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katze ohne Schwanz
© Shutterstock

Warum haben manche Katzen keinen Schwanz?

von Tim Brinkhaus

am aktualisiert

Katzen ohne Schwanz sind ein seltener Anblick. Manche haben ihren Schwanz durch einen Unfall verloren, anderen Katzenrassen fehlt das flexible Körperteil von Geburt an. Wir erklären, warum manche Samtpfoten keinen Schwanz haben. 

Wozu brauchen Katzen einen Schwanz?

Die eleganten Samtpfoten nutzen ihren Schwanz, um in Balance zu bleiben: Ähnlich wie ein Seiltänzer mit einem Stab in der Hand, hilft der Schwanz der Katze dabei, auf Bäumen oder Geländern zu balancieren. Unverzichtbar ist er hierfür nicht: Das Innenohr übernimmt die meiste Arbeit, wenn es darum geht, das Gleichgewicht zu wahren. Mit ihrem Schwanz kommunizieren Katzen mit Artgenossen – und mit uns. Eine Samtpfote mit wild peitschendem Schwanz signalisiert: „Vorsicht, gleich greife ich an!“ Reckt sie das Körperteil hingegen entspannt in die Höhe, ist sie in guter Stimmung – das soll auch die Umgebung wissen.

Katzenrassen ohne Schwanz

Ein Katzenschwanz besteht aus 18 bis 20 Schwanzwirbeln. Doch einige Rassen haben von Geburt an keinen oder einen sehr kurzen Schwanz. Wir stellen Ihnen die bekanntesten Katzenrassen ohne Schwanz vor.

Manx und Cymric

 

Die Manx-Katze stammt ursprünglich von der britischen Isle of Man, die auch Manx-Insel heißt. Durch die Insel-Lage kam es hier zu einer häufigeren Inzucht. Darum treten früher oder später genetische Missbildungen auf. Die heutige Manx-Katze und ihre Vorfahren leben bereits seit Jahrhunderten auf der Insel, so dass der fehlende Schwanz durch eine solche genetische Missbildung entstand. Züchter haben auf diesem Defekt eine Katzenrasse aufgebaut. Leider geht der Gendefekt nicht nur mit fehlendem Schwanz einher: Oft treten Verformungen des Skeletts oder schmerzhafte Arthritis bei Manx-Katzen auf. Paaren sich zwei Tiere, die die Anlage für Schwanzlosigkeit in sich tragen, sterben reinerbige Föten bereits im Mutterleib. Die Manx-Katze ist das Maskottchen der Isle of Man, wo es zahlreiche Souvenirs gibt, auf denen Katzen ohne Schwanz abgebildet sind. Züchter der Rasse gibt es in Großbritannien, Skandinavien sowie in den USA.

Die aus Kanada stammende Cymric ist eine langhaarige Variation der Manx-Katze. Sie hat ebenfalls keinen Schwanz und ist von den gleichen gesundheitlichen Einschränkungen betroffen wie ihre kurzhaarige Schwester. Dazu gehören neben Skelettproblemen ein gesteigertes Risiko für einen offenen Rücken sowie Darm- und Blasenstörungen. Manx- und Cymric-Katzen fallen durch einen hoppelnden Gang auf. Dieser hängt ebenfalls mit dem fehlenden Schwanz zusammen. Die Summe der körperlichen Defizite nennen wir „Manx-Syndrom“. 

In Manx-Würfen sind immer wieder Katzen mit Schwanz zu finden. Manche Züchter kupieren den Schwanz – dies ist in den meisten Ländern Europas verboten. Um (zusätzliche) Fehlbildungen zu vermeiden, kreuzen Züchter andere Rasse wie Britisch Kurzhaar ein. Ein Fundraising-Projekt auf der Isle of Man widmet sich dem Erforschen des Manx-Syndroms.

American Bobtail und Japanese Bobtail

Die American Bobtail ist im Gegensatz zur Manx nicht schwanzlos, doch ist ihr Schwanz sehr klein. Daher auch der Name „Bobtail“, zu Deutsch „Stummelschwanz“. Die Rasse gibt es seit den 1960er Jahren, aber nicht alle großen Dachverbände erkennen sie an. Legenden besagen, dass die American Bobtail durch eine Kreuzung zwischen Hauskatze und Luchs entstanden sei. Wahrscheinlicher ist, dass es sich bei dem kurzen Schwanz um eine spontane Mutation handelt. Die American Bobtail gibt es in allen Farben und Felllängen. Um den kleinen Genpool zu vergrößern, ist die Kreuzung mit anderen Katzenrassen derzeit noch erlaubt.

 

Die Japanese Bobtail ist weder mit der American Bobtail noch mit der Manx verwandt. Im Unterschied zu diesen beiden Rassen gibt es unter den Japanese Bobtails keine komplett schwanzlosen Exemplare. Ihre Geschichte beginnt in den Seidenspinner-Plantagen der japanischen Kaiser. Hier sollten die Samtpfoten auf Nager-Jagd gehen. Damit sie mit ihrem Schwanz nicht die feinen Seidengespinste zerstörten, schnitten die Arbeiter ihnen die Schwänze ab. Kupierte Katzen waren außerdem ein beliebtes Geschenk des japanischen Adels. Schließlich bemühten japanische Katzenzüchter sich, stummelschwänzige Katzen zu züchten – die Japanese Bobtail war geboren. Heute gelten insbesondere dreifarbige Japanese Bobtails als beliebte Zuchtform. 

Eine weitere „Bobtail“-Katze ist die Kurilen-Bobtail aus Russland. 

Gehören Katzen ohne Schwanz zu den Qualzuchten?

In Deutschland fällt zumindest Zucht und Ausstellung der Manx- und Cymric-Katze unter § 11b des Tierschutzgesetzes: Die Rasse zählt damit zu den verbotenen Qualzuchten. Auch das Schweizer Tierschutzgesetz verbietet die Zucht von Katzen, denen „Körperteile oder Organe für den arttypischen Gebrauch fehlen“. In Österreich ist die Zucht von Katzen ohne Schwanz umstritten. American Bobtail und Japanese Bobtail sind zwar weniger krankheitsanfällig als die Manx-Katze, doch kritisieren Tierschützer auch diese Rassen immer wieder.

Schwanzamputation bei der Katze

Manche Katzen verlieren ihren Schwanz durch einen Unfall. Oft ist er so stark verletzt, dass der Tierarzt ihn entfernen muss. Da das Rückenmark bei Katzen bis zum Übergang in den Schwanzwirbel reicht, kann es zu Komplikationen und Lähmungen kommen. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Verletzung am Schwanz sehr weit oben liegt. Manche Katzen sind nach einer Schwanzamputation inkontinent. In den meisten Fällen ist dies nur vorübergehend der Fall. Nach einer Schwanzamputation sind die Samtpfoten zwar in der Kommunikation eingeschränkt und müssen lernen, sich ohne Schwanz sicher fortzubewegen. Doch nach einigen Wochen haben Katzen sich an das Leben ohne Schwanz gewöhnt.  

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