Werbung

Tierpathologe Achim Gruber

Achim Gruber stellt sein neues Buch vor

© Tierschutzverein für Berlin

„Brauchen Dalmatiner mit schwarzen Ohren!“: Tierpathologe warnt vor Folgen in der Hundezucht

von Stephanie Klein

Am veröffentlicht

Einst robuste Jagdhunde leiden unter strengen Zuchtbestimmungen: Der bekannte Tierpathologe Prof. Dr. Achim Gruber klärt über die Verantwortung für Hunde und Katzen in der Rassezucht auf.

Dalmatiner sind an ihrem getüpfelten Fell eindeutig zu erkennen. Das macht sie so besonders. Doch dieses Merkmal hat auch seine Schattenseite. Der vom Rassestandard geforderte vorwiegend weiße Kopf und die weißen Ohren mit nur kleinen schwarzen Flecken gehen mit einem erhöhten Risiko für Taubheit einher. 

Anfang Oktober hielt Prof. Dr. Achim Gruber im Tierheim Berlin einen Vortrag über die Missstände in der Rassezucht. Der Anlass dafür ist sein zweites Sachbuch „Geschundene Gefährten“, das nun vier Jahre nach seinem SPIEGEL-Bestseller „Das Kuscheltierdrama“ (2019) erscheint. 

Dalmatiner leiden besonders unter den Rassestandards / Shutterstock

Weiße Ohren, taube Ohren? 

Das Dalmatiner-Dilemma Die Problematik ist nicht neu. Je nach Quelle sind 20 bis 30 Prozent aller Dalmatiner taub: mal auf einem, mal auf beiden Ohren. Wenn – so wie es in den USA öfter zu beobachten ist – dazu der Rassehund noch blaue Augen hat, ist das Risiko, nicht hören zu können, sogar doppelt bis dreifach so hoch. Auch Katzen sind von diesem Dilemma betroffen. Gruber führt vor seinem Publikum auf, dass ganze 60 Prozent der weißen Katzen mit blauen Augen taub sind! 

Schau dir das an:

Was hingegen Hoffnung gibt: Die Gesundheit der beliebten Familienhunde könnte verbessert werden. Dalmatiner mit komplett schwarzen Ohren und großen schwarzen Flecken im Gesicht kommen mit einem intakten Hörvermögen auf die Welt. Aber der Rasseverband hält starr an seinen strengen Auflagen fest. Der athletische Vierbeiner sollte nur wenige und zwei bis drei Zentimeter kleine schwarze Flecken im Gesicht haben – Farbplatten sind unerwünscht. 

Besonders wichtig bei der Wahl von zuchtgeeigneten Dalmatinern sind die getüpfelten Ohren. Jene Hunde, die vom Standard abweichen, werden von der Zucht ausgeschlossen. Wird hier ein fragwürdiges Schönheitsideal vor der Gesundheit gestellt?

Auch Weimaraner sind oft taub / Shutterstock

Neuer problematischer Gendefekt bei Weimaranern 

Ein weiteres Problem führt er direkt zu Beginn seiner Buchpremiere im Veranstaltungssaal des Tierheims auf. Er spielt ein Video mit einem Weimaraner-Welpen ab. Die deutsche Hunderasse ist bekannt für ihre vielseitigen Fähigkeiten bei der Jagd. Doch der Welpe auf dem Video wird nicht die Chance erhalten, seine Jagdleidenschaft auszuleben oder überhaupt mit seiner Familie spazieren zu gehen. Stattdessen hat er mit einer hochgradigen Bewegungsstörung zu kämpfen. 

Ursache für sein Leiden ist ein neuer Gendefekt bei dem einst so robusten und als gesund geltenden Jagdhund. In diesem konkreten Fall waren 3 von 11 Welpen in einem Wurf von dem Defekt betroffen. Alle drei mussten erlöst werden. Gruber geht davon aus, dass dieser Wurf kein seltener Zufall ist, sondern noch viele andere Weimaraner diesen Gendefekt in sich tragen. 

Achim Gruber bei seiner Buchpremiere in Berlin / Tierschutzverein für Berlin

Auswege aus der Zucht-Misere 

Die Prognose der Rassehunde und einiger Rassekatzen fällt insgesamt schlecht aus. Nicht nur die von bekannten Qualzuchten wie Französische Bulldogge, Scottish Fold und Co. – auch viele vermeintlich gesunde reinrassige Tiere fallen den geschlossenen Zuchtbüchern, fragwürdigen Standards und dem genetischen Flaschenhals zum Opfer. 

Doch der bekannte Direktor des Instituts für Tierpathologie an der Freien Universität Berlin möchte nicht nur Beispiele nennen und anklagen. Gruber zeigt in seinem neuen Sachbuch auch Auswege aus dem Dilemma. Mit gezielten Maßnahmen können wir einen entscheidenden Beitrag für die Gesundheit von Hunden und Katzen leisten. Wie genau diese Schritte aussehen könnten – das verrät Gruber ausführlich in seinem zweiten Sachbuch „Geschundene Gefährten“.

Mehr Nachrichten über...

Wie findest du diese Geschichte?

Vielen Dank für das Feedback!

Vielen Dank für das Feedback!

Dein Kommentar:
EInloggen zum Kommentieren
Möchtest du diesen Artikel teilen?