Sind Hunde die treuesten Geschöpfe der Welt? Wenn man die Geschichte von Hachiko dem Hund betrachtet, dann lautet die Antwort eindeutig: Ja!
Welche Hunderasse war Hachiko?
Hachiko war ein reinrassiger Akita Inu. Dabei handelt es sich um eine alte Hunderasse aus Japan. Es kommt vor, dass Hachiko für einen Shiba Inu gehalten wird. Allerdings gibt es hier deutliche Unterschiede: Im Vergleich zum mittelgroßen Shiba Inu ist der Akita Inu um ein Vielfaches größer. Auch Hachiko war eine imposante Erscheinung und brachte um die 40 Kilogramm auf die Waage.
Akita Inus sind ihrer Bezugsperson treu ergeben und für ihren ruhigen, aber selbstbewussten Charakter bekannt. Bei Fremden zeigen sich die ehemaligen Kriegs- und Jagdhunde reserviert.
Das Leben von Hachiko aus Japan
Hachiko erblickte mit seinen drei Brüdern im November 1923 auf einem Bauernhof im Norden Japans das Licht der Welt. Etwa zwei Monate später ging es für den jungen Welpen auf den Weg zu seinem Herrchen. Der in Tokio als Professor der Agrarwissenschaft arbeitende Hidesaburo Ueno ahnte anfangs wahrscheinlich nicht, welche tiefe Bindung er zu seinem Haustier eingehen wird.
Der kinderlose Wissenschaftler kümmerte sich voller Hingabe um Hachiko – das war damals vor rund 100 Jahren nicht selbstverständlich. Ueno wohnte zusammen mit Hachiko, ging mit ihm spazieren und spielte mit seinem tierischen Gefährten. Ein besonderes Ritual der beiden war, dass Hachiko seinen Menschen morgens zum Bahnhof begleitete und ihn abends wieder abholte. Ganz gleich, ob es sonnig oder regnerisch, warm oder kalt war. Das Duo war einfach unzertrennbar.
Schicksalsschlag für Hachiko: sein Herrchen stirbt
Der ursprüngliche Name des Hundes lautete „Hachi“, was im Japanischen „acht“ bedeutet - eine Zahl, die in dem fernöstlichen Land für Glück steht. Leider hielt das Glück von Hachiko und seinem Herrchen nicht allzu lang an. An 21. Mai 1925 wartete Hachiko wie jeden Abend am Bahnhof darauf, dass sein geliebter Zweibeiner aus dem Zug steigt.
Traurigerweise vergebens, denn Hidesaburo Ueno erlitt während seiner Arbeit einen Hirnschlag und kehrte nie mehr zu seinem Hund zurück.
Hachiko wartet sein Leben lang auf sein Herrchen
Der Akita Inu kam nach dem Tod von Ueno bei Verwandten des Professors unter. Das ließ sich ihn aber nicht davon abhalten, von dort aus immer wieder auszubrechen. Voller Entschlossenheit lief er in Richtung Bahnhof, um an der Stelle weiterhin auf seinen geliebten Menschen zu warten. Später nahm sich der ehemalige Gärtner Uenos Hachiko zur Pflege an. Eine vergleichbare Bindung wie er zu seinem Herrchen Ueno hatte, erlebte Hachiko jedoch nie wieder.
Allen Widerständen zum Trotz: Nach dem Tod von Hachikos Herrchen war er zunächst kein gerngesehener Gast auf dem Bahnhof. Einige Reisende fühlten sich von seiner Anwesenheit belästigt und wollten ihn vertreiben. Es ging sogar so weit, dass Hachiko Schläge erfuhr. Doch Hachikos Liebe zu seinem Menschen und sein Warten hielten ununterbrochen an. Er gab die Hoffnung auf ein Wiedersehen nie auf – fast zehn Jahre lang, wartete er auf dem Bahnhof.
Menschen erfuhren von Hachikos Schicksal
1928 wurde ein ehemaliger Student von Hachikos Herrchen auf das Schicksal des treuen Vierbeiners aufmerksam und er erkannte den Hund wieder. Als Forscher, der sich mit Akita-Hunden wissenschaftlich auseinandergesetzt hatte, schrieb er mehrere Artikel über Hachiko. Doch es dauerte um die vier Jahre, bis die wartende Fellnase in ganz Japan bekannt wurde. Ab dann stieg die Akzeptanz für den Hund seitens der Bahnmitarbeiter und den Reisenden.
1932 erschien ein Artikel des ehemaligen Studenten in einer großen Zeitung. Von da an wurde Hachiko in ganz Japan zum Sinnbild für Loyalität und Treue. Tausende Menschen machten sich auf den Weg, um den berühmten Hund zu sehen, streicheln und ihm Futter zu überreichen. Es wurde eine kleine Schlafstelle errichtet, um dem wartenden Hund etwas mehr Komfort zu bieten.
Hachiko Statue zu Ehren des treuesten Vierbeiners der Welt
Zu Ehren Hachikos wurde 1934 eine Bronze-Statue am Bahnhofsvorplatz errichtet. Hachiko wohnte der festlichen Einweihungszeremonie bei. Für den Bau des Denkmals spendeten Menschen aus ganz Japan. Bis heute ist Hachiko am Bahnhof allgegenwärtig – der westliche Ausgang, an dem der treue Hund immer auf sein Herrchen gewartet hatte, trägt die Bezeichnung: Hachiko Exit.
Nach Hachikos Tod wurden noch zwei weitere Statuen errichtet. Eine ist in Hachikos Geburtsort Ōdate zu bewundern und die andere gab die Tokioter Univeristät in Auftrag. Diese zeigt Hachiko zusammen mit seinem geliebten Herrchen.
Hachikos Tod: das traurige Ende eines liebevollen Vierbeiners
Obwohl Hachiko am Ende Verehrung erfuhr und ihn einige Tierärzte kostenlos untersuchten: Unterm Strich stand es um seine Gesundheit nicht besonders gut. Bei der Einweihungszeremonie für sein Denkmal hatte er bereits ein stolzes Alter erreicht. Gut ein Jahr später, am 8. März 1935 starb Hachiko allein auf der Straße.
Spätere Untersuchungen aus dem Jahr 2011 ergaben, dass der Akita Inu Lungen- und Herztumore hatte und unter der parasitären Infektion Filariose litt. Über seinen Tod wurde in nahezu allen japanischen Zeitungen berichtet. Heute befindet sich Hachikos ausgestopfter Körper im Tokioter National Science Museum.
Herzzerreißender Film: Hachiko - Eine wunderbare Freundschaft
2009 erschien der US-Film “Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“. Dieser rührende Familienfilm ist zwar an das Schicksal des echten Hachiko angelehnt, aber nicht originalgetreu. So spielt Richard Gere den Musikprofessor Parker Wilson, der per Zufall einem Akita Inu Welpen begegnet und ihn zu sich nach Hause nimmt. Gemeinsamkeiten zum echten Hachiko gibt es aber zweifellos: In dem Film begleitet Hachiko sein Herrchen zum Bahnhof und holt ihn Punkt 17 Uhr wieder ab. Eines Tages stirbt Wilson während seiner Tätigkeit als Professor – nicht an einem Hirnschlag, sondern an einem Herzversagen.
Es gibt auch weitere Filme wie “Hachiko – Wahre Freundschaft hält ewig“ aus dem Jahr 1987 sowie eine Reihe an Büchern, die sich an der beispiellosen Geschichte Hachikos orientieren. Mit dem US-Film wurden vor allem in europäischen Ländern viele Hundeliebhaber den außergewöhnlichen Akita Inu aufmerksam, sodass auch das Interesse an der Hunderasse anstieg. Akita Inus kommen allerdings immer noch selten hierzulande vor. Das liegt vor allem daran, dass der Japanische Akita – so eine weitere Bezeichnung – eigenständig und schwer erziehbar ist und somit nicht für Hundeanfänger geeignet ist.