Was in vielen Ländern zum Alltag gehört, kann im Iran mittlerweile gefährlich werden: Der Spaziergang mit dem eigenen Hund. In mindestens 20 Städten haben die Behörden das Gassigehen verboten! In der Hauptstadt Teheran gilt das Verbot bereits seit Jahren, nun wurde es landesweit ausgeweitet.
Der Grund? Hunde gelten dem konservativ-islamischen Verständnis nach als unrein. Hinzu kommt, dass sie für eine Lebensweise stehen, die als „westlich“ und damit als Bedrohung für die islamische Kultur wahrgenommen wird.
Iran: Hunde sind „unrein und westlich“
Laut der staatlichen Zeitung Iran geht es bei den Maßnahmen darum, „die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, die Sicherheit zu gewährleisten und die öffentliche Gesundheit zu schützen“, wie welt.de berichtet.
Doch Kritiker vermuten hinter dem Vorgehen eine kulturpolitische Botschaft: Hunde symbolisieren für viele religiöse Hardliner nicht nur Unreinheit, sondern auch den Einfluss westlicher Lebensstile, der mit aller Macht bekämpft werden soll.
Verbot mit Signalwirkung
Im Jahr 2017 hatte Irans oberster Führer Ayatollah Ali Khamenei klar gemacht, dass „das Halten von Hunden aus anderen Gründen als für Hüte-, Jagd- und Wachhunde als verwerflich anzusehen ist“.
Weiter erklärte er: „Das Spazierengehen mit Hunden beschädigt die islamische Kultur sowie die Hygiene und den Frieden anderer“. Diese Haltung ist in den dortigen konservativen Kreisen weit verbreitet. Für westliche Beobachter kaum nachvollziehbar – im Iran aber traurige Realität.
Strafen, Einschüchterung, Schikane
Offiziell ist das Halten von Hunden im Iran nicht verboten – doch wer einen Vierbeiner hat, lebt zunehmend gefährlich. Die Behörden haben in den letzten Jahren immer wieder Verbote erlassen, die das Mitführen von Hunden in Autos, Parks oder auf öffentlichen Plätzen untersagen.
Die Durchsetzung ist oft willkürlich. Mal wird weggeschaut, mal wird scharf kontrolliert. Und immer öfter berichten Hundehalter davon, dass ihre Tiere beschlagnahmt oder bedroht werden.

Hundehalter trotzen den Verboten
Doch viele lassen sich nicht einschüchtern. Vor allem in der Hauptstadt Teheran ignorieren viele Herrchen und Frauchen das Verbot und gehen weiter offen mit ihren Tieren spazieren. Es ist ein stiller Protest gegen ein Regime, das selbst über Gassi-Gänge Kontrolle ausüben will.
Das jedoch ist alles andere als ungefährlich. Denn mit jeder Ausweitung des Verbots wächst auch das Risiko, ins Visier der Behörden zu geraten. Die Stimmung wird rauer – und ein Spaziergang mit dem Hund kann im Iran inzwischen zur politischen Tat werden. Der Gassi-Gang hat sich dort inzwischen zu einem Kulturkampf auf vier Pfoten entwickelt.