Dies ist ein Fall, wie es ihn bei Martin Rütters Sendung noch nie gab. Ansonsten gelingt es dem TV-Hundeprofi und seinem Team selbst für echte Problemhunde noch die passenden Menschen zu finden. Doch hier muss er kapitulieren. Und eingestehen, dass für den sechs Jahre alten Siggi möglicherweise das Leben im Tierheim Haßberge sogar ein wahrer Segen ist.
Denn der Rüde ist hochaggressiv Menschen gegenüber – und das aus gutem Grund. Siggi ist ein Opfer grausamster Misshandlungen. Über Jahre.
Mit Elektroschocks gepeinigt
Der Holländische Schäferhund stammt von einem Züchter, der sich auf Hunde für den Polizeidienst spezialisiert hat. Weil der Halter schnell nicht mehr mit dem Vierbeiner klar gekommen ist, kam mit sechs Monaten ein Elektroschockhalsband zum Einsatz, um den jungen Hund zu bändigen. „Der ist einen halben Meter hoch in die Luft gegangen“, soll der Halter ganz stolz erzählt haben.
Für Martin Rütter ist bei dieser Beschreibung sofort klar: „Wenn ich dann einen extrem triebigen Hund habe und setze so etwas völlig willkürlich und bescheuert ein, dann ist das Resultat meistens ein total verstörter Hund oder eben ein Hund, der gelernt hat, ich muss noch vehementer beißen.“ Sein klares Fazit: „So eine Nummer müsste man eigentlich strafrechtlich verfolgen.“
Der Gestank trieb einem die Tränen in die Augen
Danach wurde Siggi im Zwinger gehalten, ehe er wegen Beschwerden der Nachbarn noch einmal umziehen musste: in den Keller. Dort muss er längere Zeit in seinen Exkrementen vor sich hin vegetiert haben, komplett sich selbst überlassen. Als er endlich vom Veterinäramt befreit wurde, war der Ammoniakgestank durch den Urin einfach nur noch betäubend.
„Es ist wirklich Wahnsinn, was Menschen mit Tieren veranstalten“, betont Rütter merklich schockiert. Für ihn stellt sich die Frage, warum es keine Konsequenzen hat, wenn Tiere über Jahre systematisch gequält werden.
Endlich ein lebenswertes Leben
„Vermittelbar wird dieser Hund definitiv nie werden“, ist sich Tierheimleiterin Britta sicher, für die dennoch eine Euthanasie keine Option ist. Endlich hat Siggi einmal Glück, denn in Haßberge kümmert sich Britta rührend um ihn. Sie beschäftigt ihn so gut es geht und es existiert tatsächlich inzwischen eine Bindung zwischen den beiden.
Auch der Hund fühlt sich sichtlich wohl dort und hat vielleicht zum ersten Mal wieder so etwas wie Lebensqualität, wie auch Martin Rütter bestätigt.