Stell dir vor: Dein Hund schaut dich mit großen, treuen Augen an. Du vertraust ihm blind. Doch was, wenn dieser Blick kalkuliert ist? Wenn dein vierbeiniger Freund dich gezielt manipuliert? Auch wenn dies nach Science-Fiction klingt, es ist jetzt wissenschaftlich bewiesen.
Unsere tierischen Freunde wissen ganz genau, wie sie uns steuern können. Und sie tun es – mit Strategie, Charme und einer Prise Täuschung. Hunde lügen, das haben Forscher nun entdeckt.
Das Wurst-Experiment
Eine aktuelle Studie des Wolf Science Center im österreichischen Ernstbrunn, veröffentlicht in Frontiers in Psychology (2025), zeigt: Hunde verstehen viel mehr, als wir ahnen. Und sie wissen, wann sich Lügen lohnen.
Insgesamt 21 Hunde wurden getestet. Die Versuchsanordnung: Wurst wird in einer von drei hoch hängenden Kisten versteckt. Für die Hunde unerreichbar, wollen sie die Wurst haben, brauchen sie menschliche Hilfe. Doch dann wird es raffiniert: Die Hunde sehen immer, in welcher Kiste das Futter landet. Ihre Herrchen manchmal – und manchmal eben nicht.
Das Ergebnis: Hunde führten unwissende Menschen dreimal häufiger zur richtigen Kiste als solche, die selbst gesehen hatten, wo die Wurst lag. Die Vierbeiner passten ihr Verhalten also bewusst an, fast so, als hätten sie sich gefragt: „Weiß mein Mensch das schon – oder muss ich ihm helfen?“
Der Trick mit der falschen Kiste
Im zweiten Teil des Experiments wurde es richtig spannend. Zwei Personen betraten nacheinander den Raum:
Eine war „nett“ – sie gab dem Hund die Wurst.
Die andere war „gemein“ – diese aß sie einfach selbst auf.
Die Reaktion der Hunde? Den „netten“ Personen zeigten sie brav die richtige Kiste. Doch bei der „Konkurrentin“ spielten sie falsch: Sie führten sie absichtlich in die Irre und blickten auf leere Kisten. Manche schauten die richtige Kiste nicht einmal an, wenn die „Futterklauerin" im Raum war. Kurz gesagt: Sie haben gelogen.
Hunde verstehen, was wir wissen – und was nicht
„Hunde können den Informationswert ihrer Handlungen verstehen“, erklärt Verhaltensforscherin Marianne Heberlein im Gespräch mit ruhr24.de.
Mit anderen Worten: Dein Hund weiß genau, welche Information du hast und welche nicht. Und er weiß, dass er dich durch entsprechende Körpersprache oder Handlungen auf eine falsche Fährte locken kann, wenn er das möchte. Und genau dieses Wissen nutzt er gezielt, wenn es ihm nützt.
Hunde können tricksen und lügen
Die Wissenschaftler gehen noch weiter. In ihrer Studie schreiben sie: „Das Zeigeverhalten der Hunde geht über ein bloßes Signalisieren des Objektstandorts hinaus. Es stellt bewusste Kommunikation dar, die darauf abzielt, das Verhalten des Partners zu beeinflussen."
Was wir bisher für pure Zuneigung unseres tierischen Begleiters hielten, könnte also in Wahrheit raffinierte Kommunikation sein. Kein Instinkt, kein Zufall. Unsere Fellnasen denken mit, fühlen mit, und, ja, sie täuschen, wenn es ihnen nützt.
Schlau, loyal – und ein bisschen manipulativ
Vielleicht sind die treuen Blicke unserer Hunde also nicht immer so unschuldig, wie wir glauben. Hunde sind keine simplen Kreaturen, die nur auf Kommandos reagieren. Sie sind denkende, planende, strategisch handelnde Wesen. Sie kommunizieren nicht nur – sie kommunizieren mit Absicht und teilweise eben auch mit HIntergedanken.
Das macht sie nicht weniger liebenswert. Im Gegenteil: Es macht unsere Beziehung zu ihnen noch faszinierender. Denn wenn dein Hund dich manipulieren kann, dann bedeutet das auch: Er versteht dich. Tief und umfassend.