Als sich Birgit K. aus Bühl (Baden-Württemberg) 2015 ihren größten Traum erfüllen will, ahnt sie nicht, dass dieser Wunsch sie an ihre Grenzen bringen wird.
„Ich wollte einfach einen Mops – klein, süß, gemütlich“, erzählt sie heute. Auf einer Internetseite findet sie schließlich den cremefarbenen „Amadeus“, angeblich aus einer Zucht in Ungarn. 600 Euro soll er nur kosten, zahlbar in bar bei der Übergabe in Offenburg. Doch das vermeintliche Schnäppchen hat es in sich!
Falscher Chip, falsche Angaben
Kaum ist Amadeus bei seinem neuen Frauchen zu Hause, beginnt ein Martyrium, das Birgit K. noch Jahre später erschüttert. Schon beim ersten Tierarztbesuch wird klar: Etwas stimmt nicht.
„Amadeus war falsch gechippt, seine Unterlagen waren widersprüchlich – und er bekam kaum Luft“, erinnert sich seine Halterin. Der Tierarzt spricht damals eine düstere Warnung aus: „Mit diesem Hund werden Sie noch Probleme bekommen.“
Mit dieser Einschätzung behält er tatsächlich recht. Amadeus leidet als brachycephaler Hund unter chronischen Ohrenentzündungen, schmerzhaften Hautfalten, Atemnot und ständigen Entzündungen – typische Folgen sogenannter Qualzucht.
15.000 Euro für ein Hundeleben
Möpse gehören zu den beliebtesten Hunderassen in Deutschland. Doch hinter den Kindchengesichtern mit den großen Augen und den flachen Nasen steckt oft Qual. Tierärzte wie Tim Bogs von der Tierärztekammer Baden-Württemberg, denn bnn.de dazu befragt hat, warnen seit Jahren: „Jedes Foto eines Mopses mit platter Nase normalisiert das Leid.“
Für Birgit K., die ihren Amadeus über alles liebt, steht schnell fest: Aufgeben ist keine Option. Sie sucht Spezialisten auf, lässt Amadeus mehrfach operieren – unter anderem in einer Klinik in Freiburg, wo ihm die Nasenfalte entfernt wird, damit er endlich wieder frei atmen kann. „Ich wollte nur, dass es ihm gut geht“, erklärt die Hundehalterin.
Insgesamt investiert sie im Laufe der Jahre 15.000 Euro in ihren Vierbeiner und verbringt unzählige Stunden voller Sorge und Hoffnung. Heute ist Amadeus zehn Jahre alt und lebt trotz seiner Einschränkungen ein glückliches Leben.
Neuer Versuch – neues Glück?
Ein Jahr später zog Simba ein bei Birgit K. ein. Auch er ist ein Mops, allerdings hat sie ihn gezielt ausgesucht. Simba, der aus einer seriösen Zucht in Köln stammt, ist ein sogenannter altdeutscher Mops, der auch gerne als Retro-Mops bezeichnet wird.
Diese haben eine etwas längere Nase, können besser atmen und haben insgesamt weniger gesundheitliche Probleme. „Er war teurer – 1.600 Euro –, aber das war es mir wert“, sagt Simbas Halterin. In den letzten neun Jahren sei Simba kaum krank gewesen. Der Unterschied zu Amadeus? Deutlich sichtbar – und hörbar...
„Man muss genauer hinschauen“
Heute will Birgit K. ihre Geschichte erzählen, um andere zu warnen. „Ich war naiv. Ich dachte, ein Hund aus dem Internet kann doch nicht so schlimm sein.“ Inzwischen weiß sie es besser und rät jedem, sich vor dem Kauf gründlich zu informieren.
Ein entscheidendes Merkmal für gesunde Mops-Zucht erkenne man leicht, sagt sie: „Die Falte darf nicht auf der Nase liegen.“ Eine andere Hunderasse ist für Birgit K. keine Option, für sie sind Möpse einfach die weltbesten Familienhunde.