Geplant ist an diesem Tag eine routinemäßige Bewegungsjagd mit Hunden im herbstlichen Wald. Doch das Ganze endet in purer Todesangst. Am Hohen Meißner, oberhalb des Wildparks Germerode in Hessen, erlebte ein Jäger am vergangenen Samstagvormittag jene Sekunden, die jeder Hundeführer fürchtet.
Seine Hündin, eine erfahrenen Bracke, verschwindet im Unterholz – und trifft dort auf etwas, dem sie hoffnungslos unterlegen ist. Was dann aus dem Gebüsch tritt, lässt dem Herrchen das Blut in den Adern gefrieren.
Ein Schrei im Unterholz
Plötzlich zerreißt ein Geräusch die Stille des Waldes. Der Jäger hört seine Hündin laut „klagen“, in der Jägersprache das Wort für Schmerzenslaute. Doch für das Ohr des Halters klingt es in diesem Moment wie ein Schrei um Hilfe.
Sekunden der Angst vergehen. Dann raschelt es heftig. Die Hündin bricht aus dem Dickicht hervor. Doch sie jagt nicht – sie ist auf der Flucht…
Sie zittert am ganzen Leib!
Das Bild, das sich dem Hundeführer bietet, ist herzzerreißend. Die Bracke rennt direkt zu seinem Sitz, sucht panisch Schutz bei ihrem Herrchen. Sie zittert am ganzen Leib, ist völlig verstört. Eine schnelle Untersuchung zeigt: Sie ist verletzt. An einem Hinterbein klafft eine Wunde.
Die Auflösung des Ganzen ist schockierend. Und sie folgt direkt auf dem Fuß.
Zwei graue Schatten
Fast zeitgleich, als die Hündin bei ihrem Halter Schutz sucht, teilen sich die Zweige erneut. Aus genau demselben Gebüsch kommen zwei Wölfe heraus!
Der Jäger realisiert schlagartig: Die einzelne Hündin stand in diesem dunklen Gebüsch einer tödlichen Übermacht gegenüber. Dass sie lebend herausgekommen ist, grenzt an ein Wunder. Die beiden Wölfe verharren kurz, bevor sie ebenso geisterhaft wieder im tiefen Wald verschwinden.
„Glück im Unglück“
Günter Groß vom zuständigen Forstamt Hessisch Lichtenau bestätigte den Vorfall gegenüber der „Werra-Rundschau“: „Es gab auf alle Fälle eine Konfrontation.“
Die Untersuchung der Hündin ergab später allerdings: Bei ihrer Verletzung handelt es sich definitiv nicht um eine Bisswunde, sondern eine Verletzung durch den Zusammenprall. „Es ist in dem Fall noch mal gut gegangen“, so das Fazit.
Doch die Gefahr ist damit noch nicht gebannt. In den Stunden danach sichteten weitere Schützen die Wölfe im Treiben – darunter ein besonders „starkes Tier“. Die Jagdleitung reagierte sofort mit einer Warnung: Alle Hundeführer wurden aufgefordert, ihre Vierbeiner sofort aus dem Wald zu holen.