Es war ein historischer Moment – oder hätte es sein können. Am 5. Juni stand im AGRI-Ausschuss des Europäischen Parlaments eine Abstimmung an, die den Schutz von allen Katzen und Hunden in Europa auf ein völlig neues Niveau hätte heben können. Stattdessen sorgten die Entscheidungen der Abgeordneten für blankes Entsetzen unter Tierschützern.
Die internationale Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ meldete sich noch am selben Tag mit einem Facebook-Post zu Wort – und das mit klaren, schockierenden Worten.
„Macht weiter mit euren schmutzigen Geschäften“
„Anstatt entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um den illegalen Heimtierhandel zu beenden, gaben die Abgeordneten den illegalen Züchter:innen und Verkäufer:innen grünes Licht“, erklärt die Tierschutzorganisation in dem viralen Post.
Die Kritik ist deutlich – und emotional. Die Chance auf eine Revolution im Tierschutz endete laut „Vier Pfoten“ in einem „verwässerten Bericht“, der nicht die Tiere schützt, sondern jene, „die jahrelang Schlupflöcher ausgenutzt haben“.
Die bittere Konsequenz: Tiere bleiben weiterhin weitgehend rechtlos – während illegale Händler unbehelligt weitermachen dürfen. Und das in Zeiten, in denen der Welpenschmuggel ohnehin einen Rekordstand erreicht hat. Mit oftmals tragischen Konsequenzen für die kleinen Vierbeiner.
Wichtige Schutzmaßnahmen sind kein Thema mehr
Die Liste der verpassten Möglichkeiten ist aus Sicht von „Vier Pfoten“ lang – und erschütternd:
- Keine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für alle Hunde und Katzen – ohne sie bleibt die Rückverfolgbarkeit unmöglich. Täter können weiter im Verborgenen agieren.
- Keine klaren Tierschutzstandards für kleine Zuchtbetriebe – damit bleiben Missstände wie Anbindehaltung, Aussetzen oder Inzucht weiter an der Tagesordnung.
- Halbherzige Regelungen für den Onlinehandel – obwohl gerade dieser als Hauptkanal für illegalen Heimtierhandel gilt.
Tierschützer wütend – und entschlossener denn je
Die Reaktionen auf Facebook lassen keinen Zweifel: Diese Entscheidung erschüttert die Community. Über 6.700 Likes und mehr als 1.100 Kommentare erhielt der emotionale Post. Auch die Tatsache, dass er 2.600 Mal geteilt wurde bislang, zeigt deutlich, wie tief der Schock sitzt.
Eine Chance gibt es noch
Allerdings handelt es sich bei der Abstimmung des AGRI-Ausschusses noch nicht um eine endgültige Entscheidung. Der eigentliche „Showdown“ steht noch bevor. Die bevorstehende Plenarabstimmung im Europäischen Parlament bietet die letzte Möglichkeit, diese Richtungsentscheidung doch noch zu drehen.
„Dieser Kampf ist noch nicht vorbei.“, heißt es insofern kämpferisch im Abschluss des Statements von „Vier Pfoten“. Und vielleicht bringt die Wut der Menschen ja tatsächlich genau den Umschwung, den Europas Tiere so dringend brauchen.