Sie hatten Kerzen dabei und legten Blumen nieder, um am 8. Januar auf zahlreiche unschuldige Opfer aufmerksam zu machen. Insgesamt 110 Personen waren nach Vorpommern-Greifswald gekommen und hatten sich vor dem verlassenen Haus im Stadtteil Stiftshof eingefunden.
Kurz vor der Mahnwache war klar geworden, dass der Schrecken noch immer kein Ende genommen hat. Denn in einem Laubhaufen nahe des Gehöfts waren erneut Überreste eines Opfers entdeckt worden – Teile eines Hundeschädels!
Grausiger Fund in Pasewalk
Am 1. Januar hatte die Polizei in dem verlassenen Haus in Pasewalk einen schockierenden Fall von Tiermisshandlung aufgedeckt.
Den Einsatzkräften bot sich ein erschreckendes Bild: Drei Hunde und drei Kaninchen, alle bereits mumifiziert, lagen auf dem Grundstück. Diese grausige Entdeckung war nur der Anfang einer Reihe von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.
Mumifizierte Tiere und komplette Verwahrlosung!
Neben den toten Tieren entdeckten die Beamten noch zahlreiche weitere Tiere, die in einem katastrophalen Zustand gehalten wurden. Sie waren unterernährt und krank!
Laut Angaben der Polizei war der Fall bereits dem Veterinäramt Vorpommern-Greifswald bekannt, doch dass die Halter umgezogen waren, war bislang nicht registriert.
Hinweise aus der Bevölkerung führten zur Intervention
Der Fall kam ins Rollen, nachdem ein besorgter Bürger die "Tierrettung Vorpommern-Greifswald" über die untragbaren Zustände informierte. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Tierschutzvereins alarmierte daraufhin die Polizei, die das Grundstück inspizierte.
Die Entdeckungen führten zur Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen gegen ein Ehepaar. Doch das musste erst einmal ausfindig gemacht werden.
Fast verhungerte Hunde und Kaninchen
Am neuen Wohnsitz des Ehepaars setzte sich das Bild der Verwahrlosung fort. In einem Gartenhaus fanden die Einsatzkräfte dort neun Hunde, darunter sechs Junghunde von etwa einem Jahr, die stark unterernährt waren.
Die Tiere hatten weder geeignetes Futter noch Trinkwasser. Einer der jungen Hunde litt unter gelähmten Hinterbeinen und entzündeter Haut, die offensichtlich nicht tierärztlich behandelt worden war.
Zudem wurden sieben Kaninchen in Käfigen entdeckt, die mit Fäkalien verschmutzt waren. Ein Kaninchen war bereits tot und lag seit Wochen unbeachtet zwischen den lebenden Tieren. Auch hier fehlte es an Futter und Wasser.
„Animal Hoarding“ als Ursache für das Tierleid
Der Leiter des Veterinäramts Vorpommern-Greifswald, Holger Vogel, ordnete den Fall gegenüber dem NDR als „Animal Hoarding“ ein. Laut Vogel fehlte dem Ehepaar sowohl die fachliche Kompetenz als auch die finanziellen Mittel, um die Tiere artgerecht zu halten. Seiner Ansicht nach sei bei diesem Paar ein generelles Tierhalteverbot wichtig.
Beschlagnahmte Tiere auf dem Weg der Besserung
Die überlebenden Hunde und Kaninchen wurden von der Tierrettung Vorpommern-Greifswald übernommen. Die Hunde wurden in Anklam untergebracht, während die Kaninchen in einer Einrichtung in Medow betreut werden.
Nach Angaben von Amtstierarzt Vogel geht es den Hunden mittlerweile besser. Die Junghunde können voraussichtlich bald an Pflegepersonen vermittelt. Zahlreiche Interessenten hätten sich bereits gemeldet.
Konsequenzen für das Ehepaar
Die toten Tiere werden derzeit obduziert, um die genaue Ursache für ihren Zustand und die offensichtliche Vernachlässigung nachzuweisen. Das Veterinäramt hat Anzeige gegen das Ehepaar erstattet.
Nun bleibt zu hoffen, dass die beschlagnahmten Tiere eine zweite Chance auf ein würdiges Leben erhalten.