In Azuaga kennt jeder Antonio Sánchez. Der knapp 40-jährige Mechaniker ist unter dem Spitznamen „El Patilla“ (Koteletten) stadtbekannt, seine Autowerkstatt heißt „El Chupa Aceite“ (der Ölschlucker). Die 8.000-Einwohner-Stadt südlich von Badajoz scheint idyllisch - doch hinter der Fassade herrscht Angst.
Niemand traut sich, offen über den Jäger zu sprechen. Viele haben Angst vor möglichen Repressalien. Dabei soll Sánchez auf seiner Farm 32 Hunde zurückgelassen haben – bis sie elend verhungerten und verdursteten.
Ein ganzes Dorf schweigt dazu
Als die spanische Umweltpolizei die Farm südlich von Azuaga inspiziert, bietet sich den Beamten in einem Lagerhaus in der Mitte des Geländes ein Bild des Grauens: verwesende Kadaver, angekettet, teils von überlebenden Hunden angefressen. Die Tiere – Jagdhunde, die zur Wildschweinjagd eingesetzt werden – hatten tagelang vergeblich um ihr Leben gekämpft. Ihr Halter hatte sich einfach nicht mehr um sie gekümmert.
Sánchez, Sohn eines Landpolizisten und passionierter Jäger, gilt in der Stadt als "harter Kerl" und "Person mit vielen Problemen". Eine Geschäftsinhaberin aus dem Stadtzentrum berichtet, er habe sich nach seiner kürzlichen Scheidung "etwas verloren" gefühlt - möglicherweise der Auslöser für die grausame Tat.
Angeblich fuhr er sofort in eine Entzugsklinik im benachbarten Llenera, um sich vor rechtlichen Konsequenzen zu schützen. Die Klinik dementiert dies jedoch.
Eine Tat ohne Konsequenzen?
Sánchez wurde zwar von der Staatsanwaltschaft wegen Tierquälerei und Tieraussetzung angeklagt – doch eine Gefängnisstrafe muss er höchstwahrscheinlich nicht befürchten.
Das spanische Strafrecht sieht für Tiermisshandlung zwar bis zu zwei Jahre Haft vor, doch in der Praxis bedeutet das fast nie eine tatsächliche Inhaftierung. Selbst 32 getötete Hunde könnten lediglich zu einer Bewährungsstrafe führen.
„Ich kenne keinen einzigen Fall, in dem ein Tierquäler wirklich ins Gefängnis musste“, erklärt die Anwältin der Tierschutzpartei PACMA.
Jagdhunde ohne Schutz
Das Entsetzen ist groß, doch ein strukturelles Problem bleibt bestehen: Spaniens Tierschutzgesetz schließt Jagdhunde ausdrücklich aus. Genau jene Tiere, die am häufigsten misshandelt, ausgesetzt oder getötet werden, fallen durchs Raster.
Schon 2020 wurde ein Jäger in derselben Region wegen des Todes von 20 Hunden verurteilt – er erhielt 20 Monate Haft, blieb aber ebenfalls auf freiem Fuß.
Die sozialistische Partei PSOE versprach im Februar 2023, spezielle Regelungen für diese Tiere zu erarbeiten, schob das Vorhaben jedoch wegen anstehender Wahlen auf. Zwei Jahre später ist nichts passiert. Quellen aus dem Landwirtschaftsministerium sprechen vage von „einigen“ königlichen Dekreten in Bearbeitung.
Aktivisten schlagen Alarm
Tierschutzorganisationen wie ADANA und die Partei PACMA sind empört. Sie fordern nicht nur ein härteres Durchgreifen der Justiz, sondern auch konsequente Kontrollen in der Jagdszene. Am kommenden Sonntag ruft PACMA zu einer Großdemonstration in Madrid auf, um ein Ende der „Ausbeutung und Gewalt gegen Jagdhunde“ zu fordern.
„Diese Tiere werden wie Werkzeuge behandelt. Sobald sie nutzlos sind, erwartet sie das Vergessen, Gefangenschaft oder ein langsamer Tod“, prangern die Aktivisten an und hoffen künftig auf nachhaltigere Strafen.