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Hund vor menschenleerer Stadt

Überraschende Erkenntnisse über die Tschernobyl-Hunde

© Sergiy Romanyuk @Shutterstock

Tschernobyl-Hunde: Gen-Mutationen stellen Forscher vor ein Rätsel

von Stefanie Gräf

Am veröffentlicht

1986 kommt es zum Super-GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Forscher entdecken jetzt Überraschendes bei den verwilderten Hunden in der Sperrzone.

Als diese Nachricht in der Nacht des 26. April 1986 die Runde macht, hält die ganze Welt den Atem an. Das Unvorstellbare ist passiert – in der Ukraine kam es zur größtmöglichen Umweltkatastrophe überhaupt. Der Reaktor 4 des dortigen Atomkraftwerkes explodiert und verseucht die Umwelt mit der austretenden Radioaktivität.

Die in der Stadt Prypjat lebenden Menschen werden nur mit dem Nötigsten in Sicherheit gebracht, ihre Haustiere müssen zurückbleiben. Viele überleben das Unglück von Tschernobyl nicht, doch einige schaffen es. Deren verwilderte Nachkommen sind seit 2017 Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Denn diese Hunde zeigen, wie sich das Leben an die Radioaktivität anpasst.

 

Ergebnisse der Studie über die Tschernobyl-Hunde

Anfangs gab es Überlegungen, sowohl die verseuchten Wildtiere als auch die zurückgelassenen Haustiere in der Sperrzone zu töten. Doch es stellte sich heraus, dass offenbar nicht alle Tiere gefunden worden sind, denn eine stabile Population von Streunern hat überlebt. Inzwischen leben rund 900 halbverwilderte Hunde im Gebiet des Atomkraftwerkes von Tschernobyl – und es geht ihnen überraschend gut, wie Wissenschaftler bereits 2015 entdeckten.

Seit 2017 befasst sich das Forschungsprojekt „Dogs of Chernobyl“ intensiv mit den halbwilden Streunern, die medizinisch versorgt und beobachtet werden. Anhand von Blutuntersuchungen kam es zu hochinteressanten Erkenntnissen.

Im Sperrgebiet leben mehrere Hunde-Familien

So deutet die von Gabriela Spatola und ihren Kollegen vom Nationalen Institut für Humangenom-Forschung in Maryland (USA) ausgewertete DNA darauf hin, dass man es im Umkreis von 45 Kilometern um das Atomkraftwerk mit 15 verschiedenen Rudeln zu tun hat, die jeweils unterschiedliche Grade von genetischen Mutationen aufweisen. Ebenfalls ließ sich nachweisen, dass die Tiere sich bevorzugt mit Artgenossen aus der Nähe paaren. Diese wiederum waren ähnlicher radioaktiver Belastung ausgesetzt.

Die Untersuchungen gehen weiter

Dem US-amerikanischen Fernsehsender ABC News erklärt Mitautor Tim Mosseau, dass die Hunde von Tschernobyl nachweislich überdurchschnittlich häufig an Katarakten (z.B. Grauer Star) leiden. Mit Aussagen zu anderen Anomalien halten sich die Experten bislang jedoch noch zurück, allerdings wurden auch Faktoren wie Tumore, kleinere Gehirne als üblich oder Veränderungen der Körpersymmetrie untersucht.

„Die Hundepopulation von Tschernobyl bietet ein großes Potenzial für Studien zum Umweltressourcenmanagement in einer wiederauflebenden Population“, lautet das Fazit der Untersuchung. Insofern werden die Hunde weiter im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses stehen. 

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