn ein Vierbeiner rot-schwarz-weiß gemustert ist.
Das Wort „Schildpatt“ stammt ursprünglich von der Bezeichnung für ein Material aus den Hornplatten von Meeresschildkröten-Panzern. Schildpatt war beispielsweise für die Herstellung von Schmuck beliebt und hat eine charakteristische, beige- bis rotbraune Zeichnung mit dunkleren Mustern. Heute ist es synthetisch herzustellen und die Einfuhr von Schildpatt aus Schildkrötenpanzern nach Deutschland glücklicherweise verboten.
Schildpatt, Tortie und Torbie
Auch die englische Bezeichnung zahlt auf den Schildkröten-Ursprung der Fellfarbe ein: Auf Englisch heißen die bunten Katzen „tortie“ von „tortoiseshell“ für Schildkrötenpanzer. Hat die Katze gleichzeitig auch noch eine Tabby-Zeichnung (getigert, gestromt, getupft, getickt), bezeichnen Katzenfreunde ihre Fellfarbe als „Torbie“.
So vererbt sich buntes Katzenfell
Die Erbanlagen entscheiden darüber, ob eine Katze getigert oder einfarbig, schwarz oder bunt ist. Denn all diese Anlagen sind auf den Geschlechtschromosomen gespeichert, genauer gesagt: auf dem X-Chromosom.
Weibliche Katzen haben zwei X-Chromosomen, männliche ein X- und ein Y-Chromosom. Katzen verfügen über die beiden Grundfarben „Rot“ und „Schwarz“, die jeweils an die X-Geschlechtschromosomen gebunden sind. Und jetzt wird’s bunt:
Hier einige Beispiele:
Schwarze Katze x roter Kater
Paart sich eine schwarze Katze mit einem roten Kater, sind die männlichen Nachkommen schwarz, denn sie erben das für die Farbe verantwortliche X-Chromosom der Mutter. Die weiblichen Nachkommen erben das X-Chromosom mit dem Merkmal „schwarz“ von der Mutter plus das X-Chromosom mit dem Merkmal „rot“ vom Vater: Sie sind bunt.
Rote Katze x schwarzer Kater
Ähnlich verhält es sich, wenn ein schwarzer Kater eine rote Kätzin deckt: Die männlichen Tiere sind alle rot, denn Kater können nur eine einzige Grundfarbe tragen. Die weiblichen Tiere sind zweifarbig oder – mit Weißanteilen – dreifarbig.
© Shutterstock
Nachkommen bunter Katzen
Bunte Katzen können kunterbunten Nachwuchs bekommen, denn sie tragen beide Grundfarben in sich und können beide weitergeben. Je nach Vater können sie schwarze, rote sowie bunte weibliche Nachkommen zur Welt bringen.
Verdünnung und Weißanteil
Natürlich sind Katzen optisch gesehen nicht nur „rot“, „schwarz“ und weiß. Doch dies liegt an anderen Genen. Weitere Erbanlagen führen zu Verdünnung und Zeichnungen im Katzenfell. So nennen Experten verdünntes Schwarz „Blue“. Eine Katze mit dieser Anlage ist dann zum Beispiel statt einer Black-Tortie eine „Blue-Tortie“, eine blassere Version.
Und die weiße Farbe im Katzenfell? Anders als bei reinweißen Katzen oder Maskenkatzen sprechen Experten bei dreifarbigen Katzen vom Weiß als „Piebald-Scheckung“. Dabei kann es sich um weiße Pfoten oder große Flächen weißen Fells handeln.
Sogar bei fast weißen Glückskatzen mit zentimeterkleinen bunten Stellen handelt es sich genetisch gesehen um rot-schwarze Katzen mit weißen Flecken.
Was ist eine Calico-Katze?
Calico ist eine im englischen Sprachraum verbreitete Bezeichnung für bunte Samtpfoten mit einem hohen Weißanteil von 25 bis 75 Prozent. Die „Calico-Katze“ ist, obwohl es sich nicht um eine eigenständige Katzenrasse handelt, sogar „State Cat“ des US-Bundesstaats Maryland.
In einigen Rassen kommt die Fellvariante häufiger vor. Hierzu zählen Japanese Bobtail, American Shorthair, Türkisch Van und Manx.
Sind Schildpatt immer weiblich?
Ja, es gibt männliche Katzen mit kunterbuntem Fell. Allerdings sind sie eine Rarität: Lediglich ein halbes Prozent aller Schildpatt-Katzen ist männlich.
Denn männliche Tiere können nur eine Grundfarbe erben – es sei denn, sie sind vom Klinefelter-Syndrom betroffen. Dabei erben die Kater ein zusätzliches X-Chromosom (XXY), was die bunte Fellfarbe möglich macht. Die betroffenen Tiere haben in der Regel keine Einschränkungen im Alltag, bilden aber weniger Testosteron.
Viele dreifarbige Kater haben darum kleinere Hoden, zeigen weniger „katertypisches“ Verhalten und sind unfruchtbar. Auch deshalb sind Schildpatt-Katzen fast immer weiblich.
Bunte Katzen sollen Glück bringen
Halter von dreifarbigen Katzen wissen: Wer sein Zuhause mit einer Schildpatt-Katze teilt, hat einen echten Glücksgriff getan. Bunte Katzen sind relativ selten und gelten darum in einigen Kulturen als „Glückskatzen“. So nahmen Seefahrer gerne Schildpatt-Katzen als Glücksbringer mit an Bord. In Europa sind bunte Katzen vor allem bei Iren und Schotten beliebt.
Die Ursprünge lassen sich bis auf die Kelten zurückverfolgen. Somit nimmt die Schildpatt eine besondere Stellung in der Mythenwelt der Katzen ein. Die Tricolor-Exemplare sollen beispielsweise vor Feuer schützen, können aber auch Pech bringen: Wer eine Glückskatze tötet, sollte sich auf sieben Jahre Unglück gefasst machen.
In Japan gilt die „Winkekatze“, japanisch maneki neko, als Glückssymbol, das mittlerweile auch in China und Thailand beliebt ist. Die winkenden weißen Glücksbringer-Statuen haben häufig bunte Flecken. Die Winkekatze hat die erwähnte dreifarbige Japanese Bobtail, auch „mike-neko“ genannt, zum Vorbild. Übersetzt aus dem Japanischen bedeutet dies „Drei-Fell-Katze“.
Dreifarbige Winkekatzen sollen besonders viel Glück und Wohlstand bringen. Einfarbige Exemplare konzentrieren sich auf spezielle Bereiche – beispielsweise sind goldfarbene Winkekatzen für Reichtum zuständig, pinkfarbene versprechen Glück in der Liebe.
Schildpatt-Katzen: Charakter
Sind Sie stolzer Besitzer einer Schildpatt-Katze? Dann wundern Sie sich nicht, wenn Ihre vierbeinige Glückskatze Ihre Geduld von Zeit zu Zeit auf die Probe stellt. Studien, die einen Zusammenhang zwischen Charakter und Fellfarbe untersuchen, legen nahe: Bunte Katzen sind besonders temperamentvoll.