Er galt als „talentierter“, aufstrebender Veterinär. Aber genau dieser Job, der für viele als absoluter Traumberuf gilt, war sein Untergang. Dr. John Ellis aus dem englischen Winchester nahm sich das Leben, weil er an seinen Patientenbesitzern verzweifelte.
Der 35-Jährige hatte im November 2022 ein Euthanasiemittel aus der Praxis mitgenommen und behauptet, er brauche es, um den "großen Hund" eines Freundes einzuschläfern. Dieses nutzte es dann, um sich selbst das Leben zu nehmen. Familie und Kollegen sind zutiefst erschüttert, denn sie kennen die Gründe dafür.
Tierarzt verzweifelt an den Patientenbesitzern
Bei der Untersuchung des Suizids kam heraus, warum Ellis sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Nicht nur, dass er hochverschuldet war und seinen langjährigen Partner betrog, sondern insbesondere die Arbeit als Tierarzt brachte ihn an seine Grenzen.
Die Leichtfertigkeit, mit der wohlhabende Kunden ihre Haustiere oft genug unnötig einschläfern ließen, setzte dem 35-Jährigen extrem zu. Sie weigerten sich oft genug, für die Tiere zu zahlen, während draußen vor der Praxis der nagelneue Luxus-Pkw parkte, erzählte der Veterinär seiner Mutter.
Angst, versagt zu haben
Aber auch, dass Tierhalter mit wenig Geld häufig viel zu spät mit ihren Tieren zu ihm kamen, als das er noch hätte helfen können, lastete Ellis auf der Seele. Und das gipfelte in dem Gefühl, in seiner Arbeit versagt zu haben.
Dabei ist der tragische Suizid von Dr. John Ellis aus England nur ein Fall von vielen. Die Selbstmordrate ist unter Tierärzten erschreckend hoch.
Hohe Selbstmordrate bei Tierärzten
Eine Studie des US CDC National Center for Health Statistics aus dem Jahr 2019 belegt, dass das Selbsttötungs-Risiko bei männlichen Veterinären doppelt so hoch ist und bei Tierärztinnen sogar vier Mal so hoch wie beim Bevölkerungsdurchschnitt. Auch in Deutschland ist die Selbstmordrate der Tierärzte sehr hoch.
Wie BBC berichtet, zeigte eine andere Studie auf, dass beinahe 70 % der Tierärzte einen Kollegen oder eine Kollegin kennen, die sich selbst das Leben genommen haben. Knapp 60 % leiden so sehr unter berufsbedingtem Stress, Ängsten oder Depressionen, dass sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen müssen.
Veterinär: Alles andere als ein Traumberuf?
In der Regel haben Veterinäre ihren Beruf gewählt, weil sie Tieren helfen wollen – und nicht, um ihnen das Leben zu nehmen. Doch durch die Kostenexplosion der letzten Jahre sind viele Halter finanziell kaum mehr dazu in der Lage, ihren Liebling adäquat behandeln zu lassen.
Häufig wird den Tierärzten aufgrund der gestiegenen Behandlungskosten sogar Gier vorgeworfen. Angesichts dieses ethischen Dilemmas, der Vorwürfe, vielfach hoher Schulden aus der Studienzeit und langer Arbeitszeiten wird aus dem Traumberuf Tierarzt immer öfter eher ein Albtraum.