Es ist ein stiller Ort, fast versteckt am Waldrand oberhalb des Schlosses Hünegg am bei Urlaubern beliebten Thuner See. Nur wer genau hinsieht, entdeckt die kleine Holzbox, die aussieht wie ein unscheinbares Häuschen. Doch sie hat eine Mission – und die bewegt zahlreiche Tierfreunde.
Im Örtchen Hilterfingen wurde jetzt die erste Tierklappe der Schweiz eröffnet. Das Pilotprojekt der Stiftung Tierklappe soll Tierhaltern helfen, die in einer Notsituation keinen anderen Ausweg sehen. Ob Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster: Hier können sie anonym abgegeben werden, statt ausgesetzt oder vernachlässigt zu werden.
Eine Box mit Herz und Hightech
Die Einrichtung erinnert an eine Babyklappe, ist aber speziell für Tiere entwickelt. Die Holzbox ist mit einer Kamera, einem Ventilator und einem Solarpanel ausgestattet, damit die kleinen Abgabetiere sicher und geschützt sind.
Nach jeder Abgabe wird das Tier medizinisch untersucht, gepflegt und nach etwa zwei Monaten zur Adoption freigegeben. Für viele kleine Fellnasen ist das die zweite Chance auf ein liebevolles Zuhause.
Keine Klappe für Hunde und Katzen
So rührend die Idee ist, die Tierklappe in Hilterfingen ist nicht für Hunde oder Katzen gedacht. Die Stiftung betont, dass größere Haustiere zu viel Platz und Betreuung benötigen. Für sie stünden Tierheime und Rettungsstellen zur Verfügung.
Der Fokus liege ganz bewusst auf Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamstern, weil gerade sie oft vergessen werden. Viele würden impulsiv gekauft und später, wenn das Interesse nachlässt, einfach ausgesetzt oder abgegeben.
Gibt es so etwas auch in Deutschland?
In Deutschland existieren noch keine offiziellen Tierklappen wie die in der Schweiz – zumindest nicht in dieser Form. Einige Tierschutzvereine und private Initiativen bieten zwar anonyme Abgabemöglichkeiten oder „Notboxen“ an, doch eine speziell konzipierte, technisch ausgestattete Tierklappe ist bislang einzigartig.
Tierschützer beobachten das Schweizer Modell mit großem Interesse. Sollte sich das Konzept bewähren, könnte es auch in Deutschland bald Nachahmer finden, denn das Problem vernachlässigter Kleintiere ist hier ähnlich groß.
„Kein Freipass zur Verantwortungslosigkeit“
Finanziert wird das Projekt ausschließlich durch Spenden. Stiftungspräsidentin Jasmin Reinhard betont: „Die Tierklappe ist kein Freipass zur Verantwortungslosigkeit, sondern eine Alternative zum Wegsehen.“
Ziel sei es, Menschen zu helfen, die ihr Tier nicht mehr versorgen können, ohne Angst, verurteilt zu werden. Gleichzeitig soll die Initiative Bewusstsein schaffen: Kaninchen, Meerschweinchen und andere Kleintiere seien oft die vergessenen Opfer unter den Haustieren – gehalten in zu kleinen Käfigen, falsch gefüttert, schnell abgeschoben.
Hoffnung auf ein neues Zuhause
Tatsächlich häufen sich in der Schweiz Meldungen über ausgesetzte Kleintiere – besonders nach Ferienzeiten oder an Weihnachten. Die Tierklappe soll diesem traurigen Trend ein Ende setzen.
„Für viele Tiere ist sie der rettende Ausweg“, heißt es auf der Website der Stiftung. Und vielleicht ist die kleine Holzbox am Waldrand von Hilterfingen der Anfang einer großen Bewegung – hin zu mehr Mitgefühl, mehr Verantwortung und weniger Tierleid.