Für einen kurzen Moment nicht aufgepasst und schon ist es passiert: Der Hund wälzt sich in Kot und ist sich dabei keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil, aus Hundesicht ist dieses Verhalten schließlich das Normalste der Welt.
Für Hundehalter ist es wichtig zu verstehen, was hinter dieser Gepflogenheit steckt und wie sie am besten darauf reagieren können.
Mein Hund wälzt sich in Kot: Warum?
Als Makrosmaten nehmen Hunde ihre Umwelt ganz anders wahr als wir Menschen – in ihrer Welt dreht sich fast alles um Gerüche. Hunde beschnuppern sich gegenseitig am Hinterteil, um Informationen ihrer Artgenossen zu sammeln. So können sie beispielsweise das Alter, die aktuelle Stimmung und auch den Gesundheitszustand ihres Gegenübers erschnüffeln.
Versprüht ein Hund den Geruch von Hirsch-, Igel- oder Mäusekot, hinterlässt dies einen bleibenden Eindruck beim Artgenossen. Mit diesem besonderen „Parfüm“, signalisiert der Vierbeiner: „Ich bin im Stande, Beute zu erlegen und kann für mein Rudel sorgen!“ Der Kot ist für die Tiere mit der feinen Nase nicht ekelerregend, sondern durchweg positiv. Somit fällt das Kotwälzen in die Kategorie „Imponiergehabe“.
Hunde zeigen die für uns Menschen ekelerregende Marotte erst ab ihrer Geschlechtsreife. Mit dem Duft bewaffnet, steigern sie ihre Chancen, ihre Gene weiterzugeben.
Es kommen aber noch vier weitere Gründe in Betracht, warum einige Hunde dieser Versuchung nicht widerstehen können:
- Aufsehen erregen um jeden Preis: Einige Vierbeiner langweilen sich beim Gassi gehen und sehnen sich nach mehr Aufmerksamkeit und Abwechslung. Auch, wenn ihre Menschen daraufhin empört sind, steht der Hund nach dem Wälzen nun mal im Mittelpunkt.
- Das alles gehört mir: Hunde mit einem starken Territorialinstinkt überdecken den Kot mit ihrem Geruch und markieren so ihr Revier. Auf diese Weise teilen sie ihren Artgenossen mit, dass dies einzig und allein ihr Gebiet ist.
- Die perfekte Tarnung: Einige Hunde mit einem besonders stark ausgeprägten Jagdtrieb reiben sich im Kot, um ihre Chance auf Beute zu erhöhen. Die Hinterlassenschaften überdecken ihren eigenen Körpergeruch, sodass Wildtiere den Räuber möglicherweise erst zu spät registrieren.
- Pure Freude: Für Menschen schwer nachvollziehbar, aber für Hunde ist der Kot von Wildtieren ein angenehmer Geruch – sich darin zu wälzen macht sie schlicht glücklich.
Ist es gefährlich, wenn sich ein Hund in Kot wälzt?
In einigen Hinterlassenschaften von Wildtieren befinden sich bedenkliche Erreger, Parasiten, Bakterien und Viren, die sich durch die Reibung auf den Hund übertragen können. Auch lässt sich nicht auszuschließen, dass das Wildtier giftige Substanzen aufgenommen hat, mit denen der Hund auf diesem Wege in Kontakt kommt.
Wichtig: Wenn sich Hunde in Kot wälzen und keine sorgfältige Reinigung danach erfolgt, hat das schlimmstenfalls auch gesundheitliche Auswirkungen auf alle im Haus lebenden Familienmitglieder. Bestimmte Parasiten, wie zum Beispiel die Eier des Fuchsbandwurms im Kot, können auf den Menschen übergehen. Auch bei vereinzelten Viren und Bakterien im Kot von Wildtieren besteht ein Infektionsrisiko für den Menschen.
Neben einer guten Hygiene ist es wichtig, den Hund auf Würmer testen zu lassen oder mit regelmäßigen Wurmkuren entgegenzusteuern.
Mein Hund hat sich in Kot gewälzt: Was tun?
Nach dem Wälzen können Hundehalter kaum sinnvolle Erziehungsmaßnahmen einleiten. Es wäre zum Beispiel kontraproduktiv, dem Vierbeiner mit Empörung oder Enttäuschung zu begegnen. Vor allem, wenn der Vorfall schon einige Augenblicke zurückliegt. Wenn das Kind schon im Brunnen gefallen ist, sind Ruhe und Gelassenheit die richtigen Schlüsselwörter.
Zuerst kann je nach Ausmaß die Stelle ausgebürstet werden (danach gründlich die Hände waschen) oder mit lauwarmem Wasser gereinigt werden. Für eine gründliche Reinigung sollte danach ein Bad mit einem milden und rückfettenden Hundeshampoo erfolgen. Solange es auf den pH-Wert des Hundes abgestimmt ist, wird die Hautbarriere nicht gestört. Somit ist eine gelegentliche Dusche für den Vierbeiner unbedenklich. Wer dabei auf natürliche Alternativen zurückgreifen möchte, der kann sich ein Hundeshampoo aus Hausmitteln (z. B. Apfelessig, Kokosöl, naturbelassener Seife und Wasser) selbst zusammenstellen.
Hund wälzt sich in Kot: Wie abgewöhnen?
Zunächst gilt es, das Abbruch-Kommando zu festigen. Dadurch können Hundehalter eingreifen, bevor der Hund zum Wälzen ansetzt. Dies setzt aber auch voraus, dass Menschen ihren Liebling immer im Blick haben – besonders im Freilauf! Nur so gelingt es, auch in anderen Situationen rechtzeitig auf Gefahrenquellen zu reagieren. Das Abbruch-Kommando gehört neben dem Rückruf zu den wichtigsten Basics in der Hundeerziehung.
Genauso wichtig ist es, die Beweggründe dieser Marotte herauszufinden und daraufhin mit gezielten Maßnahmen entgegenzusteuern. Ist die Aufmerksamkeit des Halters das Motiv, können gemeinsame Beschäftigungen – wie Spiele – den Hund davon abbringen. Wälzt sich ein Jagdhund in Kot, um sich zu tarnen? Dann sind alternative Beschäftigungen zum Jagen zu empfehlen. Je nach Hund können Hundesportarten wie Mantrailing oder Apportieren in diesem Fall sinnvoll sein. Bei einem stark ausgeprägten Territorialinstinkt hingegen ist es ratsam, dem Hund klare Grenzen zu vermitteln. Schließlich kann dieser angeborene Instinkt auch in anderen Situationen Probleme herbeiführen.
In einigen Fällen ist es schwierig, festgefahrene Verhaltensweisen beim Hund aus eigener Kraft zu korrigieren. Führen die Trainingsversuche nicht zum Erfolg, ist kann ein Hundetrainer helfen. Absolut nicht zu empfehlen ist es, dem Hund das Wälzen generell zu verbieten – denn dabei handelt es sich um ein ganz natürliches Verhalten. Solange der Untergrund nicht mit Kot kontaminiert ist, sollte der Hund seinem Instinkt auch nachkommen dürfen!