Es ist ein politischer Paukenschlag, der die deutsche Tierschutzszene erschüttert: Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hat die erste Bundestierschutzbeauftragte Deutschlands gefeuert. Ariane Kari, die Veterinärmedizinerin, die seit 2023 als Stimme der Tiere in der Politik fungiert, muss ihr Amt zum Ende August räumen.
Doch das ist nur der Anfang, tatsächlich steht nun sogar der gesamte Posten auf der Kippe. Dabei hatte Kari ihre Arbeit gerade erst richtig aufgenommen. Doch was ihr Vorgänger Cem Özdemir (Grüne) politisch gewollt hatte, scheint für die neue Bundesregierung eher überflüssiger Ballast zu sein. Ein Richtungswechsel mit Knalleffekt.
Erste Bundestierschutzbeauftragte muss wieder gehen
Offiziell endet Karis Amtszeit mit Ablauf des verlängerten Vertrags im August. Doch eine Verlängerung ist nicht geplant, wie das Ministerium bestätigte. Hinter vorgehaltener Hand ist klar: Das komplette Amt steht zur Diskussion.
Die Aussagen aus Ministeriumskreisen klingen technisch, doch dahinter steckt politischer Sprengstoff: Man müsse „die eingesetzten Ressourcen strukturell überprüfen“. Übersetzt bedeutet das: Der Posten kostet Geld und passt nicht zur politischen Agenda der neuen Regierung.
Unterstrichen wird dies durch Aussagen von CDU-Chef Friedrich Merz, der bereits 2024 erklärte: „Diese ganzen Beauftragten sind überflüssig.“ Er betonte sogar kategorisch: „Die Einzige, die man wirklich brauche, sei die Wehrbeauftragte.“ Grund genug für Hundetrainer Martin Rütter, gemeinsam mit anderen einen offenen Brief an denn Bundeskanzler zu richten. Offenbar mit wenig Erfolg.
„Tierschutzpolitisches Beben“: Scharfe Kritik von allen Seiten
Die Reaktionen auf Karis Abgang ließen nicht lange auf sich warten. Der Deutsche Tierschutzbund spricht von einem „tierschutzpolitischen Beben“. Präsident Thomas Schröder wirft Minister Rainer vor, Vertrauen verspielt zu haben.
Auch Zoe Mayer, Tierschutzexpertin der Grünen, zeigt sich entsetzt: „Die Entlassung von Ariane Kari ist politisch motiviert und nicht nachvollziehbar.“ Für sie steht fest: „Gerade weil sie unabhängig arbeitete, war sie so wichtig.“
Kari selbst bedankt sich in einem Video auf Instagram für die Unterstützung – und lässt durchblicken, dass der Fortbestand des Amtes seit dem Regierungswechsel zur Debatte stand.
Warum dieser Posten nie gewollt war
Als das Amt 2023 geschaffen wurde, war es von Anfang an umstritten. Besonders die Union lehnte den Posten ab – er sei „überflüssig und falsch“ lautete der Vorwurf. Die Veterinärmedizinerin Kari galt hingegen als fachlich versiert, engagiert und unabhängig.
Özdemir wollte das Amt sogar gesetzlich verankern, doch dazu kam es nicht mehr. Mit Rainer an der Spitze des Ministeriums scheint statt einer Aufwertung des Postens seine generelle Abwicklung das neue Ziel zu sein.
Wird das Amt jetzt still und heimlich gestrichen?
Aktuell spricht leider einiges dafür, dass das Amt nicht neu besetzt, sondern abgeschafft wird. Das würde einer politischen Linie folgen, die auf Verschlankung statt Vielfalt von Beauftragten setzt.
Kritiker sehen darin eine Rolle rückwärts für den Tierschutz. Denn ohne eine unabhängige Stimme innerhalb der Bundesregierung könnten Missstände künftig leichter unter dem Radar verschwinden. Was als Meilenstein für den Tierschutz galt, wird nun als verzichtbar erklärt.
Ob damit auch die Anliegen der Tiere an Gewicht verlieren, wird sich zeigen. Doch eines ist klar: Die Diskussion über politische Prioritäten ist mit diesem Schritt endgültig eröffnet.