Wenn es um Hundeerziehung geht, hören viele auf ihn: Martin Rütter, Deutschlands bekanntester Hundetrainer. Doch in einem aktuellen Interview erhebt er schwere Vorwürfe gegen einen Trend, der gerade die Hundewelt erobert.
In einem Interview mit der Abendzeitung lässt der „Hundeprofi“ kein gutes Haar an der aktuellen Entwicklung. Seine Kritik ist vernichtend: Die Vermarktung bestimmter Kreuzungen als allergikerfreundlich sei „reines Marketing“ und „grob fahrlässig“.
Rütter kritisiert boomende Züchtungen
„Die Leute kreuzen in jede Rasse einen Doodle rein – Labra-Doodle, Golden Doodle“, erklärt der Hundeexperte kopfschüttelnd. Was auf den ersten Blick für viele wie eine innovative Züchtung aussieht, ist für Rütter ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit von Mensch und Tier.
Besonders brisant: Sogar der ursprüngliche Schöpfer des Labradoodle-Trends hat mittlerweile einen Rückzieher gemacht und seinen „Fehler“ eingeräumt. Diese Kehrtwende des Pioniers sollte alle Hundefreunde aufhorchen lassen – doch der Boom geht unvermindert weiter.
Kein gesundheitlicher Vorteil gegenüber Rassehunden
Eine britische Studie, die von vetline.de zitiert wird, liefert ernüchternde Fakten: Pudel-Kreuzungen sind ebenso anfällig für Krankheiten wie ihre reinrassigen Vorfahren. Der weit verbreitete Glaube, Mischlinge seien „gesundheitlich besser aufgestellt als ihre reinrassigen Vorfahren“, erweist sich als Irrtum.
Auch Tiermediziner Dr. Peter Scabell aus Oberhaching äußert sich kritisch: Verhaltensauffälligkeiten sieht er bei den beliebten Kreuzungen zwar nicht häufiger als bei anderen Hunden. Doch gesundheitliche Risiken gebe es reichlich: Da es keine strengen Zuchtregularien gebe, würden viele Welpen unter erblichen Krankheiten leiden.

Der Irrtum der „Allergiker-Hunde“
Besonders hart trifft Rütters Kritik jene Käufer, die glauben, sich mit den Designerhunden ein Problem vom Hals zu schaffen: Allergien. Laut Scabell ist das tatsächlich ein Irrglaube. Zwar haaren manche Tiere weniger – das eigentliche Problem für Allergiker sei aber nicht das Fell, sondern der Speichel. Ein Freibrief für Allergiker? Den gebe es nicht.
Während die Nachfrage nach den Hunden weiter steigt, appelliert Rütter an Vernunft: Wer sich für einen Hund entscheide, müsse genau prüfen, woher er kommt – und dürfe sich nicht von Marketing-Versprechen blenden lassen.