Raider, ein Pitbull-Husky-Mix, befand sich an der Schwelle zum Tod, als er ins Tierheim des US-amerikanischen Vereins „Vegas Pet Rescue Project“ (VPRP) gebracht wird. Er wiegt nur noch lächerliche 8 Kilogramm (18 Pfund). Für einen Hund seiner Größe hätten es gut 27 Kilogramm sein müssen.
Er wiegt also weniger als ein Drittel dessen, was gesund gewesen wäre. Jede einzelne Rippe sticht spitz durch sein dünnes Fell hervor. Er ist so schwach, dass er nicht einmal mehr stehen kann, geschweige denn laufen. Sein Halter hat den Rüden einfach im Stich gelassen.
Ein Skelett mit Fell
Jamie Gregory, die Gründerin der Rettungsorganisation, findet klare Worte für das Grauen: „Wir haben schon viele abgemagerte Hunde aufgenommen“, sagt sie. „Aber er war der schlimmste Fall, den wir je hatten. Wir konnten nicht glauben, dass er überhaupt noch am Leben war.“
In der ersten Nacht, als Raider in der Notaufnahme um sein Überleben kämpft, besucht ihn Samantha Curtis, eine ehrenamtliche Helferin. Der traumatisierte Hund, der von Menschen bisher nur Schmerz kannte, reagiert mit einem tiefen Grollen. „Es war klar, dass er misshandelt wurde. Da war kein Vertrauen zu Menschen“, erinnert sich Samantha.
Ein Kuss, der alles verändert
Doch sie gibt nicht auf. Ganz vorsichtig beginnt sie, mit einem Finger seinen Fuß zu berühren. Dann streichelt sie ihn mit zwei Fingern, dann mit drei. Als sie merkt, dass Raider sich entspannt, legte sie ihre ganze Hand auf ihn.
Und dann geschieht das erste kleine Wunder: Der Hund, der eben noch geknurrt hatte, schiebt sein Gesicht ganz nah an das der Frau heran – und gibt ihr einen Kuss. In diesem intimen Moment wurde ein unsichtbares Band geknüpft. Samantha wusste: Sie würde diesen Hund nicht aufgeben.
Der mühsame Weg zurück ins Leben
Der Weg zur Heilung ist lang und steinig. Drei Wochen muss Raider in der Klinik bleiben und sogar operiert werden, um einen Darmverschluss zu lösen. Danach nimmt Samantha ihn als Pflegehund ("Foster") mit zu sich nach Hause. Doch die Herausforderungen sind immens.
Raiders Körper ist so ausgezehrt, dass er zunächst nur winzige Portionen fressen darf – viermal am Tag. Zu viel Futter auf einmal hätte seinen geschwächten Organismus kollabieren lassen. Zudem muss er alles neu lernen: Er hat keine Muskelkraft mehr. Samantha muss ihm helfen, zu kriechen, dann mit Unterstützung zu stehen und schließlich die ersten wackeligen Schritte zu gehen.
Auch Raiders Seele hatte Narben. Der Hund bewacht sein Futter und sein Spielzeug aggressiv, aus purer Angst, es könnte ihm wieder weggenommen werden. Auch Käfige lösen Panik bei ihm aus. Doch mit unendlicher Geduld und der Hilfe von Trainern bauen Samantha und Raider Vertrauen auf.
Eine Verwandlung, die sprachlos macht
Eigentlich sollte Samantha nur eine Übergangslösung sein. Doch nach einem Jahr Pflegezeit steht für sie fest: „Ich kann ihn einfach nicht mehr gehen lassen.“ Sie adoptiert ihr Sorgenkind offiziell.
Wer Raider heute sieht, traut seinen Augen kaum. Aus dem zitternden Skelett ist ein prachtvoller, stolzer Rüde geworden. Er wiegt heute stolze 27 Kilogramm (60 Pfund) – damit hat er sein Körpergewicht mehr als verdreifacht! Wo früher Rippen hervorstachen, sind heute Muskeln.
Der Hund, der nicht einmal stehen konnte, liebt es heute, durch den Garten zu rennen und zu spielen. „Er genießt das Leben, das ist sicher“, freut sich Samantha. „Es ist eine 180-Grad-Wende.“
Raiders Geschichte ist der lebende Beweis dafür, dass Liebe Berge versetzen kann. „Manchmal findet man Tiere in schrecklichen Situationen“, sagt Jamie Gregory. „Aber sie können wieder ganz werden, wenn man sie einfach nicht aufgibt.“