Dass Katzen blaue Augen haben, ist ausgesprochen selten – es sei denn, es handelt sich um neugeborene Kätzchen. Ein Katzenbaby hat stets blaue Augen, denn bei den Neugeborenen fehlt jeglicher Farbstoff in der Iris. Die für die Augenfarbe verantwortlichen Zellen, die Melanozyten, sind bei kleinen Kätzchen noch nicht aktiv und produzieren deshalb noch kein Melanin.
Bei blauäugigen weißen Katzen oder Siamkatzen (Colorpoint) ist die Pigmentproduktion so gering, dass sich ihre Augen nie verfärben. Sowohl das dominante weiße (W)-Gen als auch die Albinismus-Allele von Siamkatzen und beispielsweise weißen Orientalisch-Kurzhaarkatzen hemmen die Produktion von Melanin – mit entsprechenden Auswirkungen in Bezug auf die Fellfärbung als auch hinsichtlich der Farbe der Iris. Insofern ist die Ojos-Azules-Katze ein faszinierender Sonderfall.
Ojos Azules Katze: Geschichte der Rasse
Die Ojos Azules ist eine relativ neue und bisher sehr seltene Katzenrasse, deren einzigartiges Merkmal ungewöhnliche kornblumenblaue Augen sind. Der Name der Rasse stammt aus dem Spanischen und bedeutet einfach „blaue Augen“.
Katzen mit einer derart gefärbten Iris wurden 1984 in New Mexico, USA, in einer Population frei lebender Katzen entdeckt – es handelte sich also um eine spontane Mutation.
Die erste gefundene weibliche Katze war eine wirklich absolut atemberaubend aussehende blauäugige Schildpattkatze mit dem passenden Namen "Cornflower" (d. h. Kornblume).
Ojos Azules: Das Blaue-Augen-Gen
Die Farbe ihrer Augen ist das Ergebnis eines völlig anderen Gens als bei anderen blauäugigen Katzen. Dieses Gen hemmt die Melaninproduktion in der Iris (allerdings auf etwas andere Weise, da die Augen dunkler sind als bei anderen blauäugigen Katzen). Es hat jedoch keinen Einfluss auf die Fellfarbe.
Die Ojos-Azules-Katze ist die einzige Rasse, deren Vertreter in verschiedenen Farbvarianten vorkommen können und die trotzdem immer blaue Augen haben.
Das Gen, das für die leuchtend blauen Augen der Ojos verantwortlich ist, ist auch für andere Merkmale der Rasse verantwortlich – die auf den ersten Blick nichts mit der Farbe der Iris zu tun haben. Neben kleinen weißen "Söckchen" und "Handschuhen" an den Pfoten der Ojos sorgt es ebenfalls für die häufigen weißen Flecken an der Schnauze oder am Schwanz. Außerdem ist es die Ursache für die charakteristische leichte Abflachung der Schwanzspitze.
Ojos Azules Katzen: Probleme der Zucht
Das für die charakteristische Augenfarbe der Ojos Azules verantwortliche Gen birgt glücklicherweise nicht das Risiko der Taubheit, wie dies bei blauäugigen weißen Katzen mit dem dominanten weißen Gen leider häufig der Fall ist. Es erhöht auch nicht die Wahrscheinlichkeit von Defekten wie Strabismus (Schielen). Tatsächlich kann es sogar weitaus schwerwiegendere Folgen haben als Strabismus.
Eine von Solveig Pflüger durchgeführte Rassenforschung zeigte, dass dieses spezielle Ojos-Gen tödlich wirken kann, wenn es homozygot ist (d. h. wenn im Erbgut der Zellen zwei identische Kopien des Gens auf beiden Chromosomen (Allele) vorhanden sind). In den meisten Fällen sterben homozygote Feten vor der Geburt. Wird so ein Kätzchen lebend geboren, kann es einen genetischen Defekt haben.
Das Gen kann zu Schädelverformungen und der Entwicklung eines kurzen, gekräuselten Schwanzes führen.
Deshalb sollte bei der Zucht von Ojos Azules unbedingt darauf geachtet werden, dass nur heterozygote Individuen entstehen, also solche, bei denen das Ojos-Gen in Form eines Paares unterschiedlicher Allele vorkommt. Den oben genannten Studien zufolge treten in der heterozygoten Version keine mit dem Gen verbundenen Mutationen auf.
Damit Kätzchen heterozygot sind, muss ein Züchter eine Ojos-Azules-Katze mit einer Katze kreuzen, die keine blauen Augen hat.
Ojos Azules: Aussehen
Die Ojos Azules ist eine mittelgroße Katze. Erwünscht ist ein dreieckiger Kopf mit einer leicht gerundeten Stirn. Zwischen Nase und Stirn ist ein leichter Knick zu bemerken. Ausgeprägte Wangenknochen gelten als typisch. Das Fell ist kurz, dicht, fühlt sich seidig an und hat Glanz.
Bei dieser Rasse sind alle Fellfarben erlaubt. Ojos haben oft weiße Abzeichen an den äußersten Körperteilen – an den Pfoten, der Schwanzspitze und der Schnauze. Die Zucht von weißen Ojos wird allerdings vermieden. Erstens ist es schwierig, sie von "normalen" blauäugigen weißen Katzen zu unterscheiden, und zweitens können bei diesen Katzen erbliche Taubheit und Strabismus auftreten.
Die Augen der Ojos sind groß, leicht mandelförmig, fast rund. Sie sind ausdrucksstark und glänzend, die Farbe ist ein reines Blau oder dunkelblaues Grau, ohne türkisfarbene Noten.
Charakter der Ojos-Azules-Katze
Aufgrund der geringen Anzahl an Individuen bei der Ojos Azules ist es schwierig, die Charaktereigenschaften der Rasse eindeutig zu bestimmen.
Die bisher gezüchteten Katzen wurden als freundlich, anhänglich, aktiv sowie als verspielt und gleichzeitig „sanft“ beschrieben – sie schätzen die Aufmerksamkeit und Fürsorge durch ihren Halter sehr.
Das sind erste, vorsichtige Einschätzungen. Erst wenn die Rasse beliebter wird und sie häufiger gezüchtet wird, können charakteristische Persönlichkeitsmerkmale identifiziert werden.
Die Kontroverse um die Ojos Azules
Im Jahr 1991 registrierte die International Cat Organisation TICA erstmals die Rasse Ojos Azules. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Rasse jedoch nur 10 Individuen. Die FIFe oder die amerikanische CFA erkennen diese Rasse nicht an. Der Ojos-Azules-Standard (Code OA) wurde 2004 von der TICA formuliert, doch vor kurzem hat die Organisation die Rasse wieder von ihrer Liste gestrichen, u.a. aufgrund der Möglichkeit genetischer Defekte (Schädelverformungen) auch bei heterozygoten Individuen. Auch die LOOF hat die Rasse wieder gestrichen.
Ojos Azules sind immer noch sehr seltene Katzen und trotz ihrer auffallenden Schönheit umstritten, da möglicherweise Defekte im Zusammenhang mit der für das Ojos-Gen verantwortlichen Mutation vorliegen. Weltweit gibt es noch immer wenige Zuchtbetriebe. Gleichzeitig scheint es, dass die Ojos-Mutation oder eine ähnliche Mutation von Zeit zu Zeit spontan in verschiedenen Katzenpopulationen auftritt.
Ein Beweis dafür könnte der Fund von Katzen mit den Merkmalen der Ojos Azules in New South Wales, Australien, im Jahr 1992 sein. Es muss sich um eine eigenständige Mutation gehandelt haben – die Rasse Ojos Azules wurde nie nach Australien importiert.
Preise für Ojos Azules
Da die Züchter der Ojos-Azules-Katzen bewusst anonym bleiben, ist es ausgesprochen schwierig, so eine Samtpfote zu bekommen. Aufgrund der Seltenheit der Rasse kann der Preis für ein Ojos-Azules-Kätzchen zwischen 1.000 und sogar 1.500 Euro liegen.
Ein großes Problem ist allerdings, dass häufig weiße Hauskatzen oder Siamkatzen fälschlich als Ojos Azules angeboten werden. Tieren mit hellen bis fast weißen Fellfarben sind insofern oftmals eher unseriöse Angebote. Hierbei handelt es sich zumeist schlicht um Exemplare einer anderen Rasse bzw. um Tiere aus einer sehr instabilen Zucht, das sie teilweise einen reinerbigen Stammbaum haben. Wer keinen wirklich seriösen Züchter an der Hand hat, sollte sich deshalb den Traum von einer Ojos Azules lieber nicht erfüllen.