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Hund mit Klopapier
© Shutterstock

Freche Vierbeiner: Lügt mich mein Hund an?

von Carina Petermann

am aktualisiert

Mal eine Notlüge hier, mal ein Beschönigung da: Viele versprechen sich vom Lügen Vorteile. Können auch Hunde lügen? Unser Wamiz-Tierarzt hat die Antworten dazu.

Die Fähigkeit zu lügen, wurde lange Zeit nur Menschen zugesprochen. Seit ein paar Jahren ziehen Verhaltensbiologen jedoch auch die Möglichkeit in Betracht, dass selbst Tiere in der Lage sind zu lügen, wenn es einen Grund dafür gibt und sie sich einen Vorteil davon versprechen. Doch was ist mit dem treusten Freund des Menschen?

Die Fähigkeit zu lügen setzt eine gewisse Intelligenz und einige kognitive Fähigkeiten voraus. Kinder lernen etwa im Alter von zwei bis fünf Jahren zu lügen. Selbst bei einer entwickelten Spezies wie der unsrigen ist das Bewusstsein erst dann weit genug entwickelt.

Von Menschenaffen ist schon seit Jahrzehnten bekannt, dass sie lügen können. Auch andere Arten wurden des Lügens überführt. Insbesondere Vögel verstehen es, andere Tiere mit Futter anzulocken oder von einer Futterquelle oder einem Futterversteck fernzuhalten, indem sie entweder Warnrufe ausstoßen und so tun, als wäre Gefahr im Verzug.   

Doch fehlten bisher noch entsprechende Studienergebnisse, um auch den Hund auf die Liste der Tiere setzen zu können, die der Lüge fähig sind. Ähnlich wie auch die Fragen umstritten sind, ob Hunde lachen oder weinen können. Inzwischen hat eine Wissenschaftlerin der Universität Zürich jedoch anhand lustiger Experimente und Beobachtungen mit Hunden nachweisen können, dass es auch unsere Vierbeiner faustdick hinter den Ohren haben. Ihre Studienergebnisse sind im März 2017 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Animal Cognition erschienen.

Können diese Augen lügen? Ja, wenn es darauf ankommt!© Shutterstock

Wie lügt des Menschen bester Freund?

Wie die Experimente und Beobachtungen der Schweizer Verhaltensbiologen mit Hunden gezeigt haben, sind unsere Vierbeiner in der Lage, aus strategischen Gründen zu lügen. Das heißt, die Tier flunkern, wenn sie sich einen Vorteil davon versprechen, wie beispielsweise mehr Futter oder Leckereien. Hunde lügen nicht, um uns Emotionen vorzutäuschen. Doch sie können menschliche Partner oder Artgenossen bewusst täuschen und irreführen, um an von ihnen begehrtes Futter oder Leckerli zu kommen. 

Die Versuchsaufstellung der Schweizer Ethologen ist auch aus einem anderen Grund interessant. Sie zeigt, wie es mit der Zusammenarbeit mit dem Menschen bestellt ist. In einem ersten Versuch wurden knapp dreißig Hunde von zwei Personen trainiert. Die eine Person belohnte sie reichlich mit Futter, während die andere Person ihnen die Belohnung zwar zeigte, sie aber für sich behielt.

So bekamen die Hunde schnell heraus, welcher der beiden menschlichen Partner gut bzw. kooperativ und welcher böse bzw. nicht kooperativ war. 

In einer zweiten Versuchsreihe sollten die Hunde ihre menschlichen Partner dann zu drei identischen Behältern führen, von denen der eine normales Hundefutter und der zweite ihr Lieblingsfutter enthielt, während der dritte leer war. Auch jetzt wurden sie wieder von einer Person belohnt und von der anderen nicht. Dabei wurden dem kooperativen menschlichen Partner viel öfter die Behälter mit dem Futter gezeigt. Dem unkooperativen Partner dagegen nicht. Was anfänglich noch ein Zufall sein konnte, hat sich am zweiten Tag eindeutig bestätigt. Den unkooperativen Partner führten die Hunde viel häufiger zu dem leeren Behälter

Mit diesem Täuschungsmanöver wollten die Hunde offensichtlich sicher gehen, zu dem erhofften Futter zu kommen, das dem unliebsamen menschlichen Partner bewusst vorenthalten wurde. 

Hunde sind sich ihrer Lügen nicht bewusst

Diese Ergebnisse bergen eine weitere faszinierende Beobachtung: 

  • Sie zeigen einerseits, dass Hunde sehr wohl dazu in der Lage sind, einen kooperativen menschlichen Partner von einem unkooperativen menschlichen Partner zu unterscheiden
  • und andererseits, dass Hunde zu taktischen Täuschungsmanövern fähig sind, wenn sie sich einen Vorteil davon versprechen

Der Hund ist sich seiner Lüge nicht bewusst. Für ihn ist sein Verhalten weder gut noch böse, sondern rein eine Frage des Erfolgs oder des Misserfolgs, der Intelligenz und der Motivation. Er wird den menschlichen Partner unterstützen, der ihm einen Vorteil verspricht, ohne sich der kognitiven Prozesse bewusst zu sein, die er gebraucht. 

Die Lüge eines Hundes ist mit der Lüge eines Kleinkinds vergleichbar. Beide lügen ohne Moralvorstellung hinter ihrer Lüge und ohne Schwarzweißmalerei. Es geht ihnen nur um den Erfolg und die Erwartung, für ihr Verhalten belohnt zu werden bzw. einen Vorteil daraus zu ziehen. 

Wenn es um Leckerlis geht, sind Hunde zu taktischen Täuschungsmanövern fähig© Shutterstock

Warum Hunden das Lügen im menschlichen Sinne des Wortes so schwer fällt

Für erwachsene Menschen ist Lügen eine mehr oder weniger kontrollierte und bewusste Handlung. Zwar halten uns moralische Vorstellungen im Prinzip davon ab, zu lügen, doch lügen wir oft mehrmals pro Tag, ohne uns dessen so recht bewusst zu sein. Und das mit erstaunlicher Leichtigkeit. Dabei ist Lügen kognitiv anstrengender, als die Wahrheit zu sagen

Um richtig lügen zu können, braucht der Lügner ein gutes konzeptuelles Auffassungsvermögen bzw. Verständnis komplexer Konzepte. Lügen ist in erster Linie eine Frage der Wahrnehmung. Jeder Mensch hat eine spezifische und ihm ganz eigene Wahrnehmung seiner Realität und seiner Umwelt. Um die Wahrnehmung anderer zu beeinflussen, muss sich der Lügner bewusst sein, dass sich seine Wahrnehmung von der anderer Menschen unterscheidet. Das wäre die erste Schwierigkeit.

Es gehören viel Verständnis und ein gewisses Talent dazu, die Wahrnehmung anderer zu begreifen und sich an ihre Stelle versetzen zu können.

Erst wer dazu fähig ist, kann auch daran denken, die Wahrnehmung anderer zu beeinflussen und zu täuschen, um einen Vorteil daraus zu ziehen. Das wiederum setzt abstraktives Denken und kognitive Fähigkeiten voraus. Und damit wären wir bei der zweiten Schwierigkeit.

Wenn andere Spezies als Menschen lügen, dann aus Selbsterhaltungstrieb, um zu fressen und nicht gefressen zu werden oder um sich zu vermehren. Von dieser Warte aus betrachtet, haben die kognitiven Fähigkeit von Tieren und insbesondere von Hunden noch mit einigen Überraschungen aufzuwarten.

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