Verbot mit Sprengkraft: Die indonesische Hauptstadt Jakarta verbietet ab sofort den Verkauf und Verzehr von Hundefleisch, Katzenfleisch und sogar Fledermausfleisch. Gouverneur Pramono Anung verkündete den historischen Schritt am Dienstag in den sozialen Medien – nur einen Monat nachdem er genau das versprochen hatte.
Das Verbot gilt für lebende Tiere dieser Arten, ihr rohes und verarbeitetes Fleisch sowie sämtliche Produkte daraus. Jegliche geschäftliche Aktivität rund um diese Tiere ist untersagt.
Harte Strafen für Verstöße
Wer sich nach Ablauf der Frist nicht an das Verbot hält, dem drohen empfindliche Konsequenzen: Von schriftlichen Verwarnungen über strenge Auflagen bis hin zum kompletten Entzug der Geschäftslizenz reicht die Palette der Sanktionen. Die Regelung, die Anung am Montag unterschrieb, tritt allerdings erst nach einer sechsmonatigen Übergangsfrist in Kraft.
Tierschützer weltweit feiern die Entscheidung als Durchbruch. „Diese Politik entspricht dem Auftrag der Verfassung, alle Indonesier zu schützen und eine gerechte und zivilisierte Nation zu werden“, erklärte die Gruppe Dog Meat Free Indonesia. Kurios dabei ist, dass es bei dem Verbot des grausamen Geschäfts gar nicht darum geht, Tierleid zu verhindern.
25 Tote in drei Monaten
Der Grund für die drastische Maßnahme: Tollwut (Rabies) tötet in Indonesien jedes Jahr Dutzende Menschen. Allein zwischen Januar und März 2025 registrierte das Gesundheitsministerium 25 Todesfälle. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Hundefleischhandel als Hauptverursacher für die Verbreitung der tödlichen Krankheit identifiziert.
Der lukrative Handel mit Hunden und Katzen bringt Tiere mit unbekanntem Infektionsstatus kreuz und quer durchs Land. Genau dadurch breitet sich Rabies unkontrolliert aus, selbst in Regionen, die eigentlich als „rabiesfrei“ gelten. Für Händler, Schlachter und Konsumenten war das Risiko durch den Kontakt zu möglicherweise infiziertem Blut zuletzt kaum kalkulierbar.
Die dunkle Seite des Geschäfts
Jedes Jahr verschwinden in Indonesien Millionen Hunde und Katzen, auch Haustiere werden einfach gestohlen. Sie werden in Säcke gestopft, in winzigen Metallkäfigen übereinandergeschichtet, oft mit zugebundenen Mäulern. Viele ersticken schon unterwegs, andere überleben nur, um später ihren Artgenossen beim Sterben zuzusehen.
Tieraktivisten sprechen von einem „Industriesystem der Grausamkeit“, das die das jetzige Verbot endlich ins Wanken gerät.
Wer Hund und Katze isst – und warum
Obwohl 95 Prozent der Indonesier kein Hundefleisch essen, bleibt der Konsum regional kulturell verankert, etwa in Manado oder Medan, besonders in christlich geprägten Gebieten. Dort gilt Hundefleisch zu Festtagen als Delikatesse oder wird aus Aberglauben als „medizinisch wirksam“ betrachtet. Günstig ist es nicht – der Preis liegt ähnlich wie bei Rind oder Schwein.
Katzenfleisch spielt landesweit eine geringere Rolle, bleibt aber auf bestimmten Märkten ein schockierender Alltag.
Aktivisten feiern: „Ein historischer Wendepunkt!“
Die internationale Koalition Dog Meat Free Indonesia (DMFI), die seit Jahren gegen den Handel kämpft, spricht von einem „Sieg für Millionen Tiere“ – und einem längst überfälligen Schritt in Richtung Menschenschutz. Durch das Verbot werde nicht nur Tierleid verhindert, sondern auch die Gefahr neuer Rabies-Ausbrüche massiv reduziert. Und genau das war auch der Antrieb, die Entscheidung umzusetzen.
Obwohl Jakarta jetzt Geschichte schreibt, ist der Handel landesweit noch nicht komplett verboten. DMFI kämpft weiterhin für ein nationales Gesetz und hat bereits über 50 regionale Verbote durchgesetzt.