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Zähneputzen beim Hund
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Zähneputzen beim Hund: So gelingt die tierische Zahnhygiene

von Nina Brandtner

am aktualisiert

Zähneputzen beim Hund wird häufig noch immer mit einem eindeutigen Fingerzeig an die Stirn kommentiert. Aber, der werte Besitzer putzt sich ja auch die Zähne, nicht wahr? Und das nicht nur, um sein strahlendes Lächeln zu präsentieren, sondern um Erkrankungen abzuwehren, denen durch mangelhafte Zahnhygiene Vorschub geleistet wird. Regelmäßige Zahnpflege beim Hund hat also durchaus eine Existenzberechtigung.

Ursprüngliche Zahnpflege: Reißen und Beißen

Wilde Hundearten und Wölfe reißen und fressen ihre Beute, was nicht zuletzt eine ständige „Reinigung“ der Zähne und des Mundraums bedeutet. Unsere zivilisierten Vierbeiner jedoch werden meist mit Trocken- oder Nassfutter aus Tüte und Dose gefüttert. Der Großteil unserer Hunde bekommt somit praktisch verarbeitetes, fast „schluckbereites“ Futter in perfekt portionierbarer Form. Da hier die Hundezähne kaum noch zum Einsatz kommen, begünstigt diese moderne Art der Hunde-Ernährung die Entstehung von Zahnerkrankungen. Und diese haben oft schlimmere Folgen, als man denkt. Um das Maul Ihres Hundes auf Vordermann zu halten, sollten Sie ihm also regelmäßig die Zähne putzen.

Früher war das Hundegebiss viel stärker gefördert als heute - Mit Kauknochen lässt sich das ausgleichen© Shutterstock

Erste Warnsignale für Zahnprobleme

Erste Anzeichen eines bedenklichen Zahnzustandes sind dunkle Verfärbungen, gefolgt von Zahnstein und manchmal Mundgeruch. Später können sich Parodontose, entzündete Zahntaschen oder sogar Wurzelentzündungen im Kiefer bilden, die mit starken Schmerzen einhergehen. Bedenken Sie: Wenn der Vierbeiner nicht mehr frisst und der Tierarzt ranmuss, ist das ein deutlich schwererer Eingriff als bei uns Zweibeinern, denn Zahnbehandlungen bei unseren Lieblingen bedeuten - mal ganz abgesehen von den Kosten - die Notwendigkeit einer Vollnarkose mit allen damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen. 

Hauptursache Plaque

Auslöser für die meisten Zahnerkrankungen beim Hund sind, wie beim Menschen auch, Ablagerungen, genannt „Plaque“, die nach der Nahrungsaufnahme auf den Zähnen kleben bleiben. In diesem Zahnbelag leben Bakterien und säurehaltige Sekrete, die Karies und Zahnfleischentzündungen hervorrufen können. Innerhalb von 48 Stunden bilden sich aus den Ablagerungen der Futterreste wahre Bakterienkolonien, besonders an der Zahnfleischgrenze. Diese vermehren sich explosionsartig und bilden wiederum Beläge, die schließlich steinhart werden und deshalb Zahnstein genannt werden. 

Lokale Folgen: Zahnstein, Parodontose und Zahnausfall

Zahnstein kommt bei Hunden häufig vor und verursacht neben unangenehmem Mundgeruch auch schmerzhafte Entzündungen des Zahnfleischs, unter denen rund 85 Prozent aller Hunde leiden. Das Zahnfleisch zieht sich zurück, bildet Taschen und legt den empfindlichen Zahnhals frei. Jetzt sprechen wir von der berühmt-berüchtigten Parodontose. Zahnfleisch, das sich zurückgezogen und den Zahnhals freigelegt hat, wächst nicht mehr in seine Ausgangsposition zurück.

Ohne Behandlung schreitet die Erkrankung permanent fort, bis die Zahnwurzeln freiliegen oder gar der Kieferknochen angegriffen wird. In diesem Stadium ist der Zahn nicht mehr zu retten. 

Folgen für den Gesamtorganismus

Doch es kann noch schlimmer kommen. In den Zahnfleischtaschen, im Zahnstein und in den Zahnbelägen können wiederum Bakterien gedeihen, die über die Blutgefäße in andere Körperregionen gelangen und dort Krankheiten auslösen können. Dadurch überträgt sich der entzündete Zahnstatus auf die Allgemeingesundheit Ihres Hundes. Gibt es kontinuierliche Entzündungsprozesse im Maul, wirkt sich das schließlich auf den Gesamtorganismus aus. Gerade ältere Hunde mit Herzproblemen sind in Gefahr, denn Bakterien der Maulflora lassen sich bevorzugt auf den Herzklappen nieder. Außerdem ist nachgewiesen, dass auch Nieren und Leber durch schlechte Zähne und Zahnfleischentzündungen belastet werden. 

Die 4 besten Möglichkeiten für Zahnhygiene und Prophylaxe 

1. Zähneputzen mit der Zahnbürste

Zähneputzen entfernt den Zahnbelag am effektivsten. Wagen Sie einen vorsichtigen Versuch. Bevor Sie beginnen, muss sichergestellt sein, dass das Gebiss des Hundes gesund und schmerzfrei ist. Dann wird der Hund Schritt für Schritt an den Geschmack der speziellen Hunde-Zahnpasta gewöhnt, indem er die Paste quasi als Leckerli auf das Zahnfleisch bekommt. Genau so gut können Sie aber einfach nur mit befeuchteter Zahnbürste agieren. Das hat laut Expertenmeinung den Vorteil, dass die Hunde eben nicht auf die Idee kommen, es handle sich um ein Leckerli und begeistert auf der Bürste herumkauen, womit das eigentliche Zähneputzen unmöglich wird. Verwenden Sie niemals Menschen-Zahnpasta für die Zahnpflege beim Hund!

Mit viel Vorsicht und Geduld gelingt das Zähneputzen auch beim Vierbeiner© Shutterstock

So geht’s:

  • Benutzen Sie eine besonders weiche Zahnbürste oder eine spezielle Zahnbürste für Hunde 
  • Beginnen Sie vorsichtig mit den Seitenflächen der oberen Backenzähne. Schieben Sie die Zahnbürste vorsichtig in die Backen des Hundes und halten Sie das Maul sanft geschlossen. So kann die Zunge ruhig bleiben
  • Um die unteren Backenzähne zu bürsten, öffnen Sie die Hand ein wenig, mit der Sie das Maul geschlossen halten, damit es etwas Platz bekommt. Dann bürsten Sie die hinteren Zähne gründlich. Hier liegen zwei Speicheldrüsen, die gerade an den hinteren Zähnen schnelle Zahnsteinbildung begünstigen
  • Beim Putzen der oberen Schneidezähne kann es sein, dass Sie Ihren Hund zum Niesen reizen; achten Sie darauf, dass Sie den Hund mit der Zahnbürste nicht verletzen
  • Für das Putzen der Innenflächen muss der Fang geöffnet sein. Dieser Arbeitsschritt geht am Besten mit der sogenannten Doppelkopfzahnbürste aus dem Fachhandel. Trainieren Sie die Abfolge in kleinen, einzelnen Schritten
  • Das Reinigen der Innenflächen kommt erst, wenn Ihr Hund die anderen Putzübungen gelassen und ohne Abwehrbewegungen duldet
  • Lob und Streicheleinheiten hat sich der Vierbeiner nach jeder gelungenen Zahnpflegeübung verdient
  • Steigern Sie die Putzzeit und Intensität nur nach und nach. Zehn Sekunden sind schon wunderbar, dreißig Sekunden hervorragend
  • Wichtig: Unterbrechen Sie das Zähneputzen und loben Sie Ihren Liebling, bevor er sich wehrt. Machen Sie niemals gegen seinen Widerstand weiter
  • Statt mit einer Zahnbürste können Sie diese Anleitung auch mit einer Fingerzahnbürste oder mit einem Fingerling aus dem Fachhandel durchführen
  • Das klassische Putzen scheitert häufig daran, dass ältere Hunde nicht viel Verständnis dafür haben, plötzlich Zahnpflege solcher Art zu betreiben. Wenn möglich, fangen Sie daher bereits im Welpenalter damit an, Ihren Vierbeiner für diese Prozedur zu gewinnen und sich in den Fang fassen zu lassen

2. Enzyme gegen Bakterienbelag

Spezielle Zahnpflege-Gels wirken auf der Basis von Enzymen. Sie werden auf die Zähne aufgetragen und helfen, die Entstehung von neuen Belägen und Zahnstein zu vermeiden. Außerdem bekämpfen sie indirekt Mundgeruch und beugen potentiellen Entzündungen vor. Der Nachteil: Auch hier müssen Sie erst einmal an die Zähne Ihres Vierbeiners herankommen. Die Prozedur ist zwar für Mensch und Hund wesentlich kürzer und einfacher, dennoch ist nicht jeder Hund so kooperativ, sich Gel auf die Zähne auftragen zu lassen. 


Ein kleiner Trick: Geben Sie einen Klecks Gel auf die Pfote und rechnen Sie damit, dass Ihr Hund sich sofort die Pfote putzen wird. Bingo! Der Wirkstoff ist im Maul gelandet und nach zwei bis drei Wochen regelmäßiger Anwendung sollten Sie eine Verbesserung feststellen können.


 3. Futter zur Unterstützung der Zahngesundheit

Es gibt speziell für den Abrieb an den Zähnen gefertigtes Hundefutter. Meistens wird dieses Futter in Krokettenform angeboten. Größe, Form und Textur sollen dafür sorgen, dass die Zähne auf „natürliche Weise“ gesäubert werden. Häufig ist das Futter mit Enzymen und ph-Wert-mindernden Substanzen angereichert, um die Plaque-Bildung zu erschweren. Fraglich ist allerdings, ob dadurch ein echter und vollwertiger Ersatz für gesundes Futter geliefert werden kann. Aber warum nicht als gelegentliches Leckerli nutzen, um der Plaque Gegenwehr zu bieten.

4. Zurück zum Ursprung: Natürliche Zahnreinigung durch Kauen

Durch Kauen und Knabbern werden die Zähne und das Zahnfleisch auf natürliche Art und Weise gereinigt und gestärkt. Ob frische Rinderknochen von der Metzgerei gegenüber oder getrocknete Hühnerhälse, Schweineohren und Ochsenziemer aus dem Fachhandel – es gibt verschiedenste gesunde „Zahnreiniger“, die noch dazu nicht nur wertvolle Inhaltsstoffe, sondern auch höchsten Knabberspaß liefern. 

Beim Füttern von Knochen sollten Sie auf splitternde Tierknochen achten, denn diese bergen eine gefährliche Verletzungsgefahr. Deshalb sollten Sie während des Festmahls stets in der Nähe bleiben und Ihrem Hund die letzten spitzen Reste eines Knochens wegnehmen, bevor er sie verschluckt. Suboptimal kann der Verzehr des organischen Knabberzeugs auch in der Wohnung sein. Zum Schutz vor Flecken sollten Sie an der Futterstelle, oder wohin auch immer sich Ihr „Raubtier“ zum genüsslichen Kauen verzieht, den Teppich oder das Parkett großzügig abdecken. 

Eine „saubere“ Variante sind gut portionierbare Kausticks oder hochwertige Futtermittel mit Zahnpflegeeffekt, die sie vor der „Sauerei“ zuhause bewahren und für den nötigen Abrieb an den Zähnen und eine gesunde Zahnfleischmassage sorgen. Achten Sie hierbei aber besonders auf die natürliche und gesunde Zusammensetzung der Produkte. 

Fazit: Vorsorgen ist besser als Bohren!

Damit Ihnen und Ihrem vierbeinigen Liebling der Gang zum Tierarzt und die Entfernung von Zahnstein und die damit verbundenen Kosten erspart bleiben, beginnen Sie am Besten schon im Welpenalter mit geduldigem Zahnputz-Training. Aktivieren Sie zudem das natürliche Kau- und Knabberverhalten an echten Knochen oder speziell für die Gesunderhaltung von Zähnen und Zahnfleisch hergestellter Kauware. Vermeiden Sie Billigfutter oder Kau-Sticks aus dem Supermarkt, ebenso Hundefutter mit Zucker- und Farbzusätzen oder Konservierungs- und Aromastoffen.

Passen Sie auch die Zahnbürste an die Bedürfnisse Ihres Lieblings an© Shutterstock

Hochwertiges Nass- oder Trockenfutter, frisches Trinkwasser, um den Speichelfluss anzuregen und gesunde, natürliche Kauartikel als regelmäßiger Snack sind die wichtigsten Basics, um das Gebiss Ihres Vierbeiners gesund zu halten. Besuchen Sie zudem regelmäßig Ihren Tierarzt inklusive Zahn-und Zahnfleisch-Check, denn je früher Sie Schäden entdecken, desto besser! Und nicht vergessen: Das regelmäßige Zähneputzen hilft Ihrem Hund zu gesünderen Zähnen. 

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