Mit nur drei Worten beginnt einer der erschütterndsten Facebook-Posts, die jemals von einem deutschen Tierheim veröffentlicht wurden: „Alt und abgeschoben".
Die Tierschützer aus Essen brechen mit dem Beitrag am 9. September ein Tabu und sprechen öffentlich aus, was viele in der Tierschutzbranche längst wissen, aber nicht zu sagen wagen. Die brutale Realität hinter den Kulissen der Tierrettung ist härter, als es sich die meisten Menschen vorstellen können.
Schonungsloser Hilferuf: „Alt und abgeschoben"
Die Tierschützer greifen im Post einen todtraurigen neuen Trend auf: Immer mehr alte, kranke Tiere werden nach einem langen gemeinsamen Lebensweg wie Müll entsorgt und landen im Tierheim.
„Kein Tag vergeht, an dem nicht ein altes Tier dringend weg muss“, schreiben die Tierschützer. Obwohl das Tierheim längst heillos überfüllt ist, werde für die alten, oft schwer kranken Tiere immer noch irgendwie ein Platz gefunden – im Wissen, dass es für viele der letzte ist.
Denn: „Die Tiere, die bei uns abgegeben werden, sind in der Regel sehr, sehr krank", heißt es in dem emotionalen Facebook-Post.
Schicksale, die unter die Haut gehen
Besonders bedrückend sind die geschilderten Einzelfälle: Die beiden 22-jährigen Kater Jacky und Blacky wurden kaltherzig ins Tierheim Essen abgeschoben. Jacky starb am selben Tag an Nierenversagen, Blacky elf Tage später an Tumoren.
Eine andere Katze mit riesigem Milztumor starb nach nur einem Tag im Heim. Eine weitere wurde schlicht von ihrem Halter wie ein ungeliebter Gegenstand „umgetauscht“, weil sie unsauber war. Diese Geschichten sind Beispiele für das, was die Tierschützer tagtäglich aushalten müssen.
Albina: Leid, das zu spät endete
Besonders erschütternd ist der Fall der Hündin Albina. Der 13-jährige Chihuahua-Mix litt seit über einem Jahr an einem Tumor in der Nase. Statt erlöst zu werden, wie die Halter angeblich versprochen hatten, musste Albina noch die ganze Zeit unter Qualen weiterleben und landete dann im Tierheim!
Dort stellte sich heraus: Der Tumor hatte bereits das Gehirn befallen. „Wir haben Albina gehen lassen, sie muss unter ganz schlimmen Schmerzen gelitten haben“, heißt es im Beitrag.
„Es frisst uns emotional auf“
Die Mitarbeiter des Essener Tierheims sprechen offen über ihre Grenzen. Jede neue Abgabe, jede Entscheidung, ein Tier einschläfern zu müssen, hinterlasse tiefe Spuren. „Emotional frisst uns das auf“, heißt es in dem Posting.
Die Reaktionen im Netz sind eindeutig – und gleichzeitig gespalten. „Es ist eine kranke Welt“, schreibt eine Nutzerin. Andere weisen auf die Verzweiflung vieler Tierhalter hin: Hohe Tierarztkosten würden eine Versorgung von schwerkranken Vierbeinern oft unmöglich machen.
Die Geschichten von Jacky, Blacky, Albina und all den anderen sind ein Mahnmal für eine Gesellschaft, die ihre schwächsten Mitglieder im Stich lässt. Das Tierheim Essen hat den ersten Schritt getan und die Wahrheit ausgesprochen. Jetzt müssen Taten folgen.