Ein scheinbar harmloses Angebot eines europäischen Zoos entwickelt sich zur internationalen Kontroverse und spaltet die Gemüter wie kaum eine andere Tierschutz-Debatte.
Was der Zoo aus dem dänischen Aalborg seinen Followern vorschlägt, lässt selbst hartgesottene Tierfreunde sprachlos zurück – und wirft fundamentale Fragen über
Die schockierende „Win-Win-Situation"
Ein Löwe im Aalborger Zoo frisst rund fünf Kilo Fleisch am Tag. Tiger, Füchse, Wildkatzen und sogar Erdmännchen sind ebenfalls auf tierische Kost angewiesen. Währenddessen gibt es Haustierbesitzer, deren Tiere alt, krank – oder einfach „unerwünscht“ geworden sind.
Die Verantwortlichen in Aalborg dachten sich: Warum nicht beide Probleme miteinander verbinden und so elegant lösen?
„Spendet uns eure Tiere“
In einem Facebook-Post ruft der Zoo deshalb nun dazu auf, Haustiere direkt dort abzugeben. Nicht zur Vermittlung, sondern zur Verfütterung. „Wenn ihr ein Tier habt, das aus verschiedenen Gründen weg muss, spendet es uns gerne. Die Tiere werden schonend eingeschläfert und danach als Futter verwendet.“
Der Zoo betont, man wolle die natürliche Nahrungskette nachahmen und habe die Verantwortung, Fleischfresser artgerecht zu ernähren. Nur gesunde Tiere sollen abgegeben werden, kranke könnten die Raubtiere gefährden.
Erstaunlich viele folgen dem Aufruf
Der Zoo berichtet, dass in diesem Jahr bereits 137 Kaninchen, 53 Hühner, 22 Pferde und 18 Meerschweinchen abgegeben wurden.
Viele der Tiere seien alt oder verletzt, andere schlicht nicht mehr erwünscht. Zoo-Direktor Henrik Vester Skov Johansen sagt offen: „Es gibt viele, die das Interesse an ihren Haustieren verlieren – wir holen Menschen aus einer Zwickmühle.“
Welle der Empörung – und stille Zustimmung
Die Reaktionen auf den Facebook-Post sind extrem. Für manche ist der Aufruf „barbarisch“, „pervers“ oder ein Beweis, dass Zoos abgeschafft gehören. Andere sehen darin eine ehrliche und pragmatische Lösung.
Ähnliche Kontroversen gab es in der Vergangenheit:
- Der Zoo Kopenhagen tötete öffentlich einen Giraffenbullen und verfütterte ihn.
- Der Leipziger Zoo ließ 2023 ein Zebra fressen.
- In Nürnberg wurden zuletzt Paviane als Futter genutzt.
Hintergrund: Alltag in modernen Zoos
Das Verfüttern von Tieren – oft aus eigener Zucht – ist in vielen Zoos gängige Praxis. In sogenannten „Breed-and-Feed-Programmen“ werden Bestände gezielt vermehrt, um überschüssige Tiere als Futter zu nutzen.
Auch außerhalb von Zoos werden Tiere regelmäßig getötet, um Fleischfresser zu versorgen: 2019 wurden in Deutschland rund 45 Millionen männliche Küken getötet und unter anderem an Zoos verfüttert.
Der Aalborger Aufruf fügt diesem Thema nun eine neue Facette hinzu: Haustiere könnten – mit Zustimmung der Besitzer – Teil des Speiseplans werden. Wer das nicht will, so betont der Zoo, sei natürlich zu nichts verpflichtet.