Welpen machen unterschiedliche Entwicklungsphasen durch. Eine Störung oder Traumatisierung in diesen Phasen kann fatale Folgen für den süßen Fellball haben, sowohl körperlich als auch psychisch.
Genau deswegen müssen sich verantwortungsvolle Züchter und angehende Hundeeltern damit auseinandersetzen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dem kleinen Hund ein neues Zuhause zu geben. Damit die Trennung von der Hundemama nicht so schwer für den Welpen wird. Und vor allem, damit das neue Zuhause schnell angenommen wird.
Welpen abgeben: Gesetzliche Vorgaben
Gerade für angehende Hundeeltern ist es sehr wichtig zu wissen, dass es eine Tierschutz-Hundeverordnung (TierSchHuV) gibt, die im Bundesgesetzblatt (BGBL) zu finden ist. In dieser sind klare gesetzliche Regeln für die Haltung und Zucht von Hunden in Deutschland festgeschrieben worden.
Laut Paragraf 2, Absatz 2, Satz 4 (TierSchHuV, § 2, 2(4)) darf ein Welpe frühestens mit acht Wochen von der Hundemutter getrennt werden. Jeder Zeitpunkt davor verstößt also gegen geltendes Recht. Einzige Ausnahme ist es, wenn ein Tierarzt zu dem Entschluss kommt, dass eine frühere Trennung nötig ist. Dies kann beispielsweise erforderlich sein, wenn die Hundemama oder die Welpen Schaden nehmen würden, falls sie länger zusammen bleiben.
Welpen abgeben: Der richtige Zeitpunkt
Für den Gesetzgeber ist es ok, nach acht Wochen den Welpen von der Mutter zu trennen. Aber ist es auch sinnvoll, Hundekinder immer nach acht Wochen abzugeben? Hier kommt das große Aber.
Außer Frage steht, dass Welpen nicht vor der 8. Woche abgegeben werden dürfen. Aber für manche Welpen ist es besser, noch eine Weile länger bei ihrer Mama zu bleiben. Gerade große Hunderassen brauchen länger in ihrer Entwicklung, nicht nur körperlich. Auch die Ausbildung des Charakters verzögert sich.
Deswegen lässt sich die Frage, wann man Welpen abgeben kann, nicht so genau festlegen. Hier ist mit Blick auf die jeweilige Entwicklung des Hundeskindes eher eine Trennung von der Mutter im Zeitraum 8. bis 12. Lebenswoche zu empfehlen. So ist auch sichergestellt, dass der Welpe in der wichtigen Sozialisierungsphase sein neues Zuhause kennenlernt. Das ist ideal für die neue menschliche Familie des Hundekindes und den Welpen.
Sozialisierungsphase: Welpen besser vorher abgeben
Die Sozialisierungsphase ist die vierte wichtige Phase in der Entwicklung eines Welpen. In dieser Zeit ab der 8. Lebenswoche versucht der Welpe alles, was er gerade in der Zeit von der 4. bis 7. Woche kennengelernt hat, spielerisch auszutesten. Dabei probiert er sich auch intensiv im Umgang mit Artgenossen aus und vor allem mit dem Menschen.
In dieser Zeit entwickelt er seine ganz eigene Persönlichkeit. Seine Sozialpartner, also möglicherweise seine neue Menschenfamilie, haben ab jetzt einen sehr starken Einfluss auf ihn. Dem Welpen können nur erste Grenzen gezeigt und erste Regeln verständlich gemacht werden.
Dabei ist es von großer Bedeutung, dass der Welpe nicht überfordert wird. Idealerweise ist die Erziehung mit spielerischem Lernen verbunden. Aber genau diese Regeln in der Sozialisierungsphase aufzuzeigen, ist sehr wichtig, um so die folgende Pubertät, in der der Junghund seine Grenzen austestet, für alle entspannter zu gestalten. Die neue Welpenfamilie sollte die Sozialisierungsphase also gut nutzen und dem Welpen die Sicherheit geben, die er für seine weitere Entwicklung braucht.
Welpen abgeben: Vorbereitungen des Züchters
Die verantwortungsvolle Aufgabe der ersten Prägung der Welpen liegt beim Züchter. Rund 30 Prozent der Prägung eines Hundes findet beim Züchter statt. Dieser bereitet den Abgabezeitpunkt in der 4. bis 7. Lebenswoche, der sogenannten Prägezeit, vor. Damit kann er auch am besten einschätzen, wann die Welpen wirklich so weit sind, in eine neue Familie umzuziehen.
Ein verantwortungsvoller Züchter lässt die Welpen immer im Kreis seiner Familie aufwachsen. In der Prägezeit sorgt er dafür, dass die kleinen Fellnasen möglichst viele neue Einflüsse kennenlernen: Garten, andere Tiere, andere Artgenossen (damit auch die soziale Interaktion mit anderen Hunden), Spielzeug, Autofahren oder auch Alltagssituationen wie die Türklingel oder den Staubsauger.
Zudem lernt der Welpe in dieser Zeit schon seine neue Familie kennen. Aufgrund seiner Beobachtungen im Umgang mit den Welpen kann der Züchter hier schon einschätzen, welcher Welpe zu welchen neuen Haltern passt.
Auch die Entwicklung der Welpen beobachtet er genau. Dementsprechend ist es dem Züchter möglich, den bestmöglichen Abgabezeitpunkt festzulegen. Manche Welpen können schon mit acht Wochen in die neue Welt hinaus oder aber doch lieber erst mit 12 Wochen.
Welpen abgeben: Vor- und Nachteile früher oder später Abgabe
Letztendlich hängt der konkrete Abgabezeitpunkt von der Rasse sowie der körperlichen und geistigen Entwicklung des Welpen ab. Ein guter Züchter erkennt diesen und wird dafür sorgen, dass der Welpe zum idealen Zeitpunkt bei der neuen Familie einzieht.
Aber trotzdem wird über diesen Abgabezeitpunkt immer wieder diskutiert. Wo liegen denn nun Vor- oder Nachteile der frühen im Gegensatz zur späteren Abgabe eines Welpen?
Frühe Abgabe des Welpen
Geht der Welpe bereits mit acht Wochen in seine neue Familie, darf diese noch recht viel von der niedlichen Welpenzeit miterleben. Sie kann die gesamte Sozialisierungsphase nutzen, um dem Babyhund Regeln und Grenzen aufzuzeigen und einfach viel Spaß mit dem Hundekind haben.
Das sorgt natürlich für eine enge Bindung und einen hohen Vertrauenslevel. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die neue Welpenfamilie über gute Hundekenntnisse verfügt oder gute Trainer an ihrer Seite hat.
Zudem heißt es, dass Welpen im Alter von acht Wochen die Trennung von der Mama besser verkraften als später.
Dem Welpen geht allerdings ein Teil der Sozialisierung und das Erlernen der Hundesprache durch seine Mutter verloren, wenn er bereits mit acht Wochen in sein neues Zuhause zieht. Deren Einfluss ist gerade in der Sozialisierungsphase recht stark.
Späte Abgabe des Welpen
Herrscht Unsicherheit, ob der Welpe schon so weit ist, in eine neue Familie und Umgebung zu ziehen (es gibt ja auch "Spätzünder" in einem Wurf), gilt immer: Je länger der Welpe Zeit hat, sich in Ruhe beim Züchter zu entwickeln, umso besser. Daher kann die Abgabe erst mit 12 Wochen durchaus Sinn machen.
So hat der Welpe bei einer späteren Abgabe Zeit, weiter zu wachsen und von seiner Mama eine gute Portion Sozialisierung mitzubekommen. Er lernt die Beißhemmung durch seine Mama und seine Geschwister.
Auch sein Charakter prägt sich weiter aus. Eine gehörige Portion Selbstbewusstsein gehört dann auch schon zu dem Welpen, was wiederum viele Alltagssituationen leichter machen kann.
Nachteile sind natürlich, dass der Welpe sich sehr an sein Zuhause und seine Hundefamilie in den drei Monaten gewöhnt hat. Trennungsschmerz und lautes Weinen im neuen Zuhause sind da normal.
Zudem muss die neue Hundefamilie ein zweites Mal die Erziehung trainieren, damit der junge Hund sich an die Regeln im neuen Zuhause halten kann.
Welpen abgeben: Der Hund bestimmt den Zeitpunkt
Ob der Welpe nun mit acht oder 12 Wochen abgegeben wird, hängt entscheidend vom kleinen Hund selbst ab. Sein Wohlergehen sollte stets im Zentrum der Überlegungen stehen. Ein guter Züchter wird den Zeitpunkt der Abgabe auch genau davon abhängig machen und sich nicht von der Ungeduld der neuen Familie beeinflussen lassen.
Klar ist: Vor der 8. Lebenswoche darf der Welpe auf gar keinen Fall ausziehen. Diese Zeit braucht er definitiv, um vorbereitet auf eine neue Welt zu sein. Aber spätestens in der 12. Woche darf seine menschliche Familie ihn endlich bei sich begrüßen.