Popperode (Sachsen-Anhalt) – Der Tag beginnt friedlich in dem kleinen Ort im Südharz. Doch dann taucht er plötzlich auf: Ein kleiner Mischlingswelpe mit auffällig blauen Augen irrt durch die Straßen. Er wirkt verloren, verstört.
Was die Anwohner in diesem Moment noch nicht ahnen: Dieser kleine Kerl ist der einzige Zeuge eines Verbrechens. Er ist soeben aus der Hölle geflohen.
Die Hölle an der B242
Die Behörden nehmen sich des kleinen Streuners an und suchen nach seiner Herkunft. Die Spur führt zu einem einsam gelegenen Haus an einer Kreuzung der Landstraße B 242. Ein Grundstück, versteckt hinter einem Gartenzaun, an dem man achtlos vorbeifährt.
Doch als Feuerwehr, Veterinäramt und Tierschützer das Tor öffnen, offenbart sich ein Albtraum, der selbst hartgesottene Retter an ihre Grenzen bringt.
Ein Geruch, der den Atem raubt
Schon bevor die Tür aufgebrochen wird, schlägt den Einsatzkräften ein bestialischer Gestank entgegen. Drinnen bietet sich ein „schauerliches Szenario“, wie ein Augenzeuge berichtet. Überall ist Schmutz, Kot und Verwahrlosung. Und dann sind da die Augen. Hunderte Augenpaare, die aus dem Chaos starren.
In jedem Zimmer, in jeder Ecke hausen Hunde. Es sind nicht zehn, nicht zwanzig – es sind 130 Tiere, die hier zusammengepfercht leben müssen. Ein extremes Ausmaß von „Animal Hoarding“. Das Jaulen und Winseln der verängstigten Meute ist ohrenbetäubend.
Die Hilfe kommt für manche zu spät
Die Bilanz der Rettungsaktion ist verheerend: Die meisten der 130 Hunde sind Mischlinge, viele leiden unter Parasiten, Fehlbildungen durch Inzucht oder sind völlig unterernährt. Bei der Evakuierung sind die Tiere so panisch, dass drei Helfer gebissen werden.
Besonders tragisch: Für einige ungeborene Leben kommt jede Rettung zu spät. Eine hochträchtige Hündin wird zwar noch ins Tierheim gebracht, doch ihre drei Welpen kommen dort tot zur Welt. Ein herzzerreißender Moment, der zeigt, wie dramatisch die Lage hinter den Mauern war.

Sie hätte gar keine Tiere haben dürfen
Während der Landkreis 50.000 Euro Soforthilfe bereitstellt und die überfüllten Tierheime in Sangerhausen und Umgebung um jede helfende Hand ringen, kommt ein unfassbares Detail ans Licht: Die Halterin ist keine Unbekannte!
Gegen die Frau lag bereits ein bundesweites Tierhalteverbot vor, ausgesprochen in Cottbus. Sie hat es eiskalt ignoriert.
Der Deutsche Tierschutzbund reagiert entsetzt auf den Fall und fordert strengere Gesetze, darunter einen verpflichtenden Sachkundenachweis und ein Zentralregister für auffällige Halter. Damit sich Tragödien wie diese nicht wiederholen, wo erst ein kleiner Welpe mit blauen Augen entkommen musste, um das Leid von 130 Leidensgenossen zu beenden.