In immer mehr deutschen Innenstädten sind sie zu sehen: Bettler mit Hunden. Auf den ersten Blick ein Bild, das das Herz berührt – ein Mensch in Not, an seiner Seite ein treuer Vierbeiner.
Doch nicht jeder dieser Hunde ist tatsächlich der beste Freund eines Obdachlosen. Immer öfter tauchen Hinweise auf, dass manche Tiere gezielt als Mitleidserreger eingesetzt werden! Mit verheerenden Folgen für die Tiere.
Der Hund als Mitleidsmagnet
Die Hunde der Bettler in den Fußgängerzonen wirken oft abgemagert, verängstigt, bewegungslos. Manchmal sind sie verkleidet, mit Mützen, Halstüchern oder sogar Sonnenbrillen – um niedlicher zu wirken. Doch was sich hinter diesem Bild verbirgt, hat mit Tierliebe wenig zu tun.
Eine Hundehalterin aus Trier schildert im Gespräch mit dem SWR ihre Beobachtungen: „Immer dasselbe Szenario: Der Hund liegt auf dem harten Pflaster, ohne Decke, ohne Wasser oder Futter. Und wenn er sich hinlegen will, wird er wieder angefixt, damit er in der Sitzhaltung bleibt.“
Warum? Weil ein sitzender Hund eben mehr Mitleid erzeugt als ein schlafender…
Für die Tiere bedeutet das dauerhaften Stress. Schlafentzug, Hunger, Reizüberflutung – und das stundenlang, bei jedem Wetter. Nicht selten entwickeln sie Verhaltensstörungen oder körperliche Schäden. „Diese Hunde sind nur noch Mittel zum Zweck“, sagen Tierschützer.
Tierheime schlagen Alarm
Auch in Koblenz ist die Problematik längst bekannt. Die Initiative „Pro Bella“ sammelt Beweise: Fotos, Videos, Augenzeugenberichte. Das örtliche Tierheim wurde selbst aktiv – und kaufte einen Hund frei, der bei einem mutmaßlichen Hundebettler saß: Den anderthalb Jahre alten Golden Retriever „Oslo“.
Kirstin Höfer, Leiterin des Tierheims, sagt klar: „Wenn jemand seinen Hund verkauft, hat er keine emotionale Bindung. Punkt.“
Sie betont: Es gehe hier nicht um pauschale Vorurteile gegen Obdachlose. „Viele Obdachlose haben ein echtes Verhältnis zu ihrem Tier. Die schlafen zusammen, teilen ihr Essen, kümmern sich rührend. Aber diese Banden – die haben keine Beziehung. Der Hund ist nur Werkzeug.“
Ist das Betteln mit Hunden erlaubt?
Das Veterinäramt Koblenz ist seit November aktiv. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt finden Kontrollen statt. Doch der Nachweis von Tierquälerei ist oft schwierig – zumal viele dieser Bettler in Gruppen unterwegs sind und die Städte wechseln.
Rechtlich ist das Halten eines Hundes beim Betteln nicht verboten, solange das Tier nicht leidet. Doch wo beginnt das Leid? Fehlt Wasser, Schutz vor der Sonne oder die Möglichkeit zum Ausruhen, kann das schnell ein Fall für das Tierschutzgesetz werden.
Ein Appell an die Bürger
Die Grenze zwischen einem echten Schicksal und systematischem Tiermissbrauch verläuft oft unsichtbar. Viele Passanten spenden im guten Glauben – und unterstützen damit womöglich genau das, was sie eigentlich verhindern möchten. Hier kann es Sinn machen, diese Menschen aufzuklären.
Tierschützer rufen dazu auf, nicht gedankenlos zu helfen, sondern aufmerksam zu beobachten. „Wenn ein Hund stundenlang in der Sonne sitzt, ohne Wasser, oder ganz offensichtlich krank oder verängstigt wirkt, sollten die Behörden informiert werden.“