Für neugeborene Welpen ist es sehr wichtig, dass sie Kolostrum von ihrer Mutter trinken, weil diese erste Milch, die die Zitzen produzieren, jede Menge wertvolle Stoffe für ihre Gesundheit enthält.
Aber was ist, wenn die Kleinen nicht gesäugt werden? Können auch ausgewachsene Hunde Kolostrum trinken? Lesen Sie weiter, um alles Wissenswerte über diese besondere Milch herauszufinden.
Was ist Kolostrum?
Kolostrum ist die erste Milch, die ein weibliches Säugetier für seinen neugeborenen Nachwuchs produziert. In der Regel ist diese Milch dickflüssiger und eher cremefarben. Sie enthält große Mengen an Antikörpern, sowie Vitamine und Nährstoffe. Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem hergestellt werden, um bei der Bekämpfung von Infektionen zu helfen.
Vor der Geburt erhalten Welpen im Mutterleib Sauerstoff und Nährstoffe über die Plazenta an der Gebärmutterschleimhaut. Die Struktur der Plazenta ist je nach Säugetierart unterschiedlich, aber bei Hunden (wie auch bei vielen anderen Haus- und Nutztieren) ist darüber nur in sehr geringem Maße eine Übertragung von Antikörpern von der Mutter auf die Föten möglich. Das bedeutet, dass die Antikörper, die Welpen von ihrer Mutter über das Kolostrum bekommen, umso wichtiger sind. Sie ermöglichen den Aufbau einer „passiven Immunität“, die die Kleinen in den ersten Stunden ihres Lebens vor bestimmten Erkrankungen schützt. Diese dient zur Überbrückung des Zeitraums, bis das Immunsystem der Welpen beginnt, selbst Antikörper gegen Infektionskrankheiten, die durch Erreger aus der Umgebung ausgelöst werden, zu bilden. Zusätzlich sollten die Welpen in ihren ersten Lebenswochen auch die erforderlichen Impfungen bekommen.
Wie lange nach der Geburt sollten Welpen mit Kolostrum versorgt werden?
Welpen brauchen in den ersten Stunden nach der Geburt direkt Kolostrum. Das liegt daran, dass die größeren Antikörper-Proteine nur in den ersten Stunden über die Darmwände in den Blutkreislauf aufgenommen werden können. Die Fähigkeit des Darms, diese Stoffe aufzunehmen, bildet sich zügig zurück. Es gibt viel mehr Studien zur Wirkung von Kolostrum bei Nutz-, als bei Haustieren. Diese zeigen zum Beispiel bei Kälbern eine Halbierung der Fähigkeit zur Aufnahme der Antikörper über den Darm innerhalb von 12 Stunden. Es ist anzunehmen, dass dieser Prozess bei Welpen sogar noch schneller verläuft.
Es ist wichtig, zwischen dem natürlichen Kolostrum, das vom Muttertier produziert wird, und Kolostrumpräparaten zu unterscheiden. Präparate werden in der Regel aus Kolostrum von Kühen hergestellt, sodass sie nicht dieselbe passive Immunität beim Welpen schaffen, wie es das Kolostrum der eigenen Mutter täte. Das liegt daran, dass verschiedene Tierarten unterschiedliche Antikörper produzieren. Dennoch ziehen die Welpen ernährungsphysiologischen Nutzen aus den Kolostrumpräparaten, wenn sie aus irgendeinem Grund nicht genug Kolostrum von ihrer Mutter bekommen können. Kolostrumpräparate können außerdem auch ausgewachsenen Hunden verabreicht werden.
Welche positiven Auswirkungen hat Kolostrum auf erwachsene Hunde?
Es wird nicht allzu viel zur Verwendung von Kolostrum bei ausgewachsenen Tieren geforscht. Das liegt daran, dass die Erstmilch in der Natur ausschließlich dazu dient, das Immunsystem von neugeborenen Welpen zu unterstützen. Die Entwicklung der Tiere nach der Geburt führt dazu, dass ausgewachsene Hunde keine Antikörper über ihren Darm aufnehmen können. Daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass Erstmilch ihr Immunsystem fördern könnte. Normalerweise werden die Antikörper aus dem Kolostrum bei erwachsenen Tieren nämlich im Darm abgebaut.
Zudem muss auch bedacht werden, dass Kolostrum Laktose enthält. Dabei handelt es sich um einen Zucker, der von ausgewachsenen Hunden nicht verdaut werden kann, da es ihnen dafür an einem bestimmten Enzym mangelt. Das bedeutet, dass jegliche Milchprodukte, darunter auch Kuhmilch und Kolostrum, zu massiven Verdauungsstörungen führen können. Manche Kolostrumpräparate sind laktosefrei und werden manchmal von Züchtern für trächtige Hündinnen verwendet.
Die nachstehende Liste zeigt bestimmte Bedingungen auf, unter denen Kolostrum oder Kolostrumpräparate potenziell positive Auswirkungen auf die Gesundheit eines Hundes haben. In der Regel lassen sich allerdings Verbindungen zur menschlichen Gesundheit herstellen. Generell gibt es nur wenig Forschung zu den Vorteilen der Gabe von Kolostrum in diesen speziellen Fällen. Wenn Sie denken, dass Ihr Haustier unter einem der gesundheitlichen Probleme leidet, die in dieser Liste vorkommen, dann suchen Sie bitte einen Tierarzt auf, anstatt Hausmittelchen auszuprobieren. Der Verlauf von vielen dieser Erkrankungen kann deutlich verbessert werden, wenn frühzeitig ein Tierarzt konsultiert wird.
Die betreffenden Krankheiten oder Lebensbedingungen sind:
- chronische Verdauungsstörungen
- Viruserkrankungen
- Allergien
- Autoimmunkrankheiten
- Herzkrankheiten
- Diabetes
- Gewichtsverlust
- starke sportliche Beanspruchung
- Wundheilung
- Knorpel- und Knochenregeneration
Wo bekomme ich Kolostrum und brauche ich ein Rezept?
Erstmilch wird auf natürlichem Wege von einer Hündin kurz nach der Geburt ihrer Welpen produziert. Es gibt aber auch Kolostrumpräparate, welche rezeptfrei erhältlich sind. Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Welpe oder Hund eventuell Kolostrum benötigt, dann sollten Sie sich diesbezüglich von einem Tierarzt beraten lassen.
Wenn Sie ein Kolostrumpräparat für Welpen verwenden, sollten Sie die Herstellerempfehlungen zur Häufigkeit und Menge der Gabe des Produkts befolgen. Wahrscheinlich wird es erforderlich sein, Ihr Haustier alle paar Stunden zu füttern.
Wirkt Kolostrum bei Hunden mit Angst?
Wenn Sie denken, dass Ihr Hund unter Angstzuständen leidet, sollten Sie einen Veterinär oder einen Verhaltensspezialisten für Hunde um Rat bitten. In natürlichem Kolostrum sind bestimmte Milchproteine enthalten, die beruhigend wirken können.
Welche Fragen sollte ich einem Tierarzt zu Kolostrum stellen?
Wenn eine Hündin vor Kurzem Welpen zur Welt gebracht hat, diese in den ersten ein oder zwei Stunden ihres Lebens aber nicht an den Zitzen saugen, sollten Sie umgehend einen Tierarzt kontaktieren, um seinen Rat einzuholen. Es ist sehr wichtig, dass Welpen nach ihrer Geburt so schnell wie möglich Kolostrum aufnehmen. Vielleicht muss das Muttertier untersucht werden, um sicherzustellen, dass es gesund ist und kein Problem bei der Produktion des Kolostrums vorliegt. Auch die Welpen müssen in einem solchen Fall eventuell untersucht werden, um auszuschließen, dass es einen schwerwiegenden Grund dafür gibt, dass sie nicht fressen. Rufen Sie einen Tierarzt an, um sich zu informieren und zu besprechen, ob ein Hausbesuch erforderlich ist - und auch, um herauszufinden, ob Sie sicherheitshalber ein Kolostrumpräparat bekommen können.