Im Tierheim Köln-Dellbrück gehört das Elend leider zum Alltag. Verwahrloste Tiere, Abgabetiere, Fundtiere. Doch als die Mitarbeiter am 20. Dezember eine Transportbox aus einer behördlichen Sicherstellung öffnen, verschlägt es ihnen kurz die Sprache. Was sie dort anblickt, dürfte es eigentlich gar nicht geben.
Ist das noch eine Katze? Oder haben die bayerischen Mythen doch recht? „Eigentlich dachten wir ja, die bayerischen Fabelwesen seien inzwischen ausgestorben“, schreiben die Pfleger fassungslos auf Facebook. Vor ihnen sitzt „James“. Und James sieht aus wie ein lebendiger Wolpertinger!
Ein Designer-Unfall auf vier Pfoten
Der Vergleich kommt nicht von ungefähr. Ein Wolpertinger ist in der bayerischen Mythologie ein Mischwesen, das quasi aus den Resten verschiedener Tierarten zusammengesetzt wurde. Er wird oft dargestellt als Hase mit Entenflügeln, Geweih und Reißzähnen. Eine Laune der Natur, die es eigentlich nicht gibt. Doch Kater James kommt diesem Bild erschreckend nahe.
Der Kater wirkt wie ein bizarres Mosaik, zusammengesetzt wie ein Frankenstein-Experiment. Seine Ohren sind seltsam nach hinten verdreht, sein Rücken ist fast komplett nackt, die Haut rosig und schutzlos. Doch an den Vorderbeinen trägt James plötzlich Fell – ein getigertes Muster, das wie angeklebt wirkt.
Zusammen mit einer Nacktkatze wurde James sichergestellt. Eine schnelle Google-Recherche der Tierschützer liefert den traurigen Verdacht: James ist wohl eine „Don Sphynx Elf“-Katze. Ein Trend, bei dem Züchter bewusst Defekte kombinieren, um eine möglichst „außergewöhnliche“ Optik zu erzielen.

„Perverse Züchter“: Das Netz tobt vor Wut
Während das Tierheim-Team James sofort ins Herz schließt – „Wir haben ihn jedenfalls sehr lieb, egal wie er aussieht“ – kocht in den Kommentaren unter dem Post die Wut hoch. Tausende Tierfreunde sind entsetzt darüber, was Menschen aus reiner Profitgier „fabrizieren“.
„Perverse Züchter“, schreibt ein User und wird sofort korrigiert: „Schreibt doch bitte nicht Züchter. Das sind Vermehrer und nichts anderes.“ Die Stimmung ist eindeutig: Solange Menschen solche „Unikate“ als Ware und Statussymbol kaufen, wird das Leid weitergehen. „Jeder, der solche Katzen züchtet, denkt nur an Geld“, fasst eine Nutzerin zusammen. „Welche unheimlichen Qualen sie ein Leben lang erleiden, sehen sie nicht.“
Für James ist der Albtraum zumindest vorbei. Im Tierheim Köln-Dellbrück wird er nun nicht als exotisches Ausstellungsstück betrachtet, sondern als das, was er ist: Ein Kater, der Liebe braucht.